EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
Lernen.
»Soziales Lernen« deckt an der esbz eine Bandbreite an Themen ab, die alle mit der Frage zu tun haben: Wie können wir gut gemeinsam leben? Jede Woche haben die Klassen der Stufe 7 bis 9 ein Halbjahr lang eine Doppelstunde, um zu diskutieren und eigene Strukturen für ein Miteinander zu entwickeln.
Themen wie Freundschaft, Mobbing, Außenseiter, Zivilcourage werden von den Schülern offen und in einer wertschätzenden, ermutigenden Atmosphäre angesprochen, für bestehende Konflikte werden Lösungen gesucht. Da in jedem Schuljahr etwa ein Drittel der jahrgangsgemischten Klassen 7 bis 9 die Klasse verlässt beziehungsweise neu hinzukommt, kommt Sozialem Lernen eine sehr wichtige gemeinschaftsbildende und inklusive Funktion zu. Der Wechsel an die weiterführende Schule ist für Kinder oft mit Unsicherheit und psychischem Stress verbunden. Gerade für die Siebtklässler ist Soziales Lernen daher ein wichtiges Element, um an ihrer neuen Schule anzukommen und ihre eigene Rolle dort zu finden.
Der Klassenrat fördert soziale und moralische Lernpro zesse, insbesondere den Perspektivenwechsel, und stellt damit eine wirksame Prävention gegen das Abgleiten in rechts extreme und rassistische Vorurteile im Jugendalter dar.
Der Klassenrat ist an der esbz als Klassenstunde mit den Klassenlehrern im Stundenplan aller Jahrgangsstufen verankert. Er ist Diskussionsforum sowie Planungs- und Handlungszentrum, das die Klasse als Verantwortungsgemeinschaft stärkt. Im Klassenrat werden Lösungen für Probleme gesucht und Ideen geboren. Der Klassenrat fördert soziale und moralische Lernprozesse, insbesondere den Perspektivenwechsel, und stellt damit auch eine wirksame Prävention gegen das Abgleiten in rechtsextreme und rassistische Vorurteile im Jugendalter dar. Der Klassenrat findet an der esbz im Stuhlkreis statt und wird von ein oder zwei Schülern geleitet, die die Klasse ausgewählt hat. »Wir haben bei uns vereinbart, dass das diejenigen machen, die mündlich nicht so gut sind, und zwar für ein halbes Jahr, damit man auch was dabei lernt«, erzählt Elena. Sie selbst hatte sich im Bilanz- und Zielgespräch vorgenommen, sich mündlich zu verbessern, und sich daraufhin für die Klassenratsleitung gemeldet.
Inzwischen hat die Zehntklässlerin, gemeinsam mit ihrer Freun din Antonia, auch schon häufig Fortbildungen für Lehrer und Schulleiter zum Thema Klassenrat gegeben. »Was mich anfangs echt überrascht hat, ist, dass beim Klassenrat plötzlich alle mitarbeiten«, erzählt Antonia. »Auch die, die sonst eher keinen Bock haben oder sehr still sind.« Das liege daran, ist sie überzeugt, dass es um Sachen gehe, die sie selbst betreffen, und weil jeder mitreden und mitentscheiden kann. Die Klassen bestimmen auch einen Regelwächter, der darauf achtet, dass die Sitzung geordnet abläuft. »Das hat bei uns einer gemacht, der sonst eigentlich selbst immer stört und quatscht«, erzählt Elena. Als weitere wechselnd besetzte Posten gibt es den Protokollführer und den Zeitwächter.
Jede Klasse gestaltet ihre Klassenratssitzungen etwas anders. Als einzig feste Grundregel gilt für alle: Die Lehrer halten sich raus. Wenn die Klasse ein Thema unter sich diskutieren möchte – beispielsweise wen sie als Vertrauenslehrer vorschlagen –, kann sie die Lehrer vorübergehend aus dem Raum schicken. Ob Lehrer bei Abstimmungen mitmachen dürfen, entscheidet ebenfalls jede Klasse für sich und themenbezogen. Durch diesen Rollenwechsel haben die Lehrer die Möglichkeit, die Schüler noch besser kennenzulernen.
»Nebenbei hat es den Effekt, dass die ganzen Gruppendynamiken, die sonst nur in der Pause stattfinden, auf den Tisch kommen und bearbeitet werden können«, berichtet Cornelia Knoefel von ihrer inzwischen einjährigen Erfahrung mit dem Klassenrat. Sie ist Lehrerin an einer privaten Berufsfachschule und hat nach einer Fortbildung durch Schüler der esbz den Klassenrat in ihrer eigenen Klasse eingeführt. Zwar empfindet sie es als schwierig, ein einzelnes Detail aus dem Konzept der esbz in die eigene Schulstruktur zu integrieren, dennoch beobachtet sie durchaus positive Veränderungen: »Das ist eine hervorragende Übung für meine Schüler, dass sie selbst so ein Gruppengespräch strukturieren, es moderieren, lernen, sich gegenseitig zu Wort kommen zu lassen.«
Während des Klassenrates quatschten zwei Jungs und störten. Daraufhin forderte eine Mitschülerin, Regelwächterin, einen der beiden auf, sich auf einen anderen
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