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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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Lärm.
    Auch die Kisten vor Mister Carringtons Laden waren verschneit. Sue und Edgar brauchten eine Weile, bis sie ein einigermaßen trockenes Plätzchen gefunden hatten.
    Edgar stellte sich vor, wie schön es wäre, im Laden zu warten. Dort war es sicher wärmer und gemütlicher als auf der Straße. Aber Mister Carrington würde bestimmt keine zwei fremden Katzen in seinem Laden dulden … Außerdem war es fraglich, ob sie dann Mister Silver schnell genug folgen konnten, falls er tatsächlich auftauchte. Es konnte gut sein, dass er ihnen die Tür vor der Nase zuschlug.
    »Wir frieren«, klagte Sue, als sie unter einer Kiste hockte, wo der Schnee nicht hingefallen war. Edgar rückte ein wenig dichter zu ihr, damit sie sich gegenseitig wärmen konnten. Er spürte Sues Rippen durch das Fell hindurch. Sie war sehr dünn. Ob sie bei Professor Murphy nicht genug zu essen bekommen hatte? Oder lag es an den vielen Spritzen, dass sie so mager war?
    »Besser?«, fragte er und kuschelte sich an sie.
    »Ein bisschen«, antwortete Sue.
    Sie warteten. Der Vormittag verstrich quälend langsam. Edgar fühlte, wie seine Glieder langsam erstarrten. Ab und zu stand er auf, um sich zu dehnen oder ein Stückchen hin und her zu laufen. Von einer Kirchturmuhr klangen die Glockenschläge herüber. Edgar hatte gelernt, sie zu deuten. Das hatte ihm Emma beigebracht. Sie hatte ja die große Pendeluhr besessen, die jede Stunde schlug, wenn man sie regelmäßig aufzog.
    »Jetzt ist es elf«, sagte Edgar zu Sue. »Noch eine Stunde, dann ist es Mittag.«
    »Hm«, machte Sue nur. Die Uhrzeit schien sie nicht sonderlich zu interessieren.
    Edgar vertrieb sich die Wartezeit, indem er an die Buchstaben dachte, die er schon konnte. Leyla hatte ein wenig mit ihm geübt. Er konnte ein O erkennen, das aussah wie ein Loch. Das E erinnerte ihn an eine Spinne, die sich unter einem Stein versteckte. Das A ähnelte einem Dach mit einem Querbalken, auf dem man entlangspazieren konnte. Edgar stellte es sich vor und schloss dabei kurz die Augen.
    Ein schmaler Holzbalken … Es war ein Balanceakt, von der einen zur anderen Seite zu gelangen. Edgar zögerte. Er spähte in die Tiefe. Ganz schön hoch … »Trau dich, Weichei!«, rief Algernon ihm zu, der am anderen Ende des Balkens wartete. »Zeig, dass du ein Kerl bist …«
    Zaghaft setzte Edgar eine Pfote vor die andere. Er war gerade in der Mitte des Balkens, als –
    »AUFWACHEN!«, zischte Sue ihm ins Ohr. »Mister Silver ist gerade gekommen.« Edgar fuhr erschrocken hoch und stieß heftig mit dem Kopf gegen die Kiste über ihm. Es rumpelte, und ein Teil des Stapels brach zusammen.
    »Entschuldige«, sagte Edgar zerknirscht, als Sue unter den Kisten hervorkroch. »Hast du dir wehgetan?«
    Sue antwortete nicht, sondern starrte auf die gegenüberliegende Straßenseite. »Er ist im Laden.«
    »Bist du sicher?«, fragte Edgar aufgeregt.
    Sue wandte den Kopf. Ihre Augen wirkten traurig. »Du denkst also auch, dass wir verrückt sind? Genau wie die anderen …«
    »Nein, das denke ich gar nicht«, sagte Edgar. »Aber du könntest dich ja getäuscht haben. Vielleicht ist es jemand, der Mister Silver ähnlich sieht.«
    »Es IST Mister Silver«, sagte Sue.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Ladentür wieder aufging und der Kunde herauskam.
    Edgar schnappte nach Luft. Sue hatte recht, es war tatsächlich Mister Silver. Edgar erkannte ihn sofort wieder. Er trug seinen langen dunklen Mantel, schwarze Schuhe und einen eleganten Spazierstock. Außerdem hatte er einen Zylinder auf. Unter seinem Arm klemmte ein Paket, das in Packpapier eingeschlagen war. Ob es das Buch war, auf das Mister Silver so sehnlich gewartet hatte?
    »Wir müssen ihm folgen«, raunte Edgar und wechselte zur anderen Straßenseite. Sue kam nach. Lautlos schlichen die beiden Katzen hinter dem geheimnisvollen Mann her.
    Da der Himmel bedeckt war, konnte Edgar nicht feststellen, ob Mister Silver einen Schatten hatte oder nicht. Doch er zweifelte nicht an Sues Worten. Die getigerte Katze mochte zwar ein bisschen seltsam sein, aber sie hatte eine gute Beobachtungsgabe.
    Mister Silver schritt rasch aus. Klack!, machte sein Spazierstock im Rhythmus seiner Bewegungen. Klack!
    Edgar und Sue hatten Mühe, ihm zu folgen. Zuerst versuchten sie, in Deckung zu bleiben, aber das kostete sie zu viel Zeit. Zum Glück sah sich Mister Silver kein einziges Mal um, sonst hätte er die beiden Katzen sicher entdeckt. Er vermied die belebten Straßen und benutzte enge,

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