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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Augustus hielt sich tagsüber an Deck auf, um möglichst viel über die Absichten der Meuterer zu erfahren. Sie stritten oft und heftig miteinander; einmal wurde ein Harpunier, Jim Bonner, über Bord geworfen. Die Partei des Maats fing an, die Oberhand zu gewinnen. Jim Bonner gehörte zur Partei des Kochs, zu der auch Peters zählte.
    5. Juli. Gegen Tagesanbruch kam eine steife Brise von Westen, die mittags zu einem Sturm anschwoll, so daß die Brigg unter Schnau- und Focksegel laufen konnte. Beim Reffen des Focksegels stürzte Simms, ein gewöhnlicher Matrose und ebenfalls von der Partei des Schiffskochs, über Bord; er war stark bezecht und ertrank, ohne daß irgend jemand einen Versuch zu seiner Rettung gemacht hätte. Jetzt zählte die Bemannung des Schiffes dreizehn Personen, nämlich Dirk Peters, Symour, den schwarzen Koch, Jones, Greely, Hartman Rogers und William Allen von der Partei des Kochs; der Maat, dessen Namen ich nie gehört habe, Absalom Hicks, Wilson, John Hunt und Richard Parker von der Partei des Maats; dazu Augustus und mich selbst.
    6. Juli. Der Sturm dauerte den ganzen Tag, er blies in schweren Böen; dazu regnete es, durch die Fugen der Brigg drang eine Menge Wasser ein, und die Pumpen waren in ununterbrochener Tätigkeit; auch Augustus mußte mithelfen. In der Dämmerung kam ein stattliches Schiff nahe an uns vorüber; man bemerkte es erst, als es in Rufweite war. Wahrscheinlich war es jenes, dem die Meuterer auflauerten. Der Maat rief es an, aber das Heulen des Sturmes verschlang die Antwort. Um elf brach sich eine See mittschiffs über dem Verdeck, riß einen großen Teil der Backbordreling weg und tat noch weiteren Schaden. Gegen Morgen ließ das Unwetter nach, und bei Sonnenaufgang wehte nur noch ein schwacher Wind.
    7. Juli. Eine starke Dünung herrschte den ganzen Tag hindurch, die Brigg schlingerte entsetzlich, und im Kielraum rollten, wie ich wohl vernehmen konnte, viele Gegenstände von ihren Plätzen. Ich litt furchtbar unter der Seekrankheit. Peters hatte eine lange Unterredung mit Augustus und erzählte ihm, daß zwei von den Leuten, Greely und Allen, zum Maat übergegangen seien und sich bereit erklärt hätten, Seeräuber zu werden. Er richtete verschiedene Fragen an Augustus, die letzterem damals unverständlich waren. Während der Abendzeit machte sich ein Leck im Schiff mehr und mehr bemerkbar; man konnte nicht viel dagegen unternehmen, da es durch die schlechte Kalfaterung der Brigg verursacht wurde. Wir stopften die Öffnungen am Bug mit Segelgarn; das half ein wenig, und das Leck war für den Augenblick unschädlich gemacht.
    8. Juli. Eine leichte Brise wehte um Sonnenaufgang aus dem Osten; der Schiffer ließ unsere Brigg einen südwestlichen Kurs nehmen, da er in Verfolgung seiner Seeräuberpläne eine Insel Westindiens anlaufen wollte. Peters und der Koch erhoben – wenigstens in Gegenwart meines Freundes – keinerlei Einspruch. Der Angriff auf jenes kapverdische Schiff war aufgegeben worden; das Leck wurde dadurch unschädlich gemacht, daß man alle dreiviertel Stunden an die Pumpen ging. Während des Tages wurden zwei kleine Schuner angesprochen.
    9. Juli. Herrliches Wetter. Alle waren mit Ausbesserung der Schäden beschäftigt, die jene Sturzsee erzeugte, und Peters hatte abermals eine lange Besprechung mit Augustus; er sprach sich deutlicher aus, als er es bisher tat. Er äußerte, nichts könne ihn zu den Ansichten des Maats bekehren, und deutete sogar die Absicht an, jenem die Brigg wegzunehmen. Auch fragte er meinen Freund, ob er in diesem Falle auf seine Hilfe rechnen könne. Ohne Zögern antwortete Augustus mit Ja. Darauf bemerkte Peters, er werde die andern Leute von seiner Partei ausholen, und ging seiner Wege. Während dieses Tages hatte Augustus weiter keine Gelegenheit, mit ihm zu reden.

Siebentes Kapitel
    10. Juli. Sprachen eine Brigg von Rio an, die nach Norfolk fuhr. Das Wetter war dunstig, mit leichtem, unsicherem Wind von Osten. Heute starb Hartman Rogers, nachdem er schon am achten durch Genuß eines Glases Grog einen Krampfanfall erlitten hatte. Er gehörte zur Partei des Kochs, und Peters hatte zu ihm das größte Vertrauen. Er sagte zu Augustus, der Schiffer habe Rogers vergiftet und er müsse sich in acht nehmen, sonst käme er an die Reihe. Jetzt waren außer Peters selbst nur mehr Jones und der Koch von seiner Partei; die andere zählte sieben Mitglieder. Er hatte mit Jones darüber gesprochen, ob man nicht dem Maat das Schifferkommando

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