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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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mir Augustus nur die wichtigsten seiner Erlebnisse. Erst später füllte er die Erzählung mit Einzelheiten aus. Er fürchtete, vermißt zu werden, und ich war in wilder Ungeduld, endlich mein schreckliches Gefängnis verlassen zu dürfen. Wir entschlossen uns, sofort nach dem Loch in der Scheidewand unsern Weg zu nehmen; dort sollte ich vorläufig bleiben, während er erkunden ging. Tiger im Koffer zu lassen, war uns ein unerträglicher Gedanke; doch was sollten wir sonst mit ihm beginnen? Er schien jetzt ganz ruhig, und selbst wenn wir das Ohr an die Kofferwand legten, konnten wir nicht seinen Atem hören; ich war daher überzeugt, daß er tot sei, und entschloß mich, die Tür zu öffnen. Er lag lang ausgestreckt, in tiefer Betäubung; doch lebte er noch. Es war keine Zeit zu verlieren, und doch konnte ich mich nicht dazu bewegen, das Tier im Stich zu lassen, das mir zweimal das Leben gerettet hatte. Ein Versuch zu seiner Erhaltung mußte gemacht werden; wir schleppten es daher mit, so gut wir konnten, freilich unter unsagbaren Schwierigkeiten und todmüde. Augustus mußte wiederholt mit dem schweren Hund im Arm über Hindernisse hinwegklettern, was ich in meiner Schwäche niemals fertiggebracht hätte. Doch endlich kamen wir beim Loch an; Augustus kroch hindurch, Tiger wurde nachgeschoben. Alles war in Ordnung, und wir dankten Gott für unsere Errettung aus der unmittelbarsten Gefahr. Vorläufig sollte ich nahe der Öffnung bleiben, durch die mein Freund mir Lebensmittel zustecken sollte und an der ich in der Lage war, eine verhältnismäßig reine Luft zu atmen.
    Um einige Stellen meines Berichtes, an denen ich von der Verstauung sprach, näher zu erklären, muß ich hervorheben, daß diese so wichtige Pflicht von Kapitän Barnard in einer Weise geübt worden war, die geradezu fahrlässig genannt werden mußte; er war keineswegs der vorsichtige und erfahrene Seemann, den sein Dienst gebieterisch zu erfordern schien. Eine richtige Verstauung kann nicht fürsorglich genug betrieben werden; viele der schlimmsten Unfälle sind die Folge von Unaufmerksamkeit oder Unwissenheit in dieser Beziehung. Küstenfahrer, die oft und in großer Eile ihre Ladung einnehmen, fallen am häufigsten einem Mangel an Aufmerksamkeit bei der Verstauung zum Opfer. Die Hauptsache ist, daß selbst beim ärgsten Schlingern oder Stampfen des Schiffes die Ladung und der Ballast ihre Lage nicht verändern dürfen. Auf den meisten Schiffen verstaut man die Ladung mit Hilfe einer Schraube. Der Zweck dieser Methode ist, mehr Platz im Kielraum zu gewinnen.
    Die Verstauung an Bord des »Grampus« war eine gar elende Leistung, wenn man es überhaupt Verstauung nennen konnte, Tranfässer und Schiffsgerät achtlos durcheinander zu mengen. (Die meisten Walfänger sind mit eisernen Tranbehältern versehen; warum sie dem »Grampus« fehlten, habe ich nie ermitteln können.) Den Zustand im Kielraum habe ich schon beschrieben; im Zwischendeck blieb gerade Raum für meinen Körper, wie ich schon gesagt habe, wenn ich mich zwischen die Tranfässer und das Oberdeck zwängte; um die Hauptluke herum war Platz gelassen, und in der Verstauung gab es sonst noch etliche Lücken. Bei dem Loch, das Augustus herausgesägt hatte, war Raum für ein ganzes Faß; hier nahm ich vorläufig eine ziemlich bequeme Stellung ein.
    Als mein Freund glücklich in seiner Koje lag und seine Fesseln wieder an Händen und Füßen hatte, war es heller Tag geworden. Wir waren mit genauer Not davongekommen; denn kaum hatte er alles in Ordnung gebracht, als der Maat, Dirk Peters und der Koch herabkamen. Sie sprachen eine Zeitlang über das Schiff von den Kapverden, nach dessen Erscheinen sie ein lebhaftes Verlangen trugen. Endlich kam der Koch zu Augustus‘ Koje und setzte sich an den Kopf des Bettes. Ich konnte jedes Wort aus meinem Versteck hören und erwartete jeden Augenblick, daß der Neger sich an die über der Öffnung hängende Matrosenjacke lehnen würde; dann wäre alles entdeckt worden, und wahrscheinlich hätte man uns umgebracht. Doch blieb uns das Glück treu; denn sooft er auch, wenn das Schiff sich stark bewegte, an die Jacke rührte, so war sein Druck niemals stark genug, um eine Entdeckung herbeizuführen. Die Jacke war unten an der Schott befestigt, so daß sie das Loch nicht durch Hin- und Herschlenkern offenbaren konnte. Die ganze Zeit über lag Tiger am Fußende der Koje, und er schien einen Teil seiner Vernunft wiedergewonnen zu haben, denn ich sah ihn zuweilen die

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