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Egeland, Tom

Titel: Egeland, Tom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frevel
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einem Gott, dessen gerechte Flamme gerade in diesem Moment in Peters Herz brennt.
    In der Empfangshalle wünschen wir uns eine gute Nacht.
    Ich bin angetrunken, und mir ist schwindelig und reichlich übel. Bevor ich in die Kissen falle und im Bett Karussell fahre, gehe ich (wie ein Mönch) vor der weiß funkelnden Porzellanschüssel auf die Knie und übergebe mich.
    9
    NACH EINEM FRüHSTüCK, das ich so spät einnehme, dass man es mit einer gewissen Berechtigung auch als Lunch bezeichnen könnte –es besteht aus Toast, nicht genug gebratenem Rührei, Zwetschgenjoghurt und frisch gepresstem Orangensaft –, schlendere ich hinunter in die Bibliothek. In der altmodischen, alphabetischen Kartei blättere ich mich bis zum Stichwort Varna vor, das mich einen Zentimeter zurück zum Wort Værne verweist. Dort finde ich Hinweise auf vier Bücher und eine Manuskriptsammlung, die ich nach einer Dreiviertelstunde im Kellermagazin der Bibliothek auf zwei Metern Höhe in einem Regal finde. Ein Bibliothekar, der den Eindruck macht, als sei er auf einer Unteroffiziersschule in Uruguay gewesen und würde nur allzu gerne das im Wahlfac h » Folter für Fortgeschrittene V-IX « gelernte Wissen anwenden, holt die Manuskripte aus dem Karton und legt sie auf einen mit Filz bezogenen Tisch. Sofort sehe ich, dass ich aus den Dokumenten keinen Nutzen ziehen werde: Die Schrift ist hebräisch.
    In der nächsten Stunde blätterte ich durch ein britisches Werk über die Ritterorden, in dem den Johannitern mehr als zweihundert Seiten gewidmet sind und den Tempelrittern noch dreimal mehr. Ich finde eine amerikanische Doktorarbeit aus dem Jahre 1921, in der die literarischen Stilmittel des Evangelisten Lukas analysiert werden. Nach Ansicht des Wissenschaftlers ist der Arzt Lukas (bei dem es sich vermutlich um einen Reisegenossen des Apostel Paulus gehandelt hat) beinahe ein moderner Romancier. Lukas schreibt in einem epischen Stil, der bei seinen gebildeten, weltmännischen, griechisch-römischen Lesern Gefallen findet. In seinem Evangelium und in den Taten der Apostel beschreibt er Jesus als einen alttestamentarischen, majestätischen Propheten. Inspiriert von den griechischen Dichtern, porträtiert Lukas ihn als einen Halbgott. Eine Heldengestalt. Lese ich.
    Ich finde eine sechzig Jahre alte Abhandlung, die sich dem Thema widmet, wie Lukas und Johannes den Bruch zwischen dem Judentum und dem aufkeimenden Christentum darstellen. Dort steht, dass Lukas den Begriff » Christen « in seiner Schilderung der Glaubensentstehung im römischen Reich geprägt hat. Verwundert lese ich, dass Lukas selbst Heide war und es sich bei seinen Lesern vorwiegend um Menschen gehandelt hat, die sich die Frage stellten, ob man christlich und trotzdem ein glücklicher Bürger des Kaiserreichs sein kann. Johannes ist nicht ganz so pragmatisch veranlagt. Mehr als die anderen Evangelisten ist er von Fragen des Geistes, der Göttlichkeit und der himmlischen Mystik angetan. Der Forscher, er heißt J. K. Schulz und wurde laut Titelblatt 1916 geboren, hebt hervor, wie Johannes Jesus in langen Monologen rede n l ässt, in denen er sich in aller Öffentlichkeit als von Gott gesandt erklärt. Johannes schildert, wie die Jüdisch-Christlichen aus den Synagogen und später aus dem Judentum ausgeschlossen wurden. Aber das sei mehr als ein theologischer Streit gewesen, hebt der Autor hervor. Der Kampf zwischen Juden und Christen sei ein Streit um politische und ökonomische Macht. Kurz gesagt, um die Herrschaft.
    Stundenlang sitze ich da und versuche, mich in die Gedanken anderer hineinzuversetzen, in ihre Deutungen. Ich suche nach etwas, das mich weiterbringen kann, das mich verstehen lässt, aber ich weiß nicht, was ich suche, und ich finde es auch nicht.
    Als ich sehe, dass einer der Computer frei ist, beeile ich mich und komme tatsächlich einem der jüdischen Forscher zuvor. Das Terminal ist mit der Datenbank der Bibliothek und des Instituts verknüpft.
    Ich logge mich mit einem der allgemeinen Kennworte ein, das mit einem Filzstift auf den Rand des Bildschirms geschrieben ist. Die Suchmaschine ist einfach: Ich kann thematisch suchen oder Stichworte und Autorennamen eingeben. Und Kombinationen.
    Um irgendwo zu beginnen, gebe ich Shrine of Sacred Secrets ein. Ich erhalte neun Treffer. Der erste ist die Abhandlung von Papa, Llyleworth und DeWitt. Ein Anflug von Stolz durchströmt mich. Des Weiteren finde ich eine Zusammenfassung des Mythos. Dann eine Serie von Querverweisen zu

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