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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Buchstaben:
     

     
    Ein weiteres Pappschild klebte darunter mit der Aufschrift:
     

     
    Leyla hockte auf dem Pflaster und betrachtete nachdenklich die Tür.
    »Du würdest gern reingehen«, stellte Edgar fest.
    »Ja und nein«, antwortete sie. »Einerseits interessiert es mich schon, wie es drinnen aussieht und welche Bücher in den Regalen stehen. Andererseits will ich meinem Herrn nicht begegnen.« Sie zuckte nervös mit dem Schwanz.
    »Ich verstehe«, murmelte Edgar.
    »Ich habe Angst«, bekannte Leyla. »Angst, dass ich doch wieder zu meinem Herrn gehe, obwohl es unverzeihlich ist, was er getan hat. Aber wenn ich ihn sehe und rieche und seine Stimme höre, dann kann ich nicht garantieren, ob ich mich beherrschen kann.«
    »Hm«, machte Edgar nachdenklich. Nach einer Weile fügte er hinzu: »Mir ist es auch lieber, wenn du bei uns bleibst. Ich glaube, mit dir haben wir eine größere Chance, dem Schlächter das Handwerk zu legen. Du bist so klug und kennst viele Tricks. Abgesehen davon …« Er zögerte. Es machte ihn verlegen, was er jetzt sagen wollte. Schließlich gab er sich einen Ruck. »Ich mag dich.«
    Er fühlte, wie ihr Blick auf ihm ruhte.
    »Ich mag dich auch, Ed«, erwiderte sie dann. »Du erinnerst mich an meinen Bruder, obwohl er ganz anders ausgesehen hat. Leider wurden wir getrennt, als wir erst ein paar Wochen alt waren.«
    Es lag Edgar auf der Zunge zu fragen, ob sie nun in London geboren worden war oder im fernen Asien, doch er traute sich nicht, weil er nicht wieder einen Streit riskieren wollte. Außerdem war es egal. Leyla war jetzt hier, das zählte.
    »Wir beobachten abwechselnd die Ladentür«, sagte Leyla. »Am besten immer zu zweit, dann ist es nicht so langweilig. Und es ist auch sicherer.« Sie seufzte. »Wahrscheinlich müssen wir mit einer langen Wartezeit rechnen. Keine Ahnung, wann Mister Silver hier auftaucht.«
    Sie suchten sich einen geeigneten Platz, von dem aus sie die Ladentür im Auge behalten konnten. Schräg gegenüber dem Laden stand ein altes Haus, davor waren einige leere Kisten gestapelt. Das war ideal für ihre Zwecke. Sie konnten sich in oder hinter den Kisten verstecken und von dort aus alles gut beobachten.
    Es war nasskalt. Wieder einmal fiel leichter Nieselregen. Edgar und Leyla schmiegten sich aneinander, weil ihnen dann wärmer war. So saßen sie eine Weile zufrieden nebeneinander.
    Edgar bemerkte, dass Leyla immer wieder die Augen zufielen.
    »Du kannst gern ein bisschen schlafen. Ich passe inzwischen auf«, bot er ihr an.
    »Wirst du Mister Silver denn erkennen?«, vergewisserte sich Leyla. »Du hast ihn doch nur ein einziges Mal gesehen.«
    »Ich erinnere mich sehr gut an ihn«, beteuerte Edgar. »Keine Sorge.«
    »Na gut.« Leyla gähnte, legte den Kopf auf die Pfoten und schlief ein. Edgar betrachtete sie. Sie sah noch schöner aus als sonst, ganz entspannt. Ihr Gesichtsausdruck war friedlich. Edgar fühlte, wie Zärtlichkeit in ihm aufstieg. Er hätte jetzt gern ihren Kopf geleckt, aber dann würde sie wahrscheinlich aufwachen und ihn anfauchen … Also konzentrierte er sich lieber auf die Ladentür gegenüber.
    Während der Zeit, in der Edgar Wache hielt, betraten nur zwei Leute das Antiquariat. Einmal war es eine junge Frau. Sie blieb nur wenige Minuten im Laden und kam wieder heraus, anscheinend ohne etwas gekauft zu haben. Der zweite Kunde war ein buckliger alter Mann. Er trug eine dicke Tasche und verschwand damit im Laden. Als er das Antiquariat verließ, war seine Tasche dünn und leicht. Offenbar hatte er Bücher gebracht und keine geholt.
    Leyla schlief noch, als auch Mister Carrington seinen Laden verließ. Er schloss die Tür sorgfältig ab und schlurfte davon. Das staubige Schaufenster hatte keinen Rollladen. Das Fenster war auch noch nicht dekoriert, es lagen nur ein paar Zeitschriften darin. Zwischen ihnen stand ein Dichterkopf aus Gips.
    Edgar war froh, dass Leyla geschlafen und ihren Herrn nicht gesehen hatte. Als Mister Carrington weg war, stupste er Leyla vorsichtig an.
    »Ich glaube, heute tut sich nichts mehr. Wir können nach Hause gehen.«
    »Habe ich so lang geschlafen?« Leyla wunderte sich. Aber dann sprang sie aus der Kiste und trottete an Edgars Seite zurück zu ihrem Kellerversteck.
     
    Am nächsten Tag wollte unbedingt Algernon die Wache übernehmen. Er hatte inzwischen alle Neuigkeiten erfahren und brannte regelrecht darauf, den Schlächter zu jagen.
    »Mir gefällt es nicht, dass du allein Wache halten willst, Al«,

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