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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kreuz hielt immer noch Kontakt mit ihr.
    Immer deutlicher wurde das Bild. Es wirkte auf mich wie ein unheimliches Gemälde, obwohl ich davon überzeugt war, daß ich es damit nicht vergleichen konnte.
    Das hier war echt. Ich hatte das Poltern gehört. Also mußte sich etwas bewegen.
    Vielleicht die alten Gebeine? Die blanken Schädel, die grünlich schimmerten?
    Leere Augen-, Mund- und Nasenhöhlen wirkten wie schmale, unheimliche Tunnelöffnungen. Dahinter ballte sich eine tiefe, tintige Schwärze, und auch zwischen den Pyramiden lag sie wie dichte Watte.
    Hilde hatte mir erzählt, daß der Ritter genau diesen Weg genommen hatte, und so wartete ich darauf, ihn zu sehen.
    Er kam noch nicht.
    Der Kontakt blieb.
    Dann hörte ich wieder das Rumpeln und Poltern. Diesmal lauter, als hätte es sich der Vorderseite der Mauer genähert. Meine Spannung erhöhte sich noch mehr.
    Zeigte er sich? Hatte ihn die weiße Magie des Kreuzes aus seinem Versteck gelockt? Ja, er kam!
    Plötzlich entstand im Dunkel des Hintergrunds eine Bewegung. Eine Gestalt schob sich näher heran und wurde konkret, so daß ich sie endlich richtig erkannte.
    Es war der Ritter, und schon beim ersten Blick wußte ich, daß Hildegard von Zavelsreuth nicht gelogen hatte. Er sah genauso aus, wie ich ihn von ihrer Beschreibung her kannte…
    ***
    Er kam nicht, sprach mich auch nicht aus seinem steinernen Gefängnis hervor an, sondern blieb in einer drohenden Haltung stehen, als wollte er jeden Augenblick sein gezogenes Schwert gegen mich schwingen. Beide Hände umklammerten den Griff. Er hatte die Waffe angehoben und sie schräg zur rechten Seite hin gedrückt. Mochte das Schwert auch noch so alt sein, es sah aus wie frisch poliert, und das magische Licht des Kreuzes schuf sogar einen Lichtblitz auf dem Metall.
    Vom Ritter selbst sah ich nur den Körper, nicht das Gesicht. Es war unter dem nach unten geklappten Metallvisier verschwunden. Die Rüstung reichte auch nur bis zur Hüfte. Im unteren Teil fächerte sie auseinander wie der Rock einer Frau. Die Beine blieben frei. Ich sah eine dunkle Haut von den Oberschenkeln bis dicht über die Knie hinweg, denn der untere Teil der Beine wurde von den Schäften der relativ hohen Stiefel bedeckt.
    Zudem hatte er noch ein rotes Tuch um die Hüften geschlungen, über dessen Bedeutung ich mir nicht im klaren war.
    Wir starrten uns an.
    Dabei standen wir dicht beieinander. Dennoch hätte ich nicht sagen können, wie groß die uns trennende Entfernung war. Es sah zwar zum Greifen nahe aus, aber zwischen uns lag möglicherweise eine Dimension, die in Metern oder Kilometern nicht zu messen war.
    Das Kreuz hielt nach wie vor Kontakt mit der Wand. Meine linke Hand war jedoch frei.
    Ich schob sie jetzt vor. Die Finger glitten auf die Wand zu, um zu erproben, ob sie so aufgeweicht war, daß ich von einem magischen Tor sprechen konnte.
    Nein, das war der Widerstand der kühlen Steine. Ich kam nicht hindurch, das harte Gestein hinderte mich daran, und auch ein Preßluftbohrer hätte nichts erreicht.
    Und doch war der Ritter da. Die Kraft des Kreuzes hatte ihn angelockt, aber sie schaffte es nicht, ihn zu zerstören, denn ich stand in meiner Welt, und er hielt sich in der seinen auf. In irgendeinem Zwischenreich auf halbem Wege vom Diesseits ins Jenseits.
    Keiner von uns bewegte sich. Auch die Schädel auf den Pyramiden rutschten nicht weiter.
    Noch immer wirkte der Ritter so, als wollte er mich im nächsten Augenblick in zwei Hälften schlagen. Durch den Kontakt mit dem Kreuz wurde er in Schach gehalten. Das aber änderte sich, als ich das Risiko einging, das Kreuz von der Wand wegzuziehen und dabei selbst noch einen Schritt zurücktrat.
    Plötzlich schlug er zu.
    Das Schwert raste durch seine Welt – und durchbrach tatsächlich die Grenze.
    Ich hatte Glück, unwahrscheinliches Glück. Wäre ich nicht nach hinten getreten, hätte mich die Klinge zumindest schwer verletzt, vielleicht sogar getötet.
    So aber zischte sie dermaßen dicht an mir vorbei, daß ich den Windzug verspürte. Im nächsten Moment schlug sie gegen den Boden, wurde weitergeführt, kratzte darüber hinweg. Dann hob der Ritter seine Waffe wieder an und zog sie zurück in seine Welt.
    Augenblicklich nahm er wieder die gleiche Schlaghaltung an und verschwand blitzschnell – zusammen mit den Pyramiden aus Gebeinen – vor meinen Augen. Zurück blieb die normale Wand und meine Erinnerung an die erste Begegnung mit dem unheimlichen, für mich noch namenlosen

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