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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Schleifen fahren und sich verstecken; fünf Jahre wie eine irre Kritzelei auf der Karte des Kontinents, wie eine Stubenfliege, die einen sonnendurchfluteten Ballsaal erkundet, mit einem westlichen Vektor, so schwach, dass er auch ein statistischer Ausreißer hätte sein können; fünf Jahre den Agenten der Familie Phenscot und der katholischen Kirche ausweichen und allen Menschenansammlungen, in denen diese Agenten hätten lauern können; fünf Jahre Hotels und platte Reifen und De rerum natura ; fünf Jahre, um diese Freidenker-Kolonie in der Nähe von Temecula zu erreichen, wo sie in Sicherheit wären, bis die Despotie der Religion gestürzt war. Alle paar Monate hatte sein Vater verschlüsselte Briefe nach Tiny Lustre geschickt, um die dortigen Führer über die Fortschritte ihres Clinamen zu informieren, aber natürlich konnte er dabei ihren Aufenthaltsort nicht preisgeben, für den Fall, dass die Briefe abgefangen und der Code geknackt wurde, also hatte er nie Antworten mit Neuigkeiten erhalten.
    In die Kolonie gelangte man über einen Feldweg, der sich durch die Kiefern aufwärts wand. Kurz vor dem Ziel waren sie wie üblich abgestiegen, und Bailey hatte kaum glauben können, dass sie dieses kleine Ritual nun vielleicht zum letzten Mal vollzogen. Tiny Lustre war auf Autarkie ausgelegt, und so fanden sich zwischen den Blockhütten Ziegenpferche und Hühnerställe. Aber alles sah ein wenig vernachlässigt aus, und sie konnten keine Menschenseele entdecken. Ganz am Ende der Kolonie gab es einen großen Gemeinschaftssaal mit gesprungenen Obergadenfenstern, und sie fragten sich, ob vielleicht alle dort versammelt waren, aber als sie die Tür aufstießen, sahen sie nur zwei winzige weiße Nagetiere zwischen den Bänken verschwinden wie Backgammon-Würfel. Als Pfingstler, dachte Bailey, hätte er wahrscheinlich vermutet, die Zeit der Entrückung sei gekommen. Nur dass die Männer und Frauen von Tiny Lustre Atheisten waren. Konnte es für Atheisten auch eine Art Entrückung geben? Konnte die reine Hitze des eigenen Skeptizismus so groß sein, dass man mit einem Schlag in Gammastrahlung verwandelt wurde?
    »Vielleicht sind sie schwimmen gegangen«, sagte sein Vater. »Hallo?«, rief er dann. »Ist da jemand?«
    Sie hörten hinter sich ein Geräusch und drehten sich um. Da stand ein alter Mann in einer Latzhose, eine Karotte in der spindeldürren Hand. »Sucht ihr Yoakum und die anderen?«
    »Ja.«
    »Die sind weg.« Er biss die Spitze der Karotte ab. »Hoffentlich kommt ihr nicht von weither.«
    »Was ist passiert?«
    »Hinter dem Rücken der Leute soll man nicht tratschen«, sagte der alte Mann. »Das gehört hier zu den Regeln.« Er sah sich um. »Aber die Regeln gelten ja jetzt wohl nicht mehr richtig. Na, kurz gesagt, Yoakum hatte was mit Frauen von anderen. Mit mindestens dreien. Ist alles gleichzeitig rausgekommen. Hier gibt es keine Gewalt, das ist noch eine Regel, also haben wir ihn bloß mit seinen Sachen weggeschickt. Eine Woche später kommt die Polizei von Temecula rauf und sagt, sie hätten eine Aussage, dass wir Frauen und Mädchen an Bäume angekettet halten und all so was. Muss Yoakum gewesen sein. Gefunden haben sie nichts – es gab ja auch nichts zu finden –, aber sie haben angefangen, alles zu räumen. Haben gesagt, wir hätten kein Recht, hier Ackerbau zu treiben. Die da unten in der Stadt haben uns nie gemocht.«
    »Wir wollten hierherziehen«, sagte Baileys Vater.
    »Seid ihr die, die Yoakum geschrieben haben? Die verschlüsselten Briefe?«
    »Ja.«
    »Von euch hat er gesprochen. Aus dem Code ist er meistens nicht schlau geworden, aber er wusste, dass ihr kommt. Na, bleibt hier, so lange ihr wollt. Eine Hütte könnt ihr euch aussuchen. Aber über kurz oder lang ist die Polizei wieder da. Die wissen, dass ich noch hier bin, und wollen mich raushaben.«
    »Dann werden wir nicht bleiben. Es gibt noch eine Gemeinschaft wie diese, in Ohio. Sie ist nicht ganz so groß, aber dort können wir hin. Danke für Ihr Angebot.«
    Also waren Bailey und sein Vater wieder auf ihre Fahrräder gestiegen und hatten sich auf den Weg hinunter an den Fuß des bewaldeten Hügels gemacht. Dann waren sie vom Regen überrascht worden und hatten in dem Ford Schutz gesucht. »Was machen wir jetzt?«, fragte Bailey noch einmal.
    »Wir gehen in die Kolonie in Ohio, wie ich es dem Mann gesagt habe. Wir werden dort Zuflucht suchen.«
    »Wie lange werden wir bis dorthin brauchen?«
    »Das weiß ich nicht. Wir werden natürlich

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