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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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sie den Weg durch die Straßen. Um diese Uhrzeit herrschte kaum noch Verkehr. Nur einige dunkle Gestalten trieben sich herum. Die beiden Kater waren auf der Hut und hielten Abstand.
    Sie rochen das Feuer, bevor sie es sehen konnten.
    »Verdammt!«, rief Algernon und beschleunigte seine Schritte. »Hoffentlich ist ihr nichts passiert.«
    »Wie … wie viele Leben hat sie denn noch?«, wollte Edgar wissen.
    »Keine Ahnung. So etwas habe ich sie nie gefragt«, murmelte Algernon. »Vermutlich nicht mehr viele. Sie hat doch schon so ein abenteuerliches Leben hinter sich. Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    Jetzt sahen sie den Flammenschein. Der Himmel war rötlich erleuchtet und eine dicke Rauchwolke stieg auf.
    »Oje, oje, oje, oje!«, jammerte Algernon. »Grundgütiger Kartoffelkäfer, lass uns noch rechtzeitig kommen. Wenn Leyla nicht mehr lebt, dann … dann …« Er beendete den Satz nicht.
    Edgar hatte ebenfalls Angst um Leyla, obwohl er nicht glaubte, dass ihre Erzählungen wahr waren. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie tatsächlich vom anderen Ende der Welt stammte und so viele Abenteuer erlebt hatte, wie sie behauptete. Ob Lügen oder nicht – das war in diesem Augenblick völlig egal.
    Vor dem brennenden Gebäude standen unzählige Menschen. Die Feuerwehrleute konnten zumindest verhindern, dass das Feuer auf die Nachbarhäuser übergriff. Unermüdlich versuchten die Männer, den Brand zu bekämpfen. Einige hatten rußgeschwärzte Gesichter und sahen zum Fürchten aus. Auch ein Zeitungsreporter hatte sich inzwischen eingefunden und befragte die Umstehenden, was sie gesehen hatten.
    Niemand achtete auf die beiden Kater, die sich zwischen den Menschen hindurchschlängelten. Edgar fiel auf, dass Algernons Augen einen sehr merkwürdigen Ausdruck angenommen hatten. Wahrscheinlich war er fast verrückt vor Sorge um Leyla.
    »Wenn sie da nicht rechtzeitig rausgekommen ist, ist es um sie geschehen«, prophezeite er düster.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr Herr sie nicht gerettet hat«, meinte Edgar. »Emma hat immer zuerst an mich gedacht … Ich bekam mein Futter, bevor sie selbst etwas aß.«
    »Ich weiß ja nicht einmal, ob ihr Herr sich retten konnte«, sagte Algernon niedergeschlagen.
    Es tat Edgar weh, seinen Freund so traurig zu sehen. »Vielleicht sind sie ja beide längst zu Hause. Der Brand kann doch ausgebrochen sein, nachdem sie den Laden verlassen haben.«
    Algernon wandte langsam den Kopf und sah ihn mit unendlich kummervollen Augen an. »Und warum habe ich dann gespürt, dass Leyla in Not ist?«
    Darauf wusste Edgar keine Antwort. Doch er wollte und konnte nicht glauben, dass Leyla in den Flammen umgekommen war.
     
    Während Algernon deprimiert auf dem Pflaster sitzen blieb, beschloss Edgar, sich ein wenig umzusehen. Vielleicht war Leyla ja verletzt – und verletzte Katzen versteckten sich gern irgendwo. Er wich derben Männerstiefeln aus und steuerte aus einem Bauchgefühl heraus einen Stapel verkohlter Holzbalken an, die seitlich an der Straße lagen.
    »Leyla?«, rief er. »Bist du hier? Ich bin’s, Edgar!«
    Doch der Lärm, den die dampfgetriebene Feuerspritze machte, war zu groß, um eine Antwort zu hören. Edgar hüpfte auf die schwarzen Balken – zum Glück waren sie schon so weit ausgekühlt, dass er ohne Schmerzen darauf stehen konnte – und blickte in den Zwischenraum, den sie bildeten. Nichts. Edgar wollte sich gerade enttäuscht zurückziehen, als ihm eine Bewegung auffiel. Er schaute genauer hin und entdeckte ein rußiges, blutverschmiertes Etwas, das sich unter einem der Balken versteckte.
    »Leyla!«
    Ein Katzenkopf schob sich vorsichtig hervor. Fast erkannte Edgar Leyla gar nicht. Ihr schönes weißes Fell war völlig verschmutzt und beinahe so schwarz wie ihr Gesicht. Ihre Schnurrhaare waren angesengt, und in ihren blauen Augen standen Angst und Verzweiflung.
    »Ed?«, maunzte sie kläglich. »Bist du das?«
    Sie kletterte mühsam auf den Balken, auf dem Edgar stand. Es zerriss dem kleinen Kater fast das Herz, als er Leyla so sah – verletzt und elend. Er wollte tröstend seinen Kopf an ihrem reiben, aber Leyla wich scheu zurück.
    »Entschuldige! Ich wollte dich nicht erschrecken«, stotterte Edgar. »Wie gut, dass du noch lebst!«
    »Was machst du hier?«, fragte Leyla. Ihre Stimme klang matt und fremd.
    »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht«, erklärte Edgar. »Algernon hat gespürt, dass du in Gefahr bist.«
    »Al? Ist er auch da?«, erkundigte

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