Edens brisantes Geheimnis
vertraute ihr keinerlei Informationen mehr an, besprach sich nur noch mit seinem Mentor und ließ sie komplett außen vor.
Ich werde ihm zeigen, dass ich wertvolle Hinweise beisteuern kann, dachte sie erbost und schnappte sich ihr Handy vom Nachttisch. Angela meldete sich sofort.
„Ich bin's."
„Gib mir deine Nummer. Meine Anzeige funktioniert nicht, und ich muss dich erreichen können."
Noch nicht, dachte Eden. Obwohl die kurzen Telefonate dazu beigetragen hatten, dass sie ihrer Cousine inzwischen freundlicher gesinnt war, so vergaß sie doch nicht, dass Angela sie verraten hatte. „Kennst du einen Kerl namens Danny-O?"
„Basta! Ich hasse diesen rothaarigen Teufel!"
„Wer ist sein Kontaktmann in unserer Familie?"
„Das kann ich dir nicht sagen. Nicht, solange du mit dem FBI gemeinsame Sache machst."
„Das tue ich doch gar nicht", protestierte Eden. „Das Einzige, was ich will, ist Schutz für meinen Sohn und mich."
„Wirklich?"
Angelas Stimme klang spöttisch. Im Hintergrund hörte Eden Bewegung, Rufe, Klingeltöne. Sie lauschte und erkannte die Geräusche. Ein Kasino!
„Du bist in Las Vegas. Wer ist bei dir?"
„Erzähl du mir erst, wo du bist. Wenn du wirklich in Sicherheit sein willst, dann komm zur Familie zurück."
„Ist Robert auch da?"
„Robert Ciari? Ja, er ist hier. Zum Glück hat er seine langweilige Frau und die Mädchen zu Hause gelassen."
„Wer ist noch bei dir?"
„Warum treffen wir uns nicht? Ich könnte das arrangieren."
Eden unterbrach die Verbindung. Angela war also in Las Vegas, und mit ihr anscheinend ein ganzer Haufen Verones.
Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen. Während sie auf dem Bett lag, wunderte sie sich, dass die Anwesenheit ihrer Familie ganz in ihrer Nähe sie nicht in Panik versetzte. Stattdessen empfand sie eine gewisse Gleichgültigkeit. Was geschehen sollte, würde geschehen.
Natürlich wollte sie wissen, wer ihren Bruder auf dem Gewissen hatte. Und sie wünschte sich verzweifelt, nicht mehr auf der Flucht sein zu müssen. Dennoch beschäftigte sie noch etwas anderes.
Nachdem sie Payne in St. Catherinen wiedergesehen hatte, war Eden klar geworden, wie wenig sie bis zu dem Zeitpunkt vom Leben kannte. Stets abgeschirmt von der Familie und durch ihre Herkunft von Gleichaltrigen fern gehalten, war sie als Teenager nie auf die Barrikaden gegangen. Im Gegensatz zu anderen, die sich während der Pubertät von ihren Eltern abgrenzten und Rebellion übten, hatte sie sich brav um gute schulische Leistungen bemüht. Payne war ihr erster und einziger Mann gewesen, und als er sie verließ, war sie keine zwanzig Jahre alt. Enge Freunde hatte sie nicht besessen, und bald darauf war sie Mutter geworden; eine Aufgabe, der sie sich bis heute hingebungsvoll widmete.
Mittlerweile war Josh herangewachsen und brauchte nicht mehr unausgesetzt ihre Aufmerksamkeit und Fürsorge. Ihre Mutterrolle erforderte nicht so viel Kraft wie früher und nahm auch nicht mehr den größten Teil ihrer Zeit ein. Wer sie sonst noch war und was sie vom Leben wollte - das waren Fragen, die sie sich jetzt zu stellen begann.
Ihr Blick wanderte zu der Kommode mit der Marmorplatte. Dort lag ein eleganter Karton, den man ihr aufs Zimmer geliefert hatte. Er enthielt ein traumhaft schönes, schmal geschnittenes schwarzsilbernes Paillettenkleid, das im Nacken gehalten wurde und Schultern und Rücken freiließ.
Die Sendung war ohne Karte gekommen, aber Eden vermutete, dass Melissa ihr das elegante Modell geschickt hatte.
Eden hatte noch nicht gewagt, das Kleid anzuprobieren. Nur die dazu passenden hochhackigen Sandaletten hatte sie kurz angezogen. Sie entsprachen der neuesten Mode, waren aber schrecklich unpraktisch, höchstens für einen Tango geeignet. Dabei konnte sie überhaupt nicht Tango tanzen...
Es klopfte.
„Herein!" rief sie.
Payne betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. „Hübsch hast du es hier." Er sah sich um.
„Ja, es ist ganz nett." Sie richtete sich auf und deutete auf den polierten Marmor und die Spiegel.
„Ich komme mir vor wie eine Haremsdame."
„Aber nur, wenn ich der Sultan sein kann." Er ließ sich auf der Bettkante nieder und beugte sich vor, um ihr einen Kuss zu geben.
„Keine Küsse", sagte sie sofort. „Erst, wenn du mir gesagt hast, was in Slippery Spring passiert ist."
„Die Verones hatten uns ein Empfangskomitee geschickt. Typen aus der Gegend. Freunde deiner Familie."
„Aber die Verones sind hier", berichtete sie. „Angela ist in
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