Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort
Hephaistos gebaut hatte, damit sie ihm in seiner Werkstatt halfen. (Oder wie eine Straßenbahn ohne Schaffner.)
Marlene öffnete ihm die Tür in einem reizenden grünen Seidenkimono, den sie noch nicht besessen hatte, als sie mit Loeser zusammen gewesen war. Sie roch nach Vanilleparfum unter einer dicken Beize Schweiß.
»Ah, Egon«, sagte sie. »Bist du es wirklich, oder ist das nur ein süßer Traum?«
»Scheiße, was soll das mit dir und Klugweil?«
»Du weißt es also endlich.«
»Endlich?«
»Sonst wussten es natürlich schon alle, aber vor dir wollten wir es ein bisschen geheim halten, weil wir wussten, dass du dich sonst wie eine Wildsau aufführst.«
»So sehr ich mich auch bemühe, ich kann einfach nicht fassen, dass ihr beiden mir das antut.«
»Das ist jetzt zwei Jahre her, Egon. Ganz offiziell hätte ich Adolf schon direkt am Tag nachdem du mich verlassen hattest ficken dürfen – aber jetzt ist es zwei Jahre her.«
»Du freust dich bestimmt wie ein Kind, dass du ihn dir endlich geschnappt hast.«
»Ehrlich gesagt, ja. Und ich kann dir auch sagen, warum. Erinnerst du dich noch, wie die Ärzte ihm bei allem, was deine idiotische Apparatur seinen Armen angetan hat, gesagt haben, sie würden nie wieder ganz wie früher werden?«
»Dunkel.«
»Die Ärzte hatten recht. Und rat mal, was das heißt!« Sie beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Er kann es mit beiden Händen gleichzeitig machen.«
»Was denn?« Marlene lächelte und lüpfte eine Augenbraue. Dann wurde es Loeser klar. »Nein!«
»Doch.«
»Das kann niemand mit beiden Händen gleichzeitig machen! Ich habe es ein halbes Dutzend Mal versucht! Der Platz reicht nicht! Arme können so was nicht!«
»Adolfs schon. Wir sollten dir eigentlich dankbar sein. Aber die Nachbarn wären da vielleicht anderer Meinung. Er bringt mich so schrecklich zum Kreischen.«
»Du willst also sagen, dass du in neue Sphären der Fleischlichkeit aufgestiegen bist? Na gut, also, ich auch. Zufällig gehe ich heute Abend mit Adele Hitler essen.« Das hatte er eigentlich nicht erwähnen wollen.
Marlene lachte. »Ach, wirklich? Du verschwendest tatsächlich das Geld für ein ganzes Essen an die größte Schlampe von Berlin? Du lieber Himmel. Glaubst du auch, du musst jedes Mal die Bibliothekarin bestechen, wenn du ein Buch aus der Stadtbibliothek ausleihen willst? Adolf, hast du das gehört?«, rief sie nach hinten in die Wohnung. »Egon geht heute Abend mit dieser Hitlerschlampe essen. Er ist richtig stolz darauf.«
»Klugweil ist gerade bei dir?«, sagte Loeser.
»Und wie er das ist.«
»Lass mich rein. Ich will mit ihm reden.«
»Tut mir leid. Ich will so viel wir möglich aus dem Nachmittag herausholen. Adolf ist gut in Form. Auf Wiedersehen, Egon. Und viel Glück heute Abend. Ich hoffe, sie ist es wert.« Sie wollte die Tür schließen.
»Warte. Bitte. Nur eine Sache noch.«
»Was?«
»Hast du jemals mit einem Kellner aus dem Schwanneke geschlafen?«
»Du Schwein!«
»O Gott. Du wirst rot, ich kenne das. Du hast es getan!«
Marlene schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
Er trottete wieder die eingestaubte Treppe hinab, die er einmal so innig geliebt hatte, und hasste jedes vertraute Knarren dafür, dass es sich jetzt mit seinem ehemaligen Freund verbündet hatte. Zu Blumstein war es zu Fuß eine halbe Stunde, aber diesmal war Loeser zu wütend, um auf die Straßenbahn zu warten. Der Regisseur und seine Frau wohnten nicht weit von den Fraunhofens in einer Art riesigem Trophäenschrank, den sie sich 1923 von einem jungen Bauhaus-Architekten namens Gugelhupf hatten bauen lassen. An den gläsernen Wänden verreckten rund tausend Vögel pro Jahr, und seit Fertigstellung des Hauses beklagten sich die Nachbarn, dass das Morgenkonzert der Singvögel von Schlingendorf einen Trauerton angenommen hatte. Der Champagner hatte Loesers Kater kurz besänftigt, aber er hatte noch immer nichts gegessen und fühlte sich langsam, als wäre die Last seines Zorns das Einzige, was ihn noch davon abhielt, wie ein Ballon davonzuschweben.
»Wir können nicht mehr mit Klugweil arbeiten«, sagte er, kaum dass Blumstein die Haustür geöffnet hatte.
Blumstein seufzte, als wollte er abschätzen, wie viel von seinem Nachmittag er dieser Sache würde opfern müssen. »Guten Tag, Egon«, sagte er. »Komm rein. Ich werde Emma bitten, uns einen Kaffee zu kochen.«
»Mach dir damit keine Umstände«, sagte Loeser und folgte ihm in den ausladenden Salon. Von einem Regal
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