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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entschlossen, den anderen nicht anzusprechen. Statt dessen duckte er sich noch tiefer, damit ihn das Gesträuch verbarg.
    In der Hocke wartete er.
    Charlie brauchte nicht lange in der unbequemen Haltung zu verharren, denn er hörte bereits die Tritte der Gestalt. Da kratzte nichts, da schepperte kein Metall über Metall, nur das Auftreten der Füße drang an seine Ohren.
    Tapp… tapp… tapp…
    Erschreckend gleichmäßig. Wie ein ablaufendes Uhrwerk. Charlie wagte nicht, den Kopf zu heben. Er konzentrierte sich einzig und allein auf das Geräusch.
    Dann war der Ritter mit ihm auf gleicher Höhe…
    Charlie Korn hätte sich am liebsten in den Boden eingegraben. Da dies nicht möglich war, wartete er zitternd, gespannt und in dieser unnatürlichen Haltung ab. Nicht einmal die Schmerzen im Rücken spürte er. Das andere Gefühl war zu stark.
    Und der Ritter ging weiter.
    Sehr deutlich waren die Echos der Tritte für Charlie Korn zu hören. Und er atmete auf, als sich die Geräusche entfernten und zwangsläufig leiser wurden.
    Dieser Kelch war an ihm vorübergegangen. Noch einmal Glück gehabt, trotz allem.
    Obgleich die Haltung für ihn sehr unbequem war, wartete Charlie noch einige Sekunden ab, bevor er seinen Körper langsam in die Höhe drückte, ohne ein Geräusch dabei zu verursachen. Er schaute durch eine Lücke zwischen den höheren Zweigen und richtete diesmal seinen Blick nach rechts.
    Da war die Straße – und sie war leer!
    Charlie schluckte. Er stellte sich jetzt aufrecht hin, natürlich spürte er jetzt wieder seinen Rücken, denn die Spannung und die Furcht waren von ihm abgefallen. »Das gibt es doch nicht«, sagte er zu sich selbst. »So etwas ist unmöglich. Der… der… kann doch nicht vom Erdboden verschwunden sein, verflucht.«
    Er war es aber, denn auch in der Umgebung der Straße, also rechts und links davon, sah er nichts.
    »Bin ich schon so verkalkt, daß ich mir das alles nur eingebildet habe, oder habe ich den komischen Ritter wirklich gesehen?« Die Antwort gab er sich selbst, allerdings diesmal in Gedanken, denn er schätzte sich noch nicht als so senil ein.
    Zudem dachte er an das Gespräch mit Hildegard von Zavelsreuth und ihren Begleiter John. Die beiden hatten sich nach einem Ritter erkundigt, zwar auf Umwegen, aber zu diesem Zeitpunkt sah Charlie ihre Fragen in einem ganz anderen Licht.
    »Da braut sich etwas zusammen«, murmelte er. »Ich bin ganz sicher. Das riecht nach Unheil.« Er war sowieso ein ängstlicher Typ.
    So tat er an einem Freitag, dem 13. nicht, was nicht unbedingt sein mußte. Er ging nicht weg und achtete peinlich darauf, nicht mit dem linken Bein zuerst aufzustehen.
    Deshalb war Charlie Korn auch für gewisse Dinge empfänglich, und jetzt, da der Ritter verschwunden war, spürte er genau, daß mehr dahinter steckte.
    Längst hatte er die Umgebung der Bank verlassen und stand am Rand der Straße.
    Nein, es war nichts zu sehen. Der Ritter hatte sich zurückgezogen. Er war einfach weg, verschwunden, abgetaucht, als hätte er sich kurzerhand aufgelöst.
    Noch einmal dachte Charlie über das Erlebte nach. Geirrt hatte er sich nicht. Urplötzlich waren die Trittgeräusche nicht mehr zu hören gewesen.
    Aufgelöst wie ein Spuk.
    Nein, das war nicht normal.
    Charlie schwitzte. Er roch den Staub, den der Wind über die Erde trieb, und er merkte, wie sein Herz immer schneller klopfte. Der Rücken war ihm kalt geworden, auch auf der Kopfhaut fühlte es sich an, als würde Eis darüber hinwegrieseln.
    Tief holte er Luft. Er kannte einige Tricks, um die Aufregung abklingen zu lassen.
    Nicht heute.
    An diesem Tag war die Furcht stärker.
    Charlie wollte nicht mehr allein bleiben. Nach dem Schlaf, der viel zu lange gedauert hatte, fühlte er sich wieder einigermaßen fit. Außerdem lockte das Bier, mit dem er seine innere Wüste anfeuchten konnte. Es würde Zischen, in seine Kehle rinnen, es würde ihm schmecken, und er wollte diesen komischen Ritter einfach vergessen.
    Aber er wußte, daß ihm dies nicht gelingen würde…
    ***
    Zuerst klapperte das Fenster, dann wurde es von einem Windstoß gepackt und mit einem heftigen Knall zugeworfen.
    Dieses Geräusch riß mich aus dem Halbschlaf. Ich setzte mich auf, die Decke rutschte von meinem nackten Körper, aber ich war sofort voll da.
    Ich lag im Bett eines fremden Hotelzimmers. Nur die Frau, die neben mir lag und die Augen geschlossen hielt, war mir nicht fremd. Wir hatten das wiederholt, was wir vor einem Jahr begonnen hatten

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