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Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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ganze Elend. Manchmal habe ich das so satt.«
Er wandte sich ihr zu. »Entschuldige. Ich sollte hier nicht rumjammern.«
    »Schon gut.
Ich weiß, wie das ist. Ich war lange genug dabei.«
    Er zögerte.
»Magst du mitkommen? Luigi wird sich freuen, dich zu sehen.«
    Davon war
sie weniger überzeugt. Bei dem dicken Hauptkommissar wusste man nie so recht, woran
man war. Trotzdem wollte sie Wolfert den Gefallen nicht abschlagen. »Wenn du meinst.«
    »Was ist
mit deinen Armen passiert?«, fragte er unterwegs. Zum Laufen trug sie ein leichtes,
kurzärmliges Trikot.
    »Berufsrisiko«,
sagte sie nur.
    Die junge
Schutzpolizistin betrachtete Norma argwöhnisch, ließ sie jedoch auf einen Wink Wolferts
passieren. Als Milano auf den Fußballen herumfuhr, kam sein Bauch in Wallung. Man
könnte meinen, er hätte die Pfunde eingesammelt, die Dirk verloren gegangen waren.
    »Die Frau
Privatschnüfflerin«, frotzelt er und zeigte mit dem feisten Zeigefinger auf ihre
nackten Arme. »Lass mich raten: Der andere hat gewonnen.«
    »Ich freue
mich auch, dich zu treffen, Luigi. So liebenswürdig wie eh und je! Ist das ein Fall
für die Mordkommission?« Sie deutete auf die zugedeckte Gestalt zu seinen Füßen.
    »Wir werden
sehen.«
    Milano winkte
die Polizisten heran, die sich bereithielten, um den toten Körper mit Decken abzuschirmen,
und bückte sich mit erstaunlicher Gewandtheit. Er hob die Wolldecke an. Zum Vorschein
kam eine Frau. Schmal, zierlich, nicht mehr ganz jung, wie das Gesicht ahnen ließ,
das in seiner Blässe etwas Geisterhaftes hatte. Die Iris der weit geöffneten Augen
schimmerte meergrün wie das Hafenwasser in der Morgensonne; eine unangemessene Übereinstimmung.
Die Haarsträhnen klebten an Kopf und Hals, verschmutzt von Schlamm und durchsetzt
von Fetzen fremdartiger Wasserpflanzen. Ein Schuh fehlte. Der andere saß fest am
Fuß. Die Absätze eben hoch genug, um bei aller Bequemlichkeit elegant zu wirken,
und stilvoll abgestimmt auf das eng anliegende, in der triefenden Nässe dunkelblaue
Abendkleid.
    Milano murmelte
etwas auf Italienisch, was wie ein Fluch klang. »Ein Kerl mit Brieftasche im Jackett
wäre mir lieber. Wir brauchen ein Foto von ihr zum Rumfragen. Vielleicht kennt sie
jemand.«
    Wolfert
beugte sich zur Toten hinunter. »Mir kommt sie bekannt vor. Dir nicht auch, Luigi?
Sieh mal richtig hin!«
    Milano gab
ein unsicheres Grunzen von sich, ließ sich jedoch zu einer ausführlicheren Inaugenscheinnahme
herab. »Kann sein, ich habe sie schon irgendwo gesehen.«
    »Ihr müsst
sie kennen«, sagte Norma.
    »Weiß Frau
Schnüfflerin wieder einmal mehr als wir?«, murrte Milano.
    »Woher sollten
wir die Frau kennen?«, fragte Wolfert gespannt.
    Normas Blick
ruhte auf der Toten. »Vom Wiesbadener Landgericht. Das ist Dr. Angela Bennefeld.
Die Staatsanwältin.«
    Wolfert
betrachtete die Frau über den Rand seiner dicken Brillengläser. »Tatsächlich, das
ist die Bennefeld.«
    Norma war
betroffen. »Ich habe sie gestern Abend in der Spielbank gesehen. Und später war
sie noch im Kurhausrestaurant. Wenn ihr mich fragt …«
    »Ja?«, sagten
beide wie aus einem Mund.
    »Na ja,
sie war angetrunken. Auf der Treppe geriet sie ins Straucheln.«
    »Sie muss
hier im Hafen ins Wasser gefallen sein«, vermutete Wolfert. »Innerhalb weniger Stunden
kann sie unmöglich vom Rhein hierher gespült worden sein.«
    Vorsichtig
stieg Milano einen Schritt auf der gemauerten Uferbefestigung hinab. »Die Böschung
ist steil, keine Frage, aber nicht steil genug, um nicht aus eigener Kraft rausklettern
zu können. Wie knülle muss man sein, um hier abzusaufen?«
    Wolfert
half dem Kollegen wieder hinauf. »Im Gericht munkelt man, die Frau Staatsanwältin
habe eine Vorliebe für Wodka. Norma, hast du eine Idee, was sie hier gewollt haben
könnte?«
    »Vermutlich
war sie auf dem Heimweg. Sie wohnt hier in Schierstein.«
    Milano nickte
zufrieden. »Dann sind wir raus aus der Sache. Kein Fall für die Mordkommission.
Nur eine ausgerutschte Betrunkene.«

11
     
    Montag, der 18. Juli
     
    Niemand wäre so skrupellos, aus
einer Laune heraus dermaßen Sturm zu klingeln. Niemand, außer Nina Santini. Sie
streckte Norma die Arme entgegen. »Hier! Das hat der Postbote vor deiner Bürotür
abgeladen.«
    Ein gelbes
Päckchen, so groß wie zwei Schuhkartons und unerwartet leicht. Beim behutsamen Schütteln
ließ sich drinnen ein Rascheln hören. Irgendetwas Hölzernes geriet ins Rutschen.
Äußerlich war nichts Bemerkenswertes zu entdecken: Eine

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