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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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weiß nicht, was ich davon denken soll.»
    «Dackel halten zusammen», antwortete sie. «Nehmen Sie Platz, Herr Nogees.»
    «Nochmals Entschuldigung, gnädige Frau», sagte Dan. «Ich weiß, daß es mit diesem Tier ein böses Ende nehmen wird.»
    «Tun Sie ihn trotzdem nicht in den Wolf.»
    Wenig später kamen der Sohn und die niedliche Nichte wieder. Das Gericht war für heute geschlossen, und sie hatte ihre Etüden für höhere Töchter hinter sich. Alles setzte sich zum Abendbrot. Wir schlichen zu dritt unter dem Tisch herum und vertilgten, was herunterfiel. Nie war es so schön gewesen wie zusammen mit Loni. Ich teilte eine Scheibe Wurst mit ihr, zum erstenmal in meinem Leben, und sah daraus, wie schwer es mich erwischt hatte.
    Es wurde ein urgemütlicher Abend. Der Portwein reichte bei weitem nicht aus. Es mußten aus dem Keller neue Vorräte herbeigeschafft werden. Ich ging mit dem Sohn des Hauses hinunter, weil ich dort unten schon Bescheid wußte. Ich sah den Spiegel, mit dem ich gekämpft hatte und roch die Gurkenfässer. Die toten Mäuse waren entfernt, und die Fallen standen zu neuem Fang bereit. Die Kohlen lagen stumm und schwarz, und ich ließ sie links liegen und folgte dem Assessor ins Weinabteil, wo die edlen Tropfen hinter verschimmelten Korken warteten. Er zog ein paar Pullen heraus. Dann gingen wir wieder hinauf. Auf dem Flur sah ich Resi noch einmal, die mich singend gewaschen hatte, und ich begrüßte sie, und sie sagte: «Gelt, du Schlawiner!»
    Für den Rest des Abends kam jeder auf seine Kosten. Die Damen waren zusammengerückt und erzählten von Ehemännern und Einkäufen, Wohnungen und Wäsche, Dackeln und Dienstmädchen. Die Herren hatten glänzende Nasen und waren bei Verbrechern und wie man sie fängt und bestraft. Der Landgerichtsdirektor freute sich ungeheuer, in Dan einen Helfer des Gesetzes getroffen zu haben, wenn auch dessen Dackel noch weit vom rechten Pfade entfernt war.
    Der Glücklichste von allen war ich. Ungehindert konnte ich Loni mit meiner Zuneigung überschütten, niemand störte mich, keiner heftete seine Augen auf unser Glück. Pepi schlief schon wieder enorm fest. Ich lag mit Loni auf einem Fell, ohne jeden Zwischenraum. Ich krabbelte und küßte sie, und ab und zu nahm sie mein rechtes Ohr zart zwischen die Zähne und zupfte daran. Es war, als wären wir schon ewig miteinander bekannt, zusammen aufgewachsen, und nichts trennte uns. Was für ein schöner Tag.
    Aber auch er hatte ein Ende, und der Abschied kam. Ich trug es mannhaft. Was konnte mir noch passieren? Ich war wie ein Mann auf dem Fasching, der nach mancherlei Mühe die Adresse des Mädchens bekommen hatte, das ihn interessierte, und der sich nun beruhigt hinter den Tresen zu einem Bier zurückziehen konnte, wo er leichten Herzens das Wettrennen der anderen verfolgte. Meine Loni hatte ich, dieses Haus hatte ich erobert und meine Familie darin eingeführt. Das sollte mal einer nachmachen.
    Mit großer Herzlichkeit wurden wir verabschiedet. Dan und Eva mußten auf eine baldige Einladung gefaßt sein. Ich bekam die feierliche Erlaubnis, jeden Tag zu kommen und mit Papa und Tochter Loni im Garten zu spielen. Was für ein Erfolg!
    Dann gingen Dan und Eva eingehakt unserem Hause zu. Ich flitzte um sie herum und jagte die heruntergefallenen Blätter aus dem Rinnstein hoch. Ich sah die beiden von hinten gegen das Mondlicht, und mir wurde klar, wie recht Dan getan hatte, nicht mehr allein zu bleiben und Eva zu sich zu holen. Allein hat man keine Chance. Man braucht jemanden, der einen versteht, wenn man traurig ist. Ich würde mir Loni holen und mit ihr glücklich sein.
     
     
     
    Zunächst allerdings trat ich behutsam auf, wie es sich für einen vornehmen Freier schickt. Ich machte meine Besuche zur gehörigen Tageszeit, betrug mich anständig, fraß nichts, was mir nicht gehörte, und grub keine Krater in den Rasen. Binnen kurzem sah es so aus, als wäre ich der wohlerzogenste Dackel der Welt. Leider brach dieser Eindruck rasch zusammen.
    Es war ein Morgen mit trübem Himmel. Man konnte den Regen riechen, und er kam auch herunter, gerade als wir fröhlich aber verhalten im Garten herumtobten. Resi rief uns hinein, denn sie hatte nur die Arbeit mit uns, wenn wir naß und lehmbeschmiert heimkehrten. Sie macht im Haus sauber und sperrte uns in ein Zimmer im Obergeschoß, damit wir nicht dauernd zwischen Staubsauger und Bohnerbesen gerieten. Ich war noch nie in diesem Zimmer gewesen.
    Es roch nach Papier und

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