Effington 06 - Verborgene Verheissung
was ihr als Erstes in den Sinn kam. » Was haben sie wohl noch für uns vorbereitet?«
»Für unsere Zukunft?« Sein Blick wanderte hinab zu ihren Lippen und wieder zu den Augen. Er hatte sich ihr genähert, so dass sie ihn leicht hätte berühren können. Ihre Lippen könnten mühelos auf die seinen treffen.
Sofort dachte sie an die Ratschläge Colettes und Madames bezüglich der zu erwartenden Vorgänge in seinem Bett.
Jetzt gibt e, i kein Zurück mehr, Miss Tow ns end.
Es kam ihr nun nicht mehr so beschwerlich oder peinlich vor, wie sie ursprünglich gedacht hatte. In Wahrheit spürte sie sogar ein wachsendes Verlangen in sich, seine nackte Haut auf ihrer zu spüren. Es war gleichzeitig schockierend und erregend.
»Wir sollten wohl in den Salon zurückkehren«, schlug er sanft vor. »Sie werden sich fragen, wo wir so lange bleiben. Und sie werden sich auch fragen ...« Wieder wanderte sein Blick zu ihren Lippen, und sie beugte sich unmerklich nach vorne, in der Hoffnung, der Sehnsucht, von ihm in die Arme genommen zu werden. Er holte tief Luft und richtete sich auf. »Was genau wir gemacht haben.«
»Natürlich«, murmelte sie. Es fiel ihr nicht leicht, ihre Enttäuschung zu verbergen.
Er nahm ihre Hand und lief zum Haus, dann blieb er plötzlich stehen und führte ihre Hand an seine Lippen. »Ich freue mich sehr auf die nächsten siebeneinhalb Jahre.« Sein Blick durchbohrte sie. »Und ich freue mich auch sehr auf heute Nacht.«
»Ich auch«, erwiderte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm.
Er strahlte sie kurz an und ging weiter, ihre Hand noch immer in seiner.
Gwen konnte ein verwirrtes Lächeln nicht ganz verbergen, verursacht durch all sein Gerede von Schicksal und der Richtigkeit und Anständigkeit ihrer Heirat. Es war natürlich dumm, sollte er Recht haben. Nach allem, was ihr in den letzten Tagen passiert war! Sie hatte den merkwürdigen Gedanken, dieser fremde Mann könnte alles sein, was sie sich je gewünscht hatte. Nur hatte sie es nicht gewusst, bis sie ihn traf.
Sie fragte sich, was er wohl empfinden würde, wenn er von ihrem Geheimnis erführe.
Und warum ihr das etwas ausmachte.
Achtes Kapitel
Ein Mann weiß stets nur, wa s eine Frau ihm zu wi ss en gestattet.
Helena Pennington
»Was soll ich denn jetzt tun, Reggie?« Marcus' Kopf schwirrte vor lauter unbeantworteter Fragen, und er schritt in der Bibliothek auf und ab.
Der Viscount war der letzte Gast am Ende eines endlosen Tages. Es waren viel zu viele Menschen da gewesen, die neugierige Blicke geworfen und wissende Mienen zur Schau gestellt hatten, und er hatte viel zu wenig Zeit allein mit seiner Frau verbracht. Der Nachmittag war in den Abend übergegangen, ein improvisiertes Hochzeitsmenü war mit einer kleinen Gruppe handverlesener Gäste eingenommen worden.
Seine Mutter hatte die Gelegenheit genutzt, um Gwendolyn erste Ratschläge bezüglich ihrer Rolle als Countess zu geben. Hätte man ihm das vorher erzählt, er hätte denjenigen für verrückt erklärt. Doch zu seinem Erstaunen schienen beide Lady Pennington stillschweigend zu der Übereinkunft gekommen zu sein, dass er in diese Dinge nicht eingeweiht werden sollte. Wie auch kein anderes männliches Wesen. Ein deutlich sichtbares und enges Band spann sich zwischen seiner Mutter, die sich schon immer eine Tochter gewünscht, und seiner Frau, die nie eine Mutter gekannt hatte. Marcus war angenehm überrascht, natürlich, und doch waren die wissenden Blicke, die beide Frauen austauschten, sehr irritierend. Blicke, die sich doch nur um ihn drehen konnten. Oder?
Bislang hatte er kaum mehr als ein Lächeln mit seiner Braut wechseln können. Hin und wieder waren sich ihre Blicke über den Raum hinweg begegnet. Im Laufe des Tages hatte sie sich sichtlich entspannt und sich durch natürliche Intelligenz und mühelose Anmut ausgezeichnet. Marcus war erfreut und gleichzeitig ehrfürchtig. Sie war so viel mehr, als er erwartet, viel mehr, als er erhofft hatte.
Und doch hatte er große Mühe, sie zu verstehen und zu erahnen, was sich hinter diesen hübschen blauen Augen verbarg. Welche Gedanken hatte sie? Welche Pläne, welche Sehnsüchte?
»Ich schätze mal, du solltest tun, was jeder Mann in seiner Hochzeitsnacht tut.« Reggie saß lässig auf seinem Stuhl und beobachtete Marcus mit unverhohlener Erheiterung.
»Davon spreche ich nicht, und das weißt du auch ganz genau. Allerdings, da wir schon bei dem Thema sind ...« Marcus seufzte verdrießlich. »Ich habe noch nie eine
Weitere Kostenlose Bücher