Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
die doch mal nach der Häschennummer.«
    »Ich glaub das einfach nicht«, sagte ich.
    »Deine Mutter ja auch nicht«, sagte Gilbert. »Ich glaube, ich muss ihr noch einen anonymen Brief schicken.«
    » Noch einen?« Gilbert schreckte wohl vor gar nichts zurück. Na ja, wenigstens tat er etwas und schaute nicht nur zu wie ich.
    »Den ersten hat sie wohl nicht ernst genug genommen«, sagte Gilbert. »Ich glaube, sie denkt, er kommt von dort.« Er zeigte zu Hagens Haus hinüber.
    »Dann schreiben wir ihr eben noch einen«, sagte ich entschlossen. Mir war jedes Mittel recht, um den Pfarrer loszuwerden. Überhaupt wurde es höchste Zeit, in der Angelegenheit mitzumischen, als eine Art moralisches Regulativ. Schließlich wohnten wir hier immer noch in Jahnsberg und nicht in Sodom und Gomorrha! »Und den anderen beiden schreiben wir auch. Damit sie ihn abservieren und er sich nur noch um deine Mutter kümmern kann.«

Carola
    E
s hatte eine Menge dafür gesprochen, das Experiment abzubrechen. Pfarrer Hoffmann war ein Chauvi. Pfarrer Hoffmann war mit ziemlicher Sicherheit eine Niete im Bett. Pfarrer Hoffmann war nicht im Geringsten an ihrinteressiert. Und doch hatten gerade seine verletzenden Worte von letzter Woche Carolas Ehrgeiz geweckt.
    Jetzt erst recht , hatte sie gedacht, kaum dass er zur Tür hinaus war. Du und deine Spermien werden mir nicht entgehen. Früher oder später kriegen wir euch.
    I’m dreaming of a white Christmas , schnulzte es aus dem Radio. Carola sang lauthals und beinahe fröhlich mit, während sie kleine würzige Hackbällchen formte. Heute war Samstag, nicht gerade der Wochentag, an dem üblicherweise die Dienstbesprechung stattfand, aber es war der einzige Tag, an dem Martin für ein paar Stunden aus dem Haus war. Er suchte nämlich Irmis Bruder auf, der Rechtsanwalt war und sich freundlicherweise seines »Falles« angenommen hatte. Martin hatte ungewöhnlich aufgekratzt erzählt, dass Irmis Bruder genauso nett und hilfsbereit wie Irmi sei und dass er ihn, trotz rappelvollem Terminkalender, gerne vertreten würde. Er war so hilfsbereit, dass er dafür sogar seinen Samstag opferte.
    »Hoffentlich ist das nicht bloß Zeitverschwendung«, hatte Carola gesagt. »Hilfsbereit hin, nett her, Irmis Bruder nimmt garantiert Geld für seine Beratung, und Rechtsanwaltshonorare sind selten bescheiden.«
    Gut war aber, dass Irmis Bruder so weit weg wohnte. Martin würde mindestens vier Stunden wegbleiben – Zeit genug, eine Dienstbesprechung der ganz besonderen Art abzuhalten.
    Heidemarie, ihre Apothekerfreundin, hatte ihr fünf einzeln abgepackte Viagra -Kapseln verkauft. Zum Einkaufspreis, wie sie beteuert hatte, obwohl Carola argwöhnte, bei den einzeln abgepackten Tabletten handele es sich um Werbegeschenke. »Martin soll sie mit einemSchluck Wasser zu sich nehmen, die Wirkung tritt nach etwa einer halben Stunde ein. Und eine reicht völlig.«
    »Tja, und genau hier liegt das Problem,«, hatte Carola gesagt. »Martin wird das Zeug niemals freiwillig schlucken.«
    »Verstehe«, hatte Heidemarie gesagt. »Du willst es ihm also heimlich unterjubeln?«
    »Ähm, ja«, hatte Carola ein bisschen verlegen gesagt. Heidemarie war glücklicherweise kein Moralapostel. Sie war der Ansicht die Wirkung des Medikamentes werde nicht geschmälert, wenn man die Tablette im Mörser pulverisiere und ins Essen streue.
    »Nur erhitzen würde ich es nicht«, hatte sie hinzugefügt.
    Carola zerkleinerte – entgegen Heidemaries Rat – alle fünf Tabletten im Mörser. Sie wollte sichergehen, dass Hoffmann – den Pfarrer vorneweg hatte sie in Gedanken für diese Aktion gestrichen – auch wirklich eine ganze Tablette zu sich nahm. Sie brachte das blau gesprenkelte Pulver in den Hackbällchen unter und mischte sie mit dem Krokant für den Schokoladenpudding. In der Schlagsahne befand sich ebenfalls etwas, und sogar in der gehackten Petersilie, die sie dekorativ über die Tomatensuppe streuen wollte, konnte man ein paar Körnchen unterbringen.
    »Und was passiert, wenn ich das Zeug aus Versehen esse?«, hatte sie sich bei Heidemarie erkundigt. Schließlich konnte sie nicht ausschließen, das eine oder andere Körnchen selbst zu erwischen.
    »Nichts«, hatte Heidemarie sie beruhigt. »Absolut nichts.«
    » I’m dreaming of a blue Christmas «, sang Carola alsoaus vollem Hals und verteilte das blaue Pülverchen nach Kräften in ihren Speisen. Was aber, wenn Hoffmann heute ausnahmsweise mal nichts essen wollte? Für diesen Fall

Weitere Kostenlose Bücher