Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
gehen?«
Ich nickte. »Ja, die meisten gehen dann wirklich noch zu irgendeiner privat organisierten Fete.«
Ryan nickte befriedigt. »Und der Streit mit dem gebrochenen Herzen fällt dann auf das Ende des Abschlussballs oder direkt auf den Beginn der Party. Dann geht er raus, um in die Sterne zu sehen. Er müsste allerdings ein Teleskop benutzen, um Eden vorbeiziehen zu sehen. Leider gibt Connor uns in seiner Autobiographie keinen Hinweis auf die Koordinaten, von wo aus er den Planeten entdeckt. Und er sagt auch nichts über das Teleskop, das er benutzt. Ich habe mich mittlerweile ein wenig schlaugemacht: In Cornwall gibt es mehrere Amateur-Astronomievereine, aber Connor ist in keinem als Mitglied gelistet. Außerdem hat nur ein einziger dieser Vereine für den 23. Juni ein Teleskoptreffen angesetzt, und das findet am Lizard Point statt.«
»Darf ich das Buch noch mal sehen?«
»Nein!« Ryan schüttelte entschieden den Kopf. »Du darfst nichts über Connors Zukunft erfahren.«
»Aber du kennst sie doch auch«, wandte ich trotzig ein.
»Ja, aber das muss ich doch auch. Und sobald meine Mission erfüllt ist, kehre ich direkt in meine Zeit zurück. Dann ist sowieso alles anders als in Connors Buch.«
Ich erstarrte und es fühlte sich an, als würde mein Herz kurz aufhören zu schlagen. Ryan würde gehen. Für immer. Ein wohlbekanntes Gefühl durchflutete meinen Körper. Ein Gefühl, das ich nicht beschreiben kann, weil der Schmerz zu groß ist für Worte. Mutterseelenallein auf der Welt zu sein. Zurückgelassen zu werden. Das Ende aller Hoffnung.
»Eden?« Sorgenfalten standen auf Ryans Stirn. Er sah mich eindringlich an und wusste offensichtlich nicht, wie er sich verhalten sollte.
»Ist nur Kopfweh«, sagte ich schnell und schüttelte mich aus meinem Albtraum zurück ins Hier und Jetzt.
Ryan legte seinen Daumen zwischen meine Augenbrauen und drückte sanft. »Du musst gerade eine Menge verdauen. Leg dich hin, den Kopf auf das Kissen.«
Ich machte, was er sagte.
»Und jetzt schließe die Augen.«
Er setzte sich neben mich und ließ seine Fingerspitzen behutsam über meine Stirn kreisen. Ich seufzte leise und versuchte mir vorzustellen, wie die ganze innere Anspannung langsam aus meinem Körper entwich – was mir jedoch leider nicht gelang: Unter seinen Berührungen versteifte ich mich vollständig und konnte mich nur noch auf das Atmen konzentrieren.
»Du bist ganz schön verkrampft.«
»Dafür kann ich nichts.«
Ryan legte mir die Decke über, sodass ich halsabwärts bis zu den Zehen warm verpackt war. Dann massierte er weiter meine Stirn.
»Dir wird ja ganz kalt«, sagte ich.
Ryan hob eine Augenbraue. »Schlägst du mir gerade vor, dass ich zu dir unter die Decke kommen soll?«, fragte er und sah mich prüfend an.
Ich lachte unsicher und hoffte heimlich, dass er es tun würde.
Plötzlich öffnete sich die Tür. Erschrocken fuhr ich hoch. Es war – natürlich – Cassie. Sie war vollkommen schockiert, als sie uns so sah. Nach der ersten Schrecksekunde wechselte ihr Blick von versteinert zu abfällig, und sie lächelte spöttisch.
»Noch nie was von Anklopfen gehört?«, schnauzte Ryan.
»Das musste ich bislang ja noch nie«, antwortete Cassie mit hochgezogenen Augenbrauen. Sie fixierte uns abwechselnd und eindeutig missbilligend. Von ihrem Standpunkt aus konnte sie nicht genau sehen, ob ich unter der Decke nackt war oder nicht.
»Eden und ich sind gerade beschäftigt«, sagte Ryan.
»Das sehe ich.« Cassie blieb einfach stehen und genoss es sichtlich, mich in Verlegenheit zu bringen.
»Was willst du?«
»Dad braucht dich bei irgendwas. Wenn ihr also fertig seid mit was auch immer, wäre es nett, wenn du runterkämst und Dad helfen könntest.«
»Sag ihm, ich bin in ein paar Minuten da.«
»Wirklich? So schnell? Überschlag dich bloß nicht, Brüderchen«, meckerte Cassie und knallte die Tür hinter sich zu.
»Oh Mann, war das unangenehm«, stöhnte ich.
Ryan lachte. »Es wäre auch noch schlimmer gegangen … Wir hätten beide nackt sein können!«
»Ist Cassie wirklich deine Schwester?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind nicht einmal verwandt. Nur Teampartner in derselben Mission.«
Ich schluckte. »Habt ihr beide … also, Cassie und du … äh, habt ihr jemals …«
»Nein!«, antwortete Ryan entschieden, noch bevor ich meine Frage richtig hatte stellen können. »Sie ist Lichtjahre von dem Mädchentyp entfernt, der mir gefällt.«
»Und welcher Typ gefällt dir?«,
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