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Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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Mein Schwiegervater denkt
tatsächlich über den Kauf nach. Außerdem war Angela Bennefeld während der ersten
Besichtigung noch am Leben, wie Sie sich erinnern sollten.«
    Er funkelte
sie an. »Warum sind Sie hier?«
    Sie behielt
das Lächeln bei. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Man sah
ihm an, wie er mit sich rang, ob er sie vom Hof werfen oder auf das Gespräch eingehen
sollte. Die Neugier siegte.
    »Was denn?«,
fauchte er.
    Sie holte
ein zusammengefaltetes Papier aus der Hosentasche. »Ein Foto! Genauer gesagt, einen
Ausdruck davon. Entschuldigen Sie die schlechte Qualität.«
    Zögernd
nahm er den Zettel in die Hand. »Ein Kind? Wer ist das?«
    »Das möchte
ich Sie fragen!«
    »Wieso mich?«
    »Weil das
Originalfoto Ihrer Mutter gehört.«
    »Dann fragen
Sie meine Mutter. Ich habe das Bild noch nie gesehen.«
    Sie strahlte
ihn an. »Ich dachte, Sie kennen die Person bestimmt. Ein Verwandter vielleicht?«
    Die Charmeoffensive
zeigte Wirkung. Er hob das Blatt dicht vor die Augen und blinzelte. »Weiß nicht,
wer das sein soll. Das ist ja ewige Zeiten alt, das Bild. So eine Lederhose hatte
ich auch. Jeder Junge trug damals so was.«
    »Und das
Haus? Kommt es Ihnen bekannt vor?«
    Er schüttelte
den Kopf. »Nie gesehen.«
    »Darf ich
Sie noch etwas fragen?«
    Er blickte
zum Auto hinüber. »Wenn’s schnell geht! Ich muss weitermachen. Sonst trocknet die
Paste an.«
    »An ihrem
letzten Abend war Angela im Restaurant ›Zum Hafen‹. Ist sie zwischendurch in der
Wohnung gewesen? Haben Sie etwas mitbekommen?«
    Die Zugänglichkeit
war wie fortgeblasen. »Wollen Sie mich aushorchen?«
    »Ich bitte
Sie lediglich um eine Auskunft, Herr Medzig.«
    Er habe
keine Ahnung, ob Angela an ihrem letzten Abend zu Hause war, erklärte er widerstrebend.
»Ich bin nicht der Hofhund! Ich hab ferngesehen. Unsere Jungs gegen Italien. Das
lass ich mir nicht entgehen.«
    »Haben Sie
das Spiel allein angesehen?«
    »Was glauben
Sie!«, blaffte er. »Dass ich die Nachbarschaft zum Public Viewing einlade? Klar
war ich allein. War’s das jetzt?«
    Auf dem
Weg zum Hoftor fühlte sie sich von seinen Blicken verfolgt.
    »Sagen Sie
dem Schwiegervater«, rief er ihr nach, »er kann das Adebar haben. Wenn er mehr bietet
als der Investor. Mir ist wurscht, wer es kauft. Solange der Preis stimmt.«

29
     
    Die junge Frau hatte sich soeben
den Teebecher aufgefüllt und im Nebenraum, der ihr zugleich als Lager und Büro diente,
an das Tischchen gesetzt, das Buch bereits aufgeschlagen in der Hand, als die Ladenglocke
schellte. Von morgens bis abends ging es in ihrem Post- und Schreibwarenlädchen
zu wie im Taubenschlag. Die Kunden gaben sich die Klinke in die Hand, und sie liebte
es, wenn der Laden brummte. Außer in den seltenen Minuten, wenn sie Pause machen
und zur Entspannung lesen wollte. Sie schob einen Zettel als Lesezeichen in den
Krimi, nahm auf die Schnelle einen Schluck Tee und ging nach nebenan in den Ladenraum.
Schon wieder gut gelaunt. Das Buch lief ihr nicht fort, und mit Unterbrechungen
blieb es länger spannend.
    Sie kannte
die meisten Kunden: die Leute aus dem Ort fast alle mit Namen und die anderen, die
die verkehrsgünstige Lage schätzten, zumindest vom Sehen. Das Lädchen lag direkt
am Neuhofer Kreisel. Wer sich mit dem Wagen auf der Bundesstraße zwischen Bad Schwalbach
und Idstein bewegte, kam zwangsläufig daran vorbei, und nach einem Parkplatz musste
man nicht suchen. Der Junge, der ein Päckchen hereintrug, hieß Jonas und wohnte
zwei Straßen weiter. Vor wenigen Minuten hatte er drei Hefte und einen Radiergummi
gekauft und zu seinen Schulsachen in den Rucksack gesteckt. Von einer größeren Sendung
war nicht die Rede gewesen.
    Sie half
ihm, den Karton auf die Waage zu stellen, und überprüfte Maße und Gewicht. »Das
geht noch als Päckchen. Es sollte am Montag beim Empfänger sein.«
    Der Junge
reicht ihr einen 20-Euro-Schein. »Den Rest darf ich behalten.«
    Sie lächelte
über seinen Eifer. »Das ist ein großzügiges Trinkgeld. Sieh mal, deine Mutter hat
den Absender vergessen!«
    »Das Päckchen
ist nicht von Mama. Draußen im Auto, die Frau hat mich gefragt.«
    Er zeigte
zur Ladentür. Dort war kein Wagen zu sehen. Anschließend sammelte er das Wechselgeld
ein und steckte Scheine und Münzen lässig in die Hosentasche. »Tschüss!«
    »Bis bald«,
antwortete sie und trug das Päckchen nach hinten. Vielleicht reichte die Zeit für
ein ganzes Kapitel, bevor der nächste Kunde kam.

30
     
    Aus dem Auto wählte

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