Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eheroman (German Edition)

Eheroman (German Edition)

Titel: Eheroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Seddig
Vom Netzwerk:
Der Sex ist nicht die wundervollste Sache der Welt, ist nicht so, dass sie schreien oder weinen könnte oder einfach nur begeistert wäre, der Sex ist einfach nett und der Orgasmus wie ein schöner kleiner Schluckauf. Außerdem ist Andreas ein Mann, der irgendwie auch hübsch aussieht. Er ist groß, er ist schlank, und er hat leicht gewelltes, helles Haar, das er etwas länger trägt, sich sanft nach hinten wellend. Er benutzt Paco Rabanne, und er ist so ganz allgemein gesehen eben so ein Mann, der alles hat. Und intelligent ist er auch. Das alles sagt sich Ava jeden Tag und ist verwundert, dass er sie genommen hat, als sie sogar noch eine Auszubildende war und ganz jung. Andererseits kann sie es verstehen, sie würde sich auch nehmen, und sie findet sich auch im Vergleich zu ihm lustiger und sich selbst im Umgang sehr angenehm und unterhaltsam, was man von ihm nicht immer sagen kann. Ohne sie wäre ihre Beziehung ein bisschen lahm, ohne sie, das fragt sie sich, was würde er dann all die langen Nachmittage und Abende tun, die sie zusammen verbringen?
    Nachdem aus der halboffiziellen Beziehung eine offizielle geworden ist, sagt Petra: «Bring ihn doch jetzt endlich mal mit. Du kannst doch nicht im Geheimen da rumvögeln, und wir wissen nicht mal, wer das ist.»
    «Ich vögel überhaupt nicht im Geheimen rum, ich habe einen Freund. Du hast auch einen Freund, einen Mann. Aber vögeln tust du wohl auch eher geheim.»
    «Ja, aber die ganze Welt kennt Markus, das Dorf und alle hier, die Eltern vor allem kennen ihn, und du kennst ihn. Deshalb bring doch deinen Geheimfreund mal mit. Alle denken schon, der wäre vielleicht komisch. Oder hässlich. Ist er hässlich, Ava? Kannst du mir ruhig sagen.»
    «Er ist nicht hässlich. Er ist überhaupt nicht hässlich. Du bist so doof. Wirklich. Ich bring ihn mit. Ich komme im Juli zum Sommerfest, und dann bringe ich ihn mit, und dann kann er bei den Eltern im Gästeschlafzimmer übernachten, und ihr könnt ihn euch alle in Ruhe ansehen. Dann wirst du sehen, wie hübsch er ist. Da kann sich Markus … dann kannst du den jedenfalls …»
    «Markus? Der ist doch nicht hübsch.»
    «Du findest Markus nicht hübsch?»
    Petra lacht.
    «Aber du musst deinen Mann doch hübsch finden.»
    «Irgendwie ist er ja auch … für mich, aber mal ehrlich, hübsch ist er eigentlich nicht. Er ist eben … Markus. So wie er immer schon war. Ist mir doch egal, ob er hübsch ist.»
    «Und was findest du an ihm so besonders, wenn du ihn schon nicht hübsch findest?»
    «Ava, er ist doch mein Mann. Ich finde ihn nicht irgendwie besonders in irgendwas. Er ist nichts Besonderes. Aber ich ja auch nicht.»
    «Du bist was Besonderes. Du siehst sehr hübsch aus, und du bist immer so lustig.»
    «Ja. Aber das ist nur, weil ich deine Schwester bin. Sonst wäre ich nichts Besonderes. Es ist nur für dich, und es ist doch auch egal. Wie ist denn dein Freund? Was findest du denn an dem toll?»
    Ava überlegt. «Er sieht gut aus. Er ist groß und schlank, und er hat Muskeln am Bauch, weil er Sport macht, er spielt Eishockey und geht ins Fitnessstudio, er hat richtige Muskeln, auch an den Armen, und sehr hübsche, wellige Haare. Außerdem riecht er sehr gut, und er wird Arzt, er ist klug und liest Bücher und kann auch sehr gut kochen.»
    «Ja, Mann. Da bist du wohl glücklich?»
    «Hm, ja.»
    «Was denn? Was stimmt denn nicht? Wenn alles so toll ist.»
    «Nichts. Ich bin glücklich. Aber ich weiß nicht, wie so ein Gefühl genau ist, Peti, ich weiß ja auch, dass es nicht wie im Film sein muss, ist ja klar, aber es ist auch nur so matt, das Gefühl. Also ich freu mich mehr über alles, was er so ist, als dass ich mich über ihn freue. Ich weiß nicht, ob ich es so könnte wie du mit Markus. Aber das liegt auch an mir, glaube ich. Ich stell mir immer viel zu viel vor.»
    «Du spinnst immer viel zu viel.»
    «Nein, ich denke nur viel nach.»

    Sie fahren in Andreas’ Auto ins Dorf. Er wollte erst nicht mitkommen, aber sie hatte ihm das Fest schmackhaft gemacht, das Schwein am Grill, die lustigen, netten Eltern, das kleine Häuschen, die Gästestube, sie hatte erwähnt, dass ihre Schwester ihn unbedingt kennenlernen will, dann hatte er plötzlich Lust bekommen, und nun sitzen sie in seinem VW Polo, und nun kriegt Ava auf einmal Schiss. Andreas trägt eine beigefarbene Cordhose und ein dunkelblaues T-Shirt. Sein blasses Haar ist über dem Ohr verschwitzt, Schweißperlen hängen auf seiner leicht gerunzelten

Weitere Kostenlose Bücher