Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze
aufgehoben. Schließlich gab er es auf.
Julius hatte sich schon hinter die Barrikade in den großen Raum zurückgezogen, auch Lacy war hineingekrochen und hatte sich zu den Frauen begeben. Jetzt sprang noch Jim über die Bettstellen, Sofas und Tische. Die beiden Männer arbeiteten heftig, um das Loch zu verstopfen. Sie suchten vor allen Dingen Betten zu befestigen, um den Andrang des Wassers aufzuhalten.
»Ich glaube nicht, daß wir etwas damit erreichen« sagte Jim und trat einen Schritt zurück. Er war von Kopf bis zu Fuß naß. »Der Alte hat die Hauptrohre der Wasserleitung gesprengt.«
Das Wasser drang bereits in den inneren Raum vor, aber dank der Barrikade sickerte nur wenig durch.
Jim wußte, daß der Druck um so stärker wurde, je höher das Wasser im Innern des anderen Raums stieg. Und damit wurde natürlich auch die Gefahr immer größer.
Wie lange mochte das Wasser noch steigen? Er machte eine schnelle Schätzung nach den Wassermengen, die bis jetzt zugeströmt waren. Er glaubte, daß es höchstens noch zwei Stunden dauern könnte, bis das Wasser die Decke erreichen würde.
»Es ist vielleicht besser, wenn wir hinausgehen und auf die Treppe unter der Bibliothek steigen« sagte er. »Valerie und Fay gehen ganz nach oben, dann kommen Sie und Lacy, und ich werde eine Stufe unter Ihnen stehen. Es ist nichts Besonderes von mir, denn Sie sind kleiner, und wir werden auf diese Weise alle ziemlich gleich hoch stehen.«
Seine Vorsichtsmaßregeln waren gerechtfertigt. Er drehte noch alle Gasflammen aus, bevor er zu ihnen kam. Kaum hatte er den großen Raum verlassen, als mit einem furchtbaren Krachen die Barrikade einstürzte, mit der die Öffnung verstopft war. Das Wasser reichte ihm schon bis zu den Knien, bevor er die Treppe erreichte.
»Warum haben Sie denn das Licht ausgemacht?« fragte Lacy ärgerlich. »Nun müssen wir im Dunkeln sterben!«
»Wenn Sie die Lichter anlassen, müssen Sie erst recht im Dunkeln sterben, mein alter Freund« sagte Jim. »Wir brauchen doch die übrigbleibende Luft notwendig genug für uns. Das steigende Wasser würde die brennenden Lampen auslöschen, und wir könnten in ein paar Minuten Gas atmen.«
Er stand auf der fünften Stufe von unten, aber er fühlte schon, wie das Wasser seine Füße erreichte. Fünf Minuten später waren sie schon vollkommen bedeckt. Er wartete, bis die Flut an seine Knie reichte, bevor er die nächsthöhere Stufe emporstieg.
»Valerie, komm zu mir!«
Sie tastete sich in der Dunkelheit zu ihm, und er legte seinen Arm um sie. Er war jetzt auf der höchsten Stufe, auf die er steigen konnte. Das Wasser hatte ihn noch nicht erreicht, aber er brauchte nicht lange zu warten. Er hatte so nasse Füße, daß er nicht mehr erkennen konnte, wie hoch das Wasser stand, bis er mit seiner Hand nach unten faßte und fühlte, daß es bereits über seine Knie ging. Die Flut schien plötzlich schneller zu steigen.
»Savini, geben Sie mir den Hammer, ich werde versuchen, gegen die Steintür zu schlagen, die über uns ist.«
»Ich habe ihn nicht mitgenommen, er ist unten geblieben.«
Eine schreckliche Stille trat ein.
»Ich glaube nicht, daß wir viel hätten erreichen können – das Schloß wird nicht leicht aufzubrechen sein.«
Das Wasser reichte nun schon bis zu seiner Brust, aber die Luft war noch rein, und man fühlte noch keinen Druck. Aber was würde geschehen, wenn das Wasser die Luftschächte erreichte. Jim wagte nicht daran zu denken.
Die Flut stieg höher und höher. Jim küßte Valerie.
»Das ist ein sonderbarer Tod« sagte er leise, als er fühlte, daß das Wasser sein Kinn berührte.
71
B ellamy saß an dem Fenster seines Schlafzimmers, sein Gewehr lehnte an der Fensterbank. Alle Lichter im Dorf waren auf Befehl der militärischen Leitung ausgelöscht, selbst in den Häusern durften die Leute kein Licht machen. Diese Maßregel kam in gewisser Weise Bellamy bei der Verteidigung der Burg zustatten, denn die einzelnen Lichter hatten ihn geblendet.
Nun konnte er genau unterscheiden, was vor ihm lag. Plötzlich sah er die drei Leute, die sich langsam die Anhöhe zur Burg emporarbeiteten. Zoll für Zoll glitten sie in der Dunkelheit vorwärts. Er schoß und sie hielten an. Aber das Militär hatte das Mündungsfeuer gesehen, und ein Maschinengewehr wurde gegen ihn in Tätigkeit gesetzt. Er warf sich flach auf den Boden und hörte, wie die Geschosse über seinem Kopf vorbeipfiffen.
Als es wieder ruhig wurde, schaute er vorsichtig hinaus. Die drei
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