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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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in weiblicher Psychologie genommen.«
    Sie lag richtiger, als sie ahnte, dachte Loeser, aber Frauenzimmer! Und wie man sie flachlegt war ihm in diesem speziellen Fall keine Hilfe gewesen. Er glaubte, in der Ferne ein Lachen zu hören, aber auf dem Palmetto Drive rührte sich nichts. Ziesel hatte ihm einmal vom Wärmetod des Universums erzählt, in Billionen von Jahren, wenn alle freie thermodynamische Energie verwandelt war und es weder Bewegung noch Leben geben konnte: West-Pasadena fühlte sich oft schon heute so an. Millikan hatte offenbar behauptet, kosmische Strahlung sei der »Geburtsschrei« neuer Atome, die Gott fortwährend schuf, um seinen eigenen Tod hinauszuzögern, aber Loeser wollte nicht so recht glauben, dass Gott dem Universum ständig Ohrfeigen versetzte wie ein Polizist, der versucht, einen Betrunkenen vom Einschlafen abzuhalten. »Lass uns doch heute Abend nach der Vorstellung essen gehen«, sagte er.
    »Und wenn ich nicht mit dir schlafe, erzählst du wahrscheinlich dem Professor, dass ich seine Teleportationsvorrichtung besudelt habe. Du bist genauso schlimm wie Drabsfarben.«
    Loeser runzelte die Stirn. »Wie meinst du das? Was hat das alles denn mit Jascha zu tun?«
    »Du weißt ganz genau, was ich meine. Ich hätte mir denken können, dass du über kurz oder lang seine Methoden kopierst.«
    »Drabsfarben versucht, dich zu verführen?«
    »Stell dich nicht dumm. Du weißt genau über ihn und den Professor Bescheid. Was ist denn mit den ganzen Partys in den Palisades?«
    »Ich bringe Bailey einfach manchmal zu den Muttons mit, weil Dolores Mutton das so will«, sagte Loeser. »Beim Grab meiner Eltern, wenn da irgendwelche Intrigen laufen, habe ich nichts damit zu tun. Komm schon, erzähl mir den Rest. Hattest du deshalb das ganze Jahr über auf den Proben so schlechte Laune?«
    »Das weißt du wirklich nicht?«
    »Adele, ich habe fünf Jahre lang Zigaretten gepafft, bis ich gelernt habe, auf Lunge zu rauchen. Ich bin manchmal ein bisschen begriffsstutzig.«
    »Drabsfarben erpresst den Professor«, sagte Adele.
    »Wie bitte?«
    »Er behauptet, irgendein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit des Professors zu kennen. Er sagt, wenn er es herumerzähle, sei der Professor am Ende. Aber er blufft. Der Professor hat aus seiner Vergangenheit nie ein Geheimnis gemacht. Warum sollte er? Ehrlich, Egon, ich mag gar nicht mehr daran denken, dass ich einmal versucht habe, Drabsfarben ins Bett zu kriegen. Berlin kommt mir jetzt vor wie ein ganz anderes Leben.«
    Loeser kam es vor, als wäre das alles erst gestern passiert. »Ich werde zufällig auch von Drabsfarben erpresst, Adele. Das wollte ich ja über Dolores Mutton sagen. Er ist offenbar ein wirklich ausgefuchster Erpresser; ein Balzac des Genres. Wobei ich betonen möchte, dass ich nicht versuche, dich mit denselben Methoden ins Bett zu bekommen.«
    »Warten wir mal ab, bis du nachher betrunken bist.«
    »Warum zeigt Bailey Drabsfarben nicht einfach an?«
    »Das weiß ich nicht. Der Professor will es nicht sagen.«
    »Und hast du eine Vermutung?«
    Adele zögerte. »Einmal hat er etwas mit Russland erwähnt.«
    »Mit Russland?«
    »Hör mal, Egon, du hast mir ausdrücklich verboten, heute ins Labor zu gehen, damit ich für die Premiere locker bin. Dieses Gespräch hat mich nicht sehr locker gemacht. Wir sehen uns im Theater. Ich hoffe, du hast das bis dahin alles vergessen.« Sie legte auf, und Loeser spürte, wie die letzten fünf Jahre endlich von ihm abzufallen begannen.
    »Hätte das nicht warten können?«, sagte Dolores Mutton ein paar Stunden später, als sie Loeser auf einer mit rotem Samt bezogenen Bank in der Bar des Chateau Marmont gegenübersaß. Er hatte sie angerufen und ein Gespräch unter vier Augen verlangt, und da ihr Mann zu Hause war, hatte sie sich widerwillig auf den weiten Weg nach Hollywood gemacht. »Stent und ich gehen später in Ihr Stück. Und was stinkt hier so?«
    »Der Tod«, sagte Loeser. Er nippte an seinem Bier. »Ist Drabsfarben ein Spion?«
    Wie bei einem Vogelschwarm im Augenblick, bevor er wusste, in welche Richtung er fliegen würde – die Entscheidung war noch nicht gefallen, aber schon in alle Flügel eingeschrieben –, schien Dolores Mutton in den folgenden drei oder vier Sekunden der ganze polyphasische Gang ihrer Entscheidungsfindung über das Gesicht zu huschen; aber Loeser wusste, dass man diesen Prozess nur dann verfolgen, die Flügel nur dann lesen und mitfliegen konnte, wenn man in einen Menschen

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