Edens brisantes Geheimnis
allerdings Zeit, und die hatte sie nicht. Sie ergriff Joshs Hand und drückte sie.
Er erwiderte den Druck. Aber als sie ihn anblickte, waren seine Augen ausdruckslos.
„Mom, ist alles in Ordnung?"
Eigentlich hätte sie, seine Mutter, ihm diese Frage stellen sollen, nicht umgekehrt. Sie musste sich zusammennehmen.
„Mom?"
„Ja, sicher."
Sie wollte ihn fragen, ob er Angst hatte. Oder sauer war auf sie, weil sie ihn nicht verteidigt hatte. Würde er sich bei Payne entschuldigen? Eden betrachtete sein Gesicht, wusste aber nicht zu sagen, was er dachte oder fühlte. Verdammt, er war genauso eigensinnig wie sein Vater!
Das Flugzeug rollte in eine weiß gestrichene Scheune, und die großen Doppeltüren schlossen sich hinter ihnen. Bevor Eden etwas sagen konnte, befahl Payne ihr und Josh, das Flugzeug zu verlassen. Als sie Boden unter den Füßen hatte, merkte sie, dass sie zitterte. Ihre Verwirrung verstärkte sich noch, als ein gut aussehender weißhaariger Mann auf sie zukam.
Ein Filmschauspieler. Sie konnte sich nicht an seinen Namen erinnern, hatte ihn aber schon in vielen Filmen gesehen. Und nun schüttelte er ihr die Hand. Sie musste träumen.
Von einer großen Blondine mit traumhafter Figur, die sich als Melissa vorstellte, wurden sie zu einer wartenden Limousine gebracht. Als der Wagen anfuhr, tätschelte sie Edens Hand.
„Sie sehen aus, als könnten Sie einen Schluck gebrauchen."
„Einfach nur Wasser", krächzte Eden.
Melissa holte aus einer kleinen Bar Mineralwasserflaschen. Jeder bekam eine. Payne blickte kaum auf, er telefonierte konzentriert.
„Ich weiß, was Sie wirklich brauchen", meinte Melissa zu Eden. „Und machen Sie sich keine Sorgen. Es ist nur eine Viertelstunde Fahrt bis nach Las Vegas, dann können Sie sich ausruhen. Sie werden direkt am berühmten Las Vegas Strip wohnen."
„Cool!" rief Josh begeistert und drückte sich die Nase an der dunkel getönten Seitenscheibe platt. Die beeindruckende Skyline der Stadt rückte rasch näher.
„Ich bin noch nie in Las Vegas gewesen", sagte Eden zu Melissa.
„Entspannen Sie sich und genießen Sie die Fahrt." Melissa deutete hinaus, und ihr Brillantarmband blitzte auf. „In Vegas kommt man am besten klar, wenn man die Dinge nicht so ernst nimmt. Das meiste ist Show."
Sie lächelte, und feine Lachfältchen zeichneten sich um ihre Augen ab. Wie alt mag sie sein? dachte Eden. Irgendwo zwischen dreißig und fünfzig. Sie war umwerfend attraktiv und strahlte die Selbstsicherheit einer Frau aus, die ein gutes Leben geführt hatte.
„Sind Sie ein Revuegirl?" fragte Eden impulsiv, bedauerte aber sogleich ihre unüberlegten Worte. „Entschuldigen Sie, Melissa. Es geht mich nichts an."
„Schon gut." Melissa lächelte. „Ich schäme mich deswegen nicht. In meinen besten Zeiten habe ich die Nächte durchgetanzt."
„So etwas habe ich nie gemacht", gestand Eden. Sie war nach der katholischen Schule direkt aufs College gegangen und bald darauf Mutter geworden. „Mein Sohn kam zur Welt, als ich knapp zwanzig war."
„Ich habe vier Kinder", sagte Melissa. „Man stirbt nicht, nur weil man Mutter ist. Ich werde Ihnen ein wenig die Stadt zeigen, solange Sie in Vegas sind. Und keine Bange wegen der Ausgaben. Mein Mann übernimmt die Rechnungen."
„Ihr Mann?"
„Skip."
Eden warf Payne, der immer noch telefonierte, einen Blick zu. Bestimmt würde er Einwände haben, wenn sie sich mit Melissa die Nacht um die Ohren schlug.
„Danke", sagte sie trotzdem, „ich freue mich schon darauf."
13. KAPITEL
Im achtzehnten Stock des Luxushotels lag Eden lang ausgestreckt auf einem großen Doppelbett.
Endlich hatte sie ein paar Augenblicke für sich selbst. Die Tür ihres Schlafzimmers führte in einen riesigen, luxuriös eingerichteten Wohnraum mit Sofas, Tischen und Stühlen und einem Whirlpool aus schwarzem Marmor unter dem Fenster.
Im Wohnzimmer saßen drei Bodyguards, kräftig gebaute Männer mit deutlich sichtbaren Schulterhalftern unter den leichten Sportjacketts. Paynes mysteriöser Freund hatte sie dort postiert.
Auf der anderen Seite des Wohnraums lag Joshs Zimmer. Zu seiner großen Freude hatte er einen eigenen Computer und Fernseher.
Eden starrte an die Zimmerdecke und versuchte sich zu entspannen. Von den körperlichen Strapazen begann sie sich langsam zu erholen, dafür herrschte in ihrem Gefühlsleben weiterhin Verwirrung. Sie wusste nicht, wie die Ermittlungen vorangingen und wer ihre Ankunft in Slippery Spring verraten hatte. Payne
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