Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Konzertpavillon, trommelten zwei Jungs und ein Mädchen auf umgedrehten Eimern herum, und ein Vierter schrammelte auf seiner Gitarre eine Melodie dazu. Der ganze Park war Partygelände.
»Kommt, wir setzen uns an den Springbrunnen!«, schlug ich vor und stellte mir genüsslich vor, wie die kleinen Wassertröpfchen auf meine heiße, verschwitzte Haut perlen würden.
Unter ein paar Bäumen fanden wir ein schattiges Plätzchen in der Nähe des Brunnens. Ich legte mich auf dem Rücken ins Gras, sodass mein Gesicht im Schatten des knorrigen Apfelbaums lag, meine Beine und mein Oberkörper aber von der Sonne beschienen wurden. Ich kickte meine Schuhe von den Füßen. Ein Tröpfchenregen aus dem Brunnen traf meine Schienbeine und Füße.
Ryan lag neben mir. »Apfelbäume sind meine Lieblingsbäume.«
»Ja? Und weshalb?«
»Weil sie immer, zu jeder Jahreszeit, etwas Besonderes sind. Die Blüten im Frühling. Die reifen Äpfel im Herbst. Der Geruch ihrer Früchte. Sie sind einfach vollkommen.«
»Du magst Bäume und Pflanzen so richtig, oder?«, sagte ich lachend.
»Du weißt auch, warum.«
»Was möchtest du trinken, Eden?«, fragte Megan.
»Himbeer-Julischka.«
Sie reichte mir eine offene Flasche. Ich richtete mich auf und stützte mich auf dem Ellenbogen ab. Normalerweise trank ich keinen Alkohol, aber heute war der letzte Prüfungstag. Da würde ich eine Ausnahme machen, hatte ich entschieden. Ich nahm einen Schluck aus der Flasche – und erstarrte: Die warme, süße Flüssigkeit brannte wie Feuer, als sie meine Kehle hinunterrann. Ich schüttelte mich erschrocken und kniff die Augen zusammen.
Megan griff nach einer kirschroten Flasche und stieß mit mir an. »Prost!«
»Bier oder Cider, Ryan?«, fragte Matt.
Ryan schüttelte den Kopf. »Danke, für mich nichts. Ich will noch fahren.«
Matt reichte ihm eine Flasche. »Ein Bier geht schon!«
Ryan lehnte ab. »Vielleicht später.«
Ich nahm noch einen Schluck aus meiner Flasche und versuchte, mir diesmal nicht anmerken zu lassen, wie sehr meine Kehle von dem Zeug brannte. Ryan saß neben mir, den Rücken an den Baumstamm gelehnt. Ich sah in die Runde. Es hatten sich unweigerlich Pärchen gebildet: Connor und Megan saßen eng nebeneinander und probierten die Getränke des anderen. Amy saß im Schatten, um ihre milchweiße Haut zu schützen, während Matt zärtlich mit den Fingern durch ihr blauschwarzes Haar fuhr.
»Ich bin so froh, dass jetzt alles vorbei ist«, sagte Connor.
»Aber jetzt fängt es doch gerade erst an«, seufzte Megan. »Und ich sage euch: Das wird der beste Sommer überhaupt.«
Die erste Flasche Julischka schmeckte ekelhaft süß und gleichzeitig sauer, die zweite schon angenehm süß und nur noch ein wenig säuerlich. Als ich die dritte Flasche ausgetrunken hatte, stellte ich fest, dass ich den Geschmack von Himbeer-Julischkas mochte und dass sie nur noch süß schmeckten. Als ich aufstehen wollte, schwankte plötzlich alles, und ich spürte stechende Kopfschmerzwellen aus der Ferne heranbranden. »Komisch«, sagte ich. »Ganz egal, wie viel ich trinke – ich habe immer noch Durst.«
»Setz dich wieder und trink das hier«, sagte Ryan. Er schraubte den Deckel einer Mineralwasserflasche auf und reichte sie mir.
»Danke, mir geht’s prima«, sagte ich. »Ich bin jetzt auf den Geschmack gekommen.«
Ich reckte mich zur Kühltasche, um mir eine neue Flasche zu greifen, doch Ryan war schneller: Er nahm die Tasche und schob sie so weit zur Seite, dass ich nicht mehr an die Flaschen kam.
»Du musst ein bisschen langsam machen«, sagte er und legte mir seine linke Hand in den Nacken. »Mach den Mund auf.« Dann goss er mir zärtlich ein wenig Wasser auf die Zunge.
Obwohl es bereits Abend wurde, war die Luft noch heißer und stickiger. Ich tappte durch das weiche, kühle Gras zum Brunnen, der einen Poseidon mit Dreizack darstellte, setzte mich auf den Beckenrand und schwang die Füße hinüber. Dann saß ich einfach nur da, ließ die Beine ins Wasser baumeln, schloss die Augen und genoss den Sprühregen aus Wassertröpfchen auf Gesicht und Körper.
»He! Kommt rüber!«, rief ich den anderen zu. »Das tut so unglaublich gut!«
Ryan setzte sich zu mir auf den Beckenrand.
»Mir hat von Anfang an gefallen, wie du in deiner Schuluniform aussiehst«, sagte er schmunzelnd. »Aber so gut wie jetzt hat sie dir noch nie gestanden.«
Als ich an mir hinuntersah, bemerkte ich, dass mein Rocksaum tropfte und meine weiße Bluse klitschnass und
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