Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
sie endlich den Mut gefunden hatte, den Versuchstieren die Freiheit zu schenken. Ihren Job war sie jetzt natürlich los. Aber auf dem Land würde sie sicher eine andere Arbeit finden, vielleicht als Krankenpflegerin oder als Köchin.
Sie summte leise vor sich hin, während sie ihre Sachen in einem alten Koffer verstaute. Die Katzen setzte sie in den großen geflochtenen Korb, den sie sonst immer zum Einkaufen benutzte. Endlich hatte sie alles eingepackt und war auch selbst für die Reise gerüstet.
Der Koffer war schwer, als sie ihn die Treppe hinuntertrug. An der Haustür angelangt, warf sie einen letzten Blick in den Keller. Der Professor lag noch immer auf dem Boden und stöhnte leise. Die letzte Katze stieg gerade über ihn hinweg. Der Hund folgte ihr, nachdem er an dem Bewusstlosen geschnuppert und kurz sein Bein gehoben hatte.
Eleanor verließ das Haus. Es war, als würde eine große Last von ihr abfallen. Als sie den Kiesweg entlangmarschierte, entdeckte sie auf den Bäumen zwei der freigelassenen Eichhörnchen. Neben dem Weg hoppelte eines der Kaninchen. Die Katzen dagegen hatten sich offenbar versteckt oder schon das Weite gesucht. Gut so!
Fröhlich marschierte Eleanor einer neuen Zukunft entgegen und hielt dabei den Katzenkorb fest umklammert.
S tunden später erreichten die vier Katzen ihr Kellerversteck. Edgar freute sich, als er den Raum wiedersah, er war schließlich fast so etwas wie ein Zuhause. Leyla war völlig erschöpft. Sie redete kein Wort mehr, sondern kroch in ihre Kiste, wo ihr sofort die Augen zufielen.
»Such dir einen schönen Platz«, sagte Edgar zu Sue, die ein bisschen unschlüssig ihr neues Heim betrachtete.
»Und es kommt niemand mit einer Spritze?«, fragte Sue und sah ihn mit ihren verschiedenfarbenen Augen an.
»Nein, bestimmt nicht«, erwiderte Edgar. »Hier sind wir sicher. Du brauchst keine Angst zu haben.«
Sue sah sich vorsichtig um, dann stieg sie zu Algernon und schmiegte sich an ihn. Algernon runzelte die Stirn und warf einen verwirrten Blick zu Edgar, aber er scheuchte Sue nicht fort. Sie kuschelte sich zurecht und fiel dann in einen unruhigen Schlaf.
Edgar selbst brauchte noch lange, bis er zur Ruhe kam. Vielleicht war es auch eine Nachwirkung des Mittels, das man ihm gespritzt hatte. Immer wieder musste er an seine Erlebnisse denken, und sobald er die Augen schloss, sah er den grauenhaften Keller vor sich. Wahrscheinlich würden ihn die Erinnerungen daran noch lange verfolgen. Er bildete sich sogar ein, das Wimmern der anderen Katzen zu hören … doch als er hochschreckte, merkte er, dass die Laute von Sue und Leyla kamen. Leyla hatte vermutlich wieder Schmerzen. Sie hatte sich während der Rettungsaktion nicht geschont und keine Rücksicht auf ihre Bauchverletzung genommen.
Sue jammerte und klagte im Schlaf. Sie warf sich unruhig herum, was Algernon veranlasste, aus seiner Kiste zu steigen und sich einen anderen Platz zu suchen. Als er sah, dass Edgar ihn beobachtete, seufzte er und murmelte: »Weiber!« Dann rollte er sich in der Ecke auf einem Holzstoß zusammen und fing an zu schnarchen.
Edgar legte den Kopf auf seine Vorderpfoten und dachte über sein Traumerlebnis nach. Er sah noch einmal genau vor sich, wie der schwarze Panther den grauen Kater tötete und wie dann aus dem toten Katzenkörper drei Schattenkatzen schlüpften. Edgars Herz pochte aufgeregt. Er hatte das Gefühl, dass er dem Geheimnis des Schlächters ein Stück näher gekommen war. Die Schattenkatzen sollten Menschenseelen einfangen und sie dem Panther bringen … Aber warum? Edgar grübelte weiter. Wozu brauchte der Panther menschliche Seelen? Fraß er sie genauso, wie er die Katzenseelen verschlang? Aber aus den Menschen wurden keine Schattendiener, denn sie besaßen ja nur ein einziges Leben – im Gegensatz zu Katzen.
Vielleicht hatte Leyla eine Erklärung. Sie hatte ja so viel gelesen. Er musste ihr unbedingt auch erzählen, was Sue gesehen hatte. Warum kam Mister Silver zu Professor Murphy und kaufte ihm Katzen ab? Und warum hatte er keinen Schatten – genau wie der unheimliche schwarze Panther?
Über diesen Gedanken schlief Edgar schließlich ein. Diesmal hatte er einen wunderschönen Traum.
Er saß wieder auf Emmas Schoß und ließ sich von ihr verwöhnen. Sie kraulte ihm den Rücken und flüsterte liebevolle Worte in seine Ohren. Edgar schnurrte vor Behagen. Ihm wurde bewusst, wie sehr er Emma liebte. Und auf ihrem Schoß war es warm und
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