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Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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Kinderkram. Was ist jetzt mit deinem Vater?«
    Die Enttäuschung
tat weh. »Der hat keine Zeit.«
    »Wäre aber
besser!«
    »Ach so?«
    Er grinste.
»Wir wollen euren bankrotten Laden aufkaufen.«
    »Wie meinst
du das?«
    »Na, euer
Weingut übernehmen wir. Da könnt ihr froh sein. Pleite, wie ihr seid!«
    Sie schaute
sich verunsichert zur Mutter um, die aus der Küche gekommen war und sich die Hände
an der Schürze abtrocknete.
    »Herr Halvard
will Papa sprechen.«
    »An Heiligabend?«,
wunderte sich die Mutter.
    Onno Halvard,
der endlich die Haustür erreicht hatte, entschuldigt sich für das unangemeldete
Erscheinen. Die Mutter führte die Männer in die Wohnstube und trug Angela auf, den
Vater zu holen.
    Schüchtern
klopfte sie an die Bürotür. Er saß im Sessel, neben sich die Weinflasche. Die Mühe
mit dem Glas machte er sich schon lange nicht mehr.
    »Ist Zeit
für die Kirche, mein Schätzchen?«
    Als er hörte,
wer gekommen war, schlug seine Stimmung um. Er beschimpfte Halvard als halsabschneiderischen
Weinaufkäufer, der zu Geld gekommen war, indem er den Winzern die Preise abpresste.
»Der Gauner nutzt unsere Not aus seit dem Weinskandal. Was will er?«
    »Keine Ahnung«,
log sie und ging voraus in die Wohnstube, in der sich die Mutter, Onno und Harry
Halvard schweigend um den Weihnachtsbaum gruppiert hatten, dessen Kerzen der Vater
nach dem Kirchgang zum ersten Mal anstecken wollte. Billy lag hechelnd vor dem Kachelofen.
    Halvard
hielt sich nicht mit Vorreden auf und kam gleich zur Sache. Den Entwurf des Kaufvertrags
hatte er mitgebracht.
    »Sie ostfriesischer
Lump!«, brüllte der Vater. »Ihre Vorfahren haben Torf gefressen, da hat meine Familie
schon Wein gekeltert. Seit 278 Jahren gehört dieses Weingut den Bennefelds. Und
jetzt kommen Sie und bilden sich ein, Sie könnten mich von meinem Grund und Boden
vertreiben?«
    Halvard
ließ den Ausbruch gelassen über sich ergehen. »Darf ich Sie daran erinnern, dass
Sie mir einen Schuldschein unterschrieben haben. Er wird zu Silvester fällig. Sie
können natürlich mit der Bank reden.«
    »Die Bank
gibt mir keinen Pfennig mehr!«, schrie der Vater außer sich. »Das wissen Sie genau.«
    »Eben«,
bemerkte Harry trocken.
    Er nestelte
am Schal herum, der ihn in der aufgeheizten Stube ins Schwitzen brachte. In seinem
Blick erkannte sie Gier, Habsucht und eine Befriedigung, die allein die Macht über
andere verleihen konnte. Bevor der Schal auf dem Boden gelandet war, begriff sie.
Für den Rest ihres Lebens würde sie Ulf-Harald Halvard aus tiefstem Herzen verachten.
    Der Kirchgang
fiel aus. Der Baum blieb unbeleuchtet und das Essen im Kühlschrank. Sie schloss
sich mit Billy in ihrem Zimmer ein. Um Mitternacht schlug der Hund an, weil der
Vater das Haus verließ. Ob er wohl auf direktem Weg zur Christophoruskirche ging?
Als Mitglied des Kirchenvorstands besaß er einen Schlüssel. Irgendwann in der Nacht
stieg er zum Glockenturm hinauf, zwängte sich durch eine Luke und kletterte auf
das Dach hinaus.
    Am Morgen
wurde er, beinahe erfroren und die Wirbel zerschmettert, auf der Gasse vom Küster
gefunden. Kinder und Betrunkene haben einen Schutzengel, sagten die Schiersteiner.
Eine Einschätzung, der sich Karl Bennefeld nicht anschließen wollte.

6
     
    Dienstag, der 12. Juli
     
    Zum Teufel, was soll’s! Noch einen
einzigen Schluck und den Rest für morgen aufsparen. Oder für übermorgen. Sie hatte
alles unter Kontrolle.
    Das Zuschnappen
der Handtasche weckte ihn auf. Sein Blick erschien ihr außergewöhnlich klar. Auf
der schrumpligen Stirn standen Schweißperlen. »Angela, du bist noch hier?«
    Sie lächelte.
»Du hast nur für ein paar Minuten geschlafen. Magst du ein Glas Wasser?«
    »Lieber
einen Kaffee.«
    Sie verließ
das Zimmer, füllte in der Besucherecke zwei Becher aus der Thermoskanne und gab
jeweils zwei Stück Zucker und einen Löffel hinein. Wie der Vater trank sie den Kaffee
am liebsten ohne Milch und süß. Sie widerstand der Versuchung, ihren Becher mit
dem verbliebenen Nemiroff aufzufüllen. Als sie mit dem Tablett ins Zimmer zurückkehrte,
knetete der Vater über der Bettdecke die Hände; das Wenige, was er aus eigener Kraft
tun konnte.
    »Musst du
nicht ins Gericht, Angela?«
    Sie stellte
das Tablett ab und nahm wieder Platz. »Meine Überstunden würden für einen zweiten
Jahresurlaub reichen. Endlich konnte ich mir ein paar Tage freinehmen. Wir haben
Zeit zum Reden.«
    »Ach ja«,
murmelte er und schaute zum Fenster, durch das es

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