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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Tarzan-Fantasien. Er hat mich sehr gerührt, aber ich kann doch nicht aus Mitleid mit jemandem ins Bett gehen!«
    Pfarrer Hoffmann zuckte vor ihrer Hand zurück wie Cousin Philipp, wenn Tante Patti ihm mit einem angefeuchteten Taschentuch durchs Gesicht fuhr. Ich erwartete jeden Augenblick, dass er schmollend seine Unterlippe vorschob.
    Stattdessen sagte er anklagend zu meiner Mutter: »Du hast mich also nur benutzt!«
    In die Stille hinein, die diesem Klassiker folgte, klingelte das Telefon. Keiner rührte sich.
    »Das Telefon klingelt«, sagte Tante Patti zu mir.
    »Möchte jemand Kaffee?« Ich setzte endlich das schwere Tablett ab und ging hinaus, um das Telefon ruhig zu stellen.

    »Ich bin’s«, sagte Andi.
    »Frohe Weihnachten, du Mistkerl«, sagte ich, obwohl es bis dahin noch ein paar Tage waren.
    »O Tannenbaum«, seufzte Andi. »Du hast wirklich Grund, sauer auf mich zu sein. In den letzten Wochen war ich nicht besonders nett zu dir. Aber du musst mich auch verstehen. Das ist doch alles ganz neu für mich alten Mistkerl.«
    »Und ich hab das ja alles schon so oft erlebt! Ich habe gar nicht mitgezählt, wie oft ich schon schwanger geworden und sitzen gelassen worden bin.«
    »Wenigstens hast du deinen Humor nicht verloren«, sagte Andi. »Was würdest du sagen, wenn ich dir vorschlüge, es noch einmal mit mir zu versuchen?«
    Ich war baff. »Was denn? Du meinst, als Paar? Du und ich? Und was wäre mit dem Baby, das ich mir angeschafft habe, um mich vor dem Leben zu drücken?« Er sollte ruhig wissen, dass ich mir jeden seiner gemeinen Sätze gemerkt hatte.
    »Wenn du’s wirklich behalten willst, dann musst du es auch nicht wegmachen lassen«, sagte er.
    »Ach nee, wie großzügig. Warum hast du deine Abneigung gegen hormongesteuerte Muttis plötzlich abgelegt? Und was ist mit den vielen Plänen, die du noch für dein Leben hattest? Und was ist mit deinem Erbe, das dir durch die Finger rinnen wird?«
    »Ich habe wohl unter dem ersten Schock einfach etwas zu schwarz gesehen«, sagte Andi. »Ich denke jetzt, zum Leben gehört auch etwas Improvisationskunst. Pläne kann man ändern. Du hast doch auch nicht vor, als alleinerziehende Mutter alt zu werden, oder?«
    »Nein«, gab ich zu. »Aber das heißt nicht, dass ich wieder was mit dir anfangen werde.«
    »Mit wem dann? Ich schätze, die Auswahl ist derzeit nicht besonders groß«, sagte Andi selbstsicher. »Und ich bin schließlich der Vater des Kindes.«
    Es klang, als meine er es wirklich ernst. »Du würdest tatsächlich riskieren, dass deine Eltern dich enterben, Andi? Dass du niemals wieder zum sonntäglichen Dinner eingeladen würdest?«
    Andi lachte. »Ach, komm schon, so schlimmm sind meine Eltern nun auch wieder nicht.«
    »Nicht? Und die Sache mit der Mafia, den alten Kondomen und der kleinen Italienerin?«
    »Hä?«, machte Andi. »Meine Eltern mögen dich, Lou, weißt du das eigentlich? Mein Vater hat erst gestern gesagt, wie klug und wohlerzogen du seist.«
    »Was ist mit meinem Aussehen? Hat er sich dazu nicht geäußert?«, fragte ich verletzt.
    »Hübsch findet er dich natürlich sowieso. Mein Vater und ich, wir haben so ziemlich den gleichen Geschmack, was Frauen angeht.«
    »Tja«, sagte ich und konnte nicht umhin, mich geschmeicheltzu fühlen. »Hast du gesagt, dass du so blöd warst, dir diese Traumfrau leider durch die Lappen gehen zu lassen?«
    »Ja, das habe ich«, sagte Andi. »Mein Vater nannte mich einen Idioten.«
    »Und deine Mutter?«
    »Sie meinte, ich könne durchaus noch eine Bessere finden.« Andi lachte. »Nein, im Ernst. Die beiden mögen dich wirklich. Sie wären traurig, wenn wir uns trennen würden.«
    »Obwohl du mich geschwängert und damit das Familientrauma erneut heraufbeschworen hast, das dein Bruder damals in Italien verursacht hat?«, fragte ich ungläubig.
    Wieder lachte Andi. »Familientrauma, also wirklich! Die beiden Vorfälle kann man doch gar nicht miteinander vergleichen!«
    »Du hast es aber getan«, erinnerte ich ihn.
    »Das war nur im ersten Schock«, versicherte Andi. »Stephan war Student, und das Mädchen, das er geschwängert hat, gerade mal achtzehn. Das war ein entsetzlicher Skandal. Aber ich bin ein gut verdienender Mann im besten Alter, und du … Meine Eltern hätten überhaupt nichts gegen ein Enkelkind einzuwenden.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich«, bestätigte Andi. »Großeltern zu werden ist offenbar groß in Mode gekommen. Alle Freunde und Bekannte meiner Eltern kriegen zur Zeit

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