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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kochs, und um Mund und Kinn herum sowie bis hoch zu den Wangen wuchs ein dichter Bart. Nach getaner Arbeit trank er ebenfalls gern ein Pils, was richtig in seine Kehle hineinzischte.
    »Sie brauchen nicht mit hochzugehen«, sagte Hilde zu Karin Brandenburg. »Ich kenne mich ja hier aus.«
    Wir mußten wieder zurück in das Lokal, um die Treppe nach oben zu nehmen. Sie führte auch in den Keller. Nebenbei erfuhr ich von Hilde, daß sich dort unten ein richtiges Gewölbe befand. Ein kleiner Rittersaal, in dem des öfteren Feste gefeiert wurden.
    »Heute abend auch«, sagte sie. »Das können wir uns mal ansehen, denn dort ist der Bär los.«
    »Aber erst mal die Burg.«
    »Sicher.«
    Mit meinem Zimmer war ich sehr zufrieden. Hell und freundlich eingerichtet.
    Durch das Fenster schien die Sonne und verteilte ihre Strahlen. Ich packte die Tasche aus, während mir Hilde zuschaute.
    »Schade«, sagte sie.
    »Was ist schade?« fragte ich auf der Schwelle zum Bad mit dem Kulturbeutel in der Hand.
    Sie wies auf das Bett. »Ich denke gerade an unser Wochenende vor einem Jahr.«
    »Ich auch.«
    »Und?«
    »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«
    Hildegard von Zavelsreuth stemmte die Hände in die Hüften und verdrehte die Augen. »Das hätte mir auch ein Deutscher sagen können.«
    »Tja, ich bin eben Europäer und habe von jedem etwas angenommen.«
    ***
    Wir waren die Straße weitergegangen, und ich hatte den herrlichen Blick in das Teinachtal genossen, aber auch die Aussicht über die Höhenzüge hinweg, bis hin zur Hohenstaufener Albkette, die sich in der klaren Luft abzeichnete.
    Als wir die Brücke betraten, griff Hilde nach meiner Hand. Ich spürte, wie sie erschauderte, denn jetzt überfielen sie wieder die Erinnerungen an die letzte Nacht. Sie schloß sogar für einen Moment die Augen, als wollte sie die Bilder wieder hervorholen.
    »Okay, Hilde, ich bin bei dir. Laß den Ritter kommen, dann werde ich ihm Zunder unter der Rüstung machen.«
    »Du siehst das viel zu locker, John. Er ist eine Gefahr. Denk immer daran.«
    »Mal sehen.«
    Meine Begleiterin hatte sich nicht geirrt. Um diese Zeit herrschte nicht viel Betrieb, der Besucherandrang hielt sich in Grenzen. Vielleicht war es auch manchen Menschen zu warm. Uns konnte es nur recht sein.
    Vor der Brücke hatten wir einige Motorräder gesehen, die von ihren Fahrern im Kreis aufgebaut worden waren wie eine Wagenburg früher im Wilden Westen. Die Fahrer – junge Frauen und Männer – hockten zusammen, aßen und tranken.
    Die Sonne schien von einem postkartenblauen Himmel. Sie war schon ziemlich warm, sogar in dieser Höhe.
    Hildegard von Zavelsreuth ging rechts neben mir. Sie zitterte leicht und drückte ihre Schulter gegen die meine. »Den Weg bin ich in der Nacht auch gegangen, John, nur habe ich da einen Totenschädel verfolgt, der vor mir herrollte wie ferngelenkt.« Sie nickte sich selbst zu. »Und irgendwie war er das auch, ebenso wie ich, denn auch ich wurde von einer fremden Macht beherrscht. Ich mußte den Weg einfach gehen. Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Dieser verfluchte Ritter hielt alle Trümpfe in der Hand. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Ja.«
    Sie blieb stehen, weil meine schlichte Antwort sie überrascht hatte.
    »Sagst du das nur so, um mich zu beruhigen, oder stehst du echt hinter deinen Worten?«
    »Ich stehe dahinter.«
    »Hat es Sinn, dich nach den Gründen zu fragen?«
    »Nein, Hilde. Nimm es einfach hin. Oder denke an meine Erfahrungen. Abgemacht?«
    »Ja, das ist okay.«
    Wir verließen die alte Holzbrücke und tauchten wenig später ein in den Torbogen, wobei wir augenblicklich den Temperaturunterschied merkten, denn zwischen diesen alten, feuchten und leicht gebogenen Wänden war es doch ziemlich kühl.
    Ich ging langsamer, weil ich mich umsehen wollte. Neben mir fröstelte Hilde wieder, was wohl mehr an der Kühle lag und weniger an ihrer Erinnerung an die letzte Nacht.
    Ich hörte sie heftig atmen, während wir weitergingen und kein Wort miteinander sprachen. Obwohl wir die Füße recht behutsam aufsetzten, waren unsere Tritte deutlich zu hören. Auch wegen des leichten Echos, das von den Wänden widerhallte.
    Vor uns lag in einem Ausschnitt der Burghof. Er wurde von der Sonne beschienen und hatte deshalb nichts Unheimliches zu bieten. Bei Dunkelheit aber würde es anders aussehen, das wußte ich genau.
    »Entdeckt habe ich nichts, Hilde.«
    Sie lachte leise. »Kann ich mir denken. Es gibt hier auch nichts zu sehen. Der Ritter

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