Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sagen, daß mich die heilige Furcht packte.«
    »Warum?«
    »Hilde«, sagte Charlie mit einer Stimme, die jedes Wort unterstrich. »Der war so verdammt echt, verstehen Sie?«
    »Ja, das begreife ich.«
    »Dann war er weg. Urplötzlich. Wie ein Geist. Außerdem würde ich es wissen, wenn für heute in der Nähe Ritterspiele geplant wären. Da kann mir einer sagen, was er will, der sah nicht verkleidet aus, als wollte er irgendwo an einem Spiel teilnehmen.«
    Ich hatte zugehört, die Hälfte des edlen Gerstensafts getrunken und fragte jetzt: »Sie haben wirklich nicht gesehen, wohin er so plötzlich verschwunden ist?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie eine Ahnung?«
    »Nicht die geringste, John. Er war weg. Von einer Sekunde zur anderen hörte ich seine Schritte nicht mehr.«
    Ich blickte Hilde an, die auch nicht mehr weiter wußte. »Meinst du denn, John, daß er sich in Luft auflösen oder verschwinden kann wie ein Geist? Ist das möglich?«
    »Kann sein, denn ich weiß nicht, welche Kräfte noch in ihm stecken. Es gibt hin und wieder Gestalten, die Unwahrscheinliches vollbringen. Das habe ich oft genug erlebt. Es hat aber keinen Sinn, hier über einen Dimensionswechsel zu reden. Das würde nur in die Irre führen und wäre zu theoretisch. Daß er nicht für alle Zeiten verschwunden ist, davon müssen wir schon ausgehen.«
    »Er kommt zurück?« hauchte Charlie, und ich sah, wie sich auf seinem Gesicht eine Gänsehaut bildete. Er strich über sein glattes, noch immer dunkelblondes Haar. »Das ist wirklich ein Hammer«, sagte er leise.
    »Aber ich begreife es nicht.«
    »Wie dem auch sei, Charlie, wir…«
    Vor der Tür entstand Lärm. Stimmen wehten herein, obwohl der Eingang geschlossen war. Ich saß sofort stocksteif auf meinem Platz. In diesem Moment war ich hoch sensibilisiert und rechnete auch mit etwas Schlimmem.
    Jemand rammte die Tür förmlich auf. Einen Augenblick später drang die Meute in die Gaststätte ein. Männer und Frauen, schon überaus lustig, die hier feiern wollten. »Das ist die Gesellschaft, die das Gewölbe gemietet hat«, sagte Hilde.
    Ich stimmte ihr zu.
    Die Gäste waren allesamt im mittleren Alter, zwischen 30 und 50. Sie wurden vom Ehepaar Brandenburg begrüßt. Es gab ein großes Hallo.
    Jemand sagte, daß er einen unwahrscheinlichen Appetit hatte und ein halbes Schwein vertilgen könnte.
    Daraufhin fingen zwei Frauen an zu grunzen. Unter großem Gelächter verschwand die Gesellschaft nach unten, bis auf einen Mann, der neben unserem Tisch stehenblieb.
    »Na, Hilde…«
    Sein Tonfall gefiel mir nicht. So hob ich den Kopf ebenso wie Hilde. Der Mann war in meinem Alter, hatte aber wenig Haare auf dem Kopf. Er trug einen hellgrauen Anzug, zum Hemd keine Krawatte, und über dem Hosengürtel spannte sich der Bauch, schon eine Wampe. Sein Gesicht wirkte irgendwie flach und nichtssagend, nur in den Augen lag ein gieriges Funkeln.
    »Was willst du, Ernst?«
    »Wir könnten nachher zu mir gehen.«
    »Oder es auch bleiben lassen.«
    »Bist du immer noch so eingebildet?«
    »Das siehst du so, aber wie sieht es ein Gesunder?«
    Er lief rot an und zischte etwas von bereuen, bevor er verschwand.
    Charlie staunte. »Den haben sie aber abfahren lassen, Hilde. Ist ja schon super.«
    »Widerlich, der Kerl.«
    »Wer war das? Woher kennst du ihn?« wollte ich wissen.
    Sie winkte ab. »Er heißt Ernst Nägele und wohnt unten in Teinach. Er hält sich für den Schönsten, seit seine Frau ihm vor zwei Jahren weggelaufen ist. Seitdem sucht er nach immer neuen Frauen. Die weiblichen Kurgäste sind ihm oft zu alt. Ich habe ihn zufällig bei einem Tanzfest kennengelernt und ihn damals schon abblitzen lassen, aber er gibt keine Ruhe.« Sie strich eine Haarsträhne zurück. »Angeblich soll er über mich ein Gedicht, eine Zote oder ein Pamphlet geschrieben haben. Das weiß ich aber nicht so genau.«
    »Dann hast du es auch noch nicht gehört?«
    »Gott bewahre, John. Ich ärgere mich nur, daß er mir gerade jetzt über den Weg gelaufen ist. Der wird uns sicherlich noch am Abend beglücken, denke ich.«
    »Nur, wenn er hochkommt.«
    »Das wird er, John.«
    Ich leerte mein Glas. »Jetzt ist er erst einmal unten, und dort wird er auch bleiben. Da kann ich mich mal umsehen.«
    »Wo denn?«
    »Draußen.«
    »Ehrlich?« fragte Charlie. »Also, mich bringen keine zehn Pferde hier raus. Und wenn ich heute abend in meine Ferienwohnung fahre, dann nehme ich ein Taxi.«
    »Das bleibt Ihnen freigestellt, aber ich möchte

Weitere Kostenlose Bücher