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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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blühen natürlich schon früher. Damit sie das tun, habe ich die Zwiebeln für ein paar Stunden in die Tiefkühltruhe gelegt, das ist ein Geheimtrick! Im Juni kommen dann Lavatera,Phlox, Mädchenauge und Dreimasterblume dazu sowie …«
    »… alles andere, was es in den Gärtnereien derzeit noch so zu klauen gibt«, unterbach ich ihn, als er kurz Luft holte. »Es wird sicher umwerfend aussehen.« Voller Zuneigung lächelte ich ihn an. Wenn er mit seiner Latzhose und dem dicken Norwegerpullover im Garten herumwerkelte und Pflanzennamen herunterbetete, sah er überhaupt nicht mehr unheimlich aus. »Ich fahre zur Frauenärztin und anschließend noch zum Einkaufen. Hast du irgendwelche besonderen Wünsche zum Essen?«
    Wir waren stillschweigend dazu übergegangen, Gilbert als unseren Hausgast zu betrachten. Mama hatte ihm auch angeboten, unser Bad zu benutzen, so oft er wolle. Gilbert hatte dankend angenommen. Wahrscheinlich war er es leid, sich mit dem eiskalten Schlauchwasser von Hagens die Zähne zu putzen und zum Duschen ins Hallenbad zu fahren.
    Meine Mutter schien Gilbert wirklich zu mögen. Es war ihre Idee, ihn heute zum Essen einzuladen.
    »Du kochst sowieso immer für mindestens fünf Personen«, hatte sie gesagt und einen vielsagenden Blick auf meine Jeans geworfen, deren Bund ich mittlerweile mit einem Gummiband erweitert hatte. »Alles, was Gilbert isst, kann nicht auf deinen Hüften landen.«
    Auf dem Ultraschall bei der Frauenärztin konnte ich wieder mal nicht genug kriegen vom Anblick des klopfenden Herzchens meines Babys.
    »Alles in Ordnung«, sagte die Frauenärztin. »Nur das Gewicht geht ein bisschen schnell in die Höhe.«
    »Sie meinen, es ist zu dick?«, fragte ich besorgt.
    »Nicht das Baby – Sie«, sagte die Ärztin.
    »Ach so«, sagte ich schuldbewusst. »In letzter Zeit habe ich vielleicht wirklich ein bisschen viel gegessen.«
    »Dann lassen Sie das ab jetzt.« Sie hielt eine leere Tüte Marzipankartoffeln hoch, die mir aus der Manteltasche gefallen sein musste. Peinlich. »Sie tun weder sich noch dem Baby einen Gefallen.«
    Ich fragte ablenkend, was ich denn gegen die Brechanfälle tun könne.
    »Gar nichts«, sagte die Ärztin unbarmherzig, und mit diesen wenig tröstlichen Worten war ich entlassen.
    Ich fuhr noch nicht sofort nach Hause, sondern gab ein kleines Vermögen aus, um Weihnachtsgeschenke für meine Mutter und Gilbert zu kaufen sowie zwei Schwangerschaftshosen, Schwangerschafts-BHs und stützende Miederhosen mit dehnbarem Bauchteil. Außerdem kaufte ich ein Buch mit dem Titel Wie soll es heißen? . Ich fand, es wurde allmählich Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

    »Sieh mal, da steht Pfarrer Hoffmanns Auto«, sagte ich und zeigte auf den silbernen Schlitten, der am Straßenrand vor Lydia Kalinkes Wohnung geparkt war. »Dass der an Heiligabend überhaupt Zeit hat, wo doch ein Gottesdienst den anderen jagt!«
    Es war Mittag. Gilbert und ich waren zum Einkaufen gewesen und wollten nun Gilberts Mutter einen kleinen Besuch abstatten.
    »Vielleicht sollten wir später noch einmal wiederkommen«, sagte ich, aber Gilbert war schon ausgestiegen.
    »Komm schon, ich möchte, dass ihr euch kennenlernt.«
    »Ich kenne sie ja schon«, sagte ich etwas unbehaglich.
    »Nicht richtig.« Gilbert betätigte die Türklingel. Seine Mutter öffnete in einer Art Hausanzug aus schwerer schwarzer Seide. Ihre Haare hingen offen über ihre Schultern, nur von einem schmalen goldenen Reifen gebändigt.
    »Hallo, Lydia. Das ist Louisa. Wir wollten dir frohe Weihnachten wünschen.« Gilbert reichte ihr ein Päckchen, Parfüm, vermutete ich aufgrund von Form und Verpackungsart. Lydias hochhackige Pantöffelchen schienen aus dem gleichen Material zu bestehen wie die golden glitzernde Folie, in die das Geschenk gewickelt war.
    »Das ist aber nett, Junge«, sagte sie. »Wo ich doch gar nichts für dich habe … Kommt doch wenigstens herein und trinkt ein Glas Sherry mit uns.«
    »Nein, danke«, sagte ich, aber Gilbert zog mich vorwärts.
    »Kenne ich Sie nicht?«, fragte mich Gilberts Mutter, während sie meinen Mantel an die Garderobe hängte. Der Flur war winzig, aber sehr ordentlich.
    »Doktor Schneider, Fachgebiet Kleptomanie«, sagte ich und wurde ein bisschen rot. »In Wirklichkeit habe ich meinen Doktor noch gar nicht.«
    »Na ja, dafür waren Sie aber ziemlich überzeugend«, sagte Lydia, ohne im Geringsten verlegen zu werden. »Sind Sie Gilberts Sozialarbeiterin?«
    »Sie ist meine

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