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Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Eden und Orion - Lichtjahre zu dir

Titel: Eden und Orion - Lichtjahre zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Douglas
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kann?«
    »Geht nicht. Ich habe schließlich nur drei Fragen.«
    »Du bist sicher enttäuscht von meiner Antwort«, prophezeite Ryan. »Ich habe noch nie etwas wirklich Schlimmes getan. Außer dass ich mich einmal in meinem Leben als jemand ausgegeben habe, der ich gar nicht bin, weil ich unbedingt zu einer Clique dazugehören wollte.«
    Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ryan sich ernsthaft bemühen musste, irgendwo dazuzugehören. Sein Geständnis machte ihn verletzlich, was irgendwie nicht in mein Bild von ihm passte.
    »Und die zweite Frage?«, drängte er.
    »Was willst du später einmal machen?«
    »Keine Ahnung.« Er zuckte ratlos die Schultern. »Irgendwas mit PR und Umweltschutz wahrscheinlich. Mit Tieren oder Pflanzen. Ökosysteme erforschen. Gefährdete Biotope schützen.«
    »Also so was wie das Eden-Projekt? «
    Er lächelte. »Ja, so was in der Richtung. Das wäre perfekt.«
    »Und jetzt meine letzte Frage«, kündigte ich an. »Wer ist dein ganz persönlicher Held?«
    »Connor!«
    Ich schielte erneut durch meine Finger. Ryan schmunzelte und brach dann in Lachen aus.
    »Connor?«, fragte ich irritiert.
    »Warum nicht? Er ist schlau, souverän und es ist ihm egal, was andere von ihm denken. Außerdem hat er dich als beste Freundin.«
    »Jetzt mal im Ernst.«
    »Na gut. Ich habe keine Helden. Weil ich nicht an Helden glaube.«
    »Und was ist mit Gandhi oder Nelson Mandela oder Martin Luther King? Sie verdienen deine Bewunderung sicher mehr als Connor, oder?«
    Ryan antwortete nicht. Und während ich ihn so erwartungsvoll anstarrte, schossen mir plötzlich wieder Matts Worte durch den Kopf. Dass Ryan noch nie etwas von Adolf Hitler gehört haben sollte. Ich setzte mich auf. »Gandhi und Mandela – die Namen sagen dir aber schon etwas, oder?«
    »Natürlich«, sagte Ryan schnell. Ein wenig zu schnell vielleicht. Beinahe trotzig bohrte er seinen Absatz in den Sand und legte die Stirn in Falten.
    »Also gut. Wer sind die beiden?« Jetzt wollte ich es wirklich wissen.
    Ryan sah mich an und atmete langsam aus. »Ich habe schon von ihnen gehört«, versicherte er mir dann eifrig, ließ aber sofort die Schultern sinken, als er fortfuhr. »Die Namen sagen mir etwas, aber ich erinnere mich, ehrlich gesagt, nicht mehr, warum genau sie berühmt sind.«
    »Euer Geschichtsunterricht in New Hampshire scheint ziemlich schlecht zu sein. Was haben die euch eigentlich beigebracht?«
    »Du hattest drei Fragen, nicht vier«, sagte Ryan.
    »Gib mir eine Antwort, dann darfst du mir auch noch eine Frage stellen.«
    »Wir haben vor allem über die Griechen und Römer geredet. Na ja und über die Geschichte der großen Expeditionen und Entdeckungen.«
    »Also über Columbus beispielsweise?«
    Er nickte. »Darf ich jetzt meine letzte Frage stellen?«
    »Na gut«, sagte ich und machte mich auf eine allgemeine Frage à la Was-magst-du-besonders-gern? oder umgekehrt gefasst.
    »Was hat Connor vorhin gemeint?«
    »Du meinst, als er von Mr Health und den Sicherheitsmaßnahmen angefangen hat?«
    Ryan nickte.
    Ich zögerte kurz. Ich sprach nicht gerne darüber, weil die Leute nie wissen, wie sie reagieren sollen, wenn die Worte ausgesprochen sind. »Vor zehn Jahren war ich in einen schweren Unfall verwickelt«, setzte ich an und atmete unwillkürlich schwerer. »Ich saß mit meinen Eltern im Auto. Wir waren auf einer Hochzeit gewesen und auf dem Heimweg. Mein Vater fuhr. Er hatte wohl ziemlich viel getrunken. Wir fuhren die Küstenstraße entlang. Ungefähr auf halber Strecke zwischen Penpol Cove und Perran ist es dann passiert: Er verlor die Kontrolle über das Fahrzeug. Wir kamen von der Straße ab und stürzten ins Meer.« Ich deutete auf die Landzunge, die vom Hafen über die Bucht verlief. »Dort war es genau. Bei Lucky Cove. Meine Eltern sind beide ertrunken.«
    Ryan sagte nichts, aber als er mich später heimfuhr, merkte ich, dass er sich zum ersten Mal an die Geschwindigkeitsbegrenzung hielt.

Siebtes Kapitel
    Um Schlag elf Uhr klopfte Ryan an die Tür. Im Radio erklangen gerade die drei Pieptöne, mit denen die volle Stunde angekündigt wurde. Ich musste lächeln über seine militärische Pünktlichkeit. Wie machte er das nur? Ich hatte an meinem Zimmerfenster gesessen, nach ihm Ausschau gehalten und immer wieder mit mir gerungen, ob ich ihn anrufen und unser Treffen absagen sollte oder nicht.
    An diesem Sonntag wollten wir bei mir lernen, und obwohl ich Ryan seit unserem Kennenlernen jede Woche eingeladen

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