EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
Mut und einem guten Herz. Du hast sogar die ungeliebten Aufgaben anderer übernommen, damit es keinen Streit gibt, und hast gesehen, wo noch eine Hand fehlt. Dann warst du da.
Auszeichnung an der esbz
Ganz gleich, wie modern eine Schule ist, wie vertraut die Atmosphäre dort sein mag: Im Klassenraum bleibt immer ein Rest von Hierarchie zwischen Lehrer und Schüler zurück und von dem Bild, das man von alter Schule im Kopf hat. Erst in Formaten, die völlig anders sind, kann das aufgebrochen werden. Bei der Schulversammlung, die völlig eigenständig von den Schülern vorbereitet wird, befinden wir uns plötzlich im öffentlichen Raum, in dem die Lehrer in ihrer sonstigen Rolle praktisch nicht vorkommen – es sei denn, sie gehen auf die Bühne.
Durch das Ritual der wöchentlichen Versammlung von rund 400 Menschen gewöhnen sich bereits Siebtklässler an eine Großversammlung: Sie lernen, welche Regeln dort gelten, wie man sich verhält und wie man selbst etwas dazu beitragen kann. Hier wird das öffentliche Sprechen und der Mut zum öffentlichen Diskurs, eine wichtige demokratische Kernkompetenz, früh geübt und gelernt.
Eine Schule, die nicht jede Woche Gutes zu loben weiß, hat eine Woche falsch gelebt!
Die Schulversammlung beginnt nach einer musikalischen Einführung mit dem Lob. Alle, die jemanden loben möchten, kommen auf die Bühne. Manchmal bildet sich eine regelrechte Schlange. Da loben Kinder ihre Mitschüler, Lehrer ihre Schüler – und umgekehrt! »Das ist ein ganz tolles Erlebnis, eine schöne Bestätigung für einen selbst und seine Arbeit«, findet die Mittelstufenleiterin Jenni Leonhard. »Es zeigt mir immer wieder, dass es die Mühen wert ist, zum Beispiel wenn es bei einem Schüler eine Krise zu Hause gibt und ich mit ihm mitleide und dann höre, dass er mir dankbar dafür ist und es ihm geholfen hat.« Es werden aber auch vermeintlich kleine Dinge anerkannt, etwa »Mathilda hat mir in der letzten Stunde so toll Algebra erklärt« oder »Die Jungs, die diese Woche mit Putzen dran sind, waren besonders gründlich«. Auch unser rühriger Hausmeister, von Schülern oft als »Der Mann, der alles kann« bezeichnet, wird regelmäßig gelobt. »Er ist fast täglich auf unserem Schul gelände aktiv und zeigt trotz anstrengender Arbeit niemals Müdigkeit oder schlechte Laune. Welch ein Glück, dass SIE bei uns sind!«, heißt es dann.
Du hast Besonderes geleistet. Du hast trotz deiner schwierigen gesundheitlichen Situation nicht aufgegeben und bist jeden Tag um 8 Uhr in der Schule gewesen. Mutig hast du in der Klasse über deinen verschobenen Schlafrhythmus und die therapeutischen Maßnahmen berichtet.
Auszeichnung an der esbz
»Manche denken, es sei nicht so wich tig, solche lobenden Worte auszusprechen«, sagt Clara auf einer Lehrerfortbildung. »Aber es ist eine ganz schöne Herausforderung, sich vor die ganze Schule zu stellen und das zu sagen. Das weiß auch jeder an der Schule, glaube ich. Und wenn man dann selbst gelobt wird, freut man sich einfach, und es ermutigt einen, Dinge noch mal zu tun.« In Deutschland ist eine Anerkennungskultur nicht besonders ausgeprägt. Aber ein respekt voller und anerkennender Umgang lässt sich etablieren!
Gerade an einer Schule, an der Lernen auf individuellen Wegen stattfindet, liegt es auf der Hand, dass alles, was Einzelne Besonderes können und leisten, gesehen und anerkannt wird und werden muss. Eine Schule, die eine Kultur des Lobes bewusst pflegt, weiß – ohne Standards zu unterlaufen – jede Woche hinreichend viel zu loben. »Die Schulversammlung prägt auch das Schülermiteinander«, ergänzt Jenni Leonhard, »weil das vor allem eine Versammlung ist, bei der Schüler etwas für Schüler tun.«
Du verdienst ein dickes Lob für deine Unterstützung der neuen Siebtklässler in unserer Klasse. Du hast ihnen den Übergang in unsere Schule erleichtert, indem du ihnen alles gezeigt, erklärt und immer wieder Mut gemacht hast.
Auszeichnung an der esbz
Die Schulversammlung wird von den Klassen im Wechsel organisiert. Das heißt, schon Siebtklässler lernen, eine solche Veranstaltung zu organisieren und zu moderieren. Feste Elemente außer dem anfänglichen Lob sind: »Speak your Mind«. Hier darf jeder auf die Bühne kommen, um Kritik zu üben und Verbesserungsvorschläge zu machen – ein wichtiges Training dafür, öffentlich Courage zu zeigen und auch Dinge anzusprechen, die nicht so gut laufen. Alle singen gemeinsam das Lied der Woche,
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