Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
damit durchsichtig war. Ich wartete darauf, dass ich einmal mehr puterrot anlief – doch nichts. Was so ein bisschen Wodka ausmachte …
Megan und Amy hüpften neben mich und hielten ihre Gesichter begeistert in den Sprühregen der Fontäne.
»Los! Wünsch dir was! Wünsch dir was!«, rief Megan.
»Das ist doch kein Wunschbrunnen«, kicherte Amy und schüttelte den Kopf.
»Na und?«, antwortete Megan euphorisch. »Heute ist mein Glückstag, das spüre ich ganz genau. Los, jetzt wünsch dir schon was!«
Connor kam in den Brunnen geklettert, watete zu der Poseidonfigur in die Mitte und setzte sich rittlings auf die Schultern des Meeresgottes. Mit der einen Hand griff er nach dem Dreizack, in der anderen hielt er eine Flasche Bier und prostete uns triumphierend zu.
»Hey, das hier sind die besten Tage unseres Lebens!«, grölte er. »Los, wünscht euch was!«
»Ich wünsche mir einen heißen Sommer mit viel Sonne, damit wir jeden Tag an den Strand gehen können«, sagte Megan.
»Oh Mann, und ich wünschte, ich hätte einen besseren Ferienjob als Tellerwaschen im Fisherman’s Arms «, jammerte Amy.
»Ich wünsche mir, dass ich fünf Kilo abnehme. Aber ohne Diät«, kicherte Megan.
»Und ich wünschte, ich hätte mein Haar nicht schwarz gefärbt«, seufzte Amy. Sie hickste.
»Und ich«, grölte Connor und holte theatralisch mit der Flasche aus, »ich wünsche mir, dass Megan … oh Scheiße!« Vor lauter Zappeln wäre er fast von Poseidons Schultern gefallen. Connor lachte nervös und schwankte immer noch gefährlich.
Ich schloss die Augen und wünschte mir, dass Connor sofort von der Statue stieg, bevor er herunterfiel und sich womöglich verletzte. Vor allem aber wünschte ich mir, dass die Zeit anhalten würde und Ryan für immer hierbleiben könnte. Und dass die Welt endlich aufhörte sich zu drehen.
Auf dem Rückweg fuhren Ryan und ich zu ihm nach Hause. Wir hatten alle Fenster heruntergekurbelt; ich lehnte den Kopf an die Wagentür und sog gierig die frische Abendluft ein. Ryan hatte darauf bestanden, dass ich erst noch bei ihm ausnüchterte, bevor er mich nach Hause zu Miranda fuhr.
Wir fuhren aus der Stadt hinaus und nahmen die Küstenstraße. Ich genoss die Fahrt entlang der Dünen, am Golfplatz und an den Blumenkohlfeldern und Kartoffeläckern vorbei. Über uns glänzte ein beinahe gespenstisch leuchtender Halbmond am Nachthimmel.
»Es muss ganz schön unheimlich sein, drei Monde zu haben, oder?«, sagte ich gedankenverloren.
»Nein, wenn man mit ihnen aufgewachsen ist, fühlt sich das ganz normal an«, antwortete Ryan. »Außerdem ist keiner der Monde von Eden so groß wie dieser hier. Wenn sie alle drei leuchten, ist das wunderschön. Auf Eden gibt es übrigens auch noch drei Sonnen. Von dort aus betrachtet, sieht das Universum irgendwie nicht so einsam aus.«
Als wir vor Ryans Haus vorfuhren, standen Bens und Cassies Autos in der Auffahrt.
»Ich glaube, ich muss mich zuallererst ein bisschen frisch machen«, sagte ich. »Ich schmelze hier fast.«
Ryan lächelte und fuhr mir mit dem Zeigefinger über die Nase. »Du hast zu viel Sonne abbekommen. Deine Nase ist puterrot.«
»Na, super. Das kommt auf den Fotos vom Abschlussball bestimmt gut raus.«
Ryan schloss die Haustür auf und bat mich hinein. »Ich koche uns einen starken Kaffee. Das Bad ist ganz oben. Zweite Tür rechts. Wir treffen uns im Wohnzimmer, okay?«
Ich klammerte mich ans Treppengeländer und zog mich ächzend die Stufen hoch. Die frische Luft hatte gutgetan, und die Übelkeit war mittlerweile verschwunden. Mir war nur noch furchtbar heiß, und ich fühlte mich vollkommen ausgetrocknet. Gerade als ich die Badezimmertür öffnen wollte, ging sie von innen auf und Cassie kam heraus. Sie trug grüne Armyhosen und ein weißes T-Shirt. Ihr langes blondes Haar fiel auf ihre Brust, und unter dem T-Shirt-Ärmel blitzte ein Tattoo hervor. Soviel ich sehen konnte, war es das gleiche wie Ryans.
»Oh«, sagte sie überrascht. »Du schon wieder.«
Ich blieb stumm und weigerte mich, Cassie zu zeigen, wie sehr sie mich einschüchterte.
Ihre Augen glitten an mir hinab und blieben an meinen Schuhen hängen. Dann wanderte ihr Blick wieder hinauf zu meinen Augen. »Manche Jungs sollen ja auf diesen Look stehen«, sagte sie abfällig. »Dass Ryan das tut, ist mir allerdings neu.«
»Vielleicht kennst du ihn gar nicht so gut, wie du glaubst.«
»Ich kenne ihn ziemlich gut, da darfst du dir sicher sein.« Cassie hob ihr Kinn, als wolle
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