Eheroman (German Edition)
Kätzchen mit lächelndem Gesichtsausdruck. Sie streichelt seinen Körper. Sie streichelt seinen Kopf, sie beginnt ihn zu küssen. Sie ist so allein, er soll wach werden. Sie berührt ihn. Stulle regt sich und dreht sich zu ihr und beginnt widerspruchslos und fast wie im Schlaf, als würde er noch schlafen, denkt sie, als wäre Sex Teil seines Schlafs, seinen Kampf mit ihr, sanft und doch wie ein Kampf, zielstrebig jetzt und sicher. Bevor er in sie eindringt, sagt er «Warte», rollt sich zur Seite und zieht ein Kondom unter der Matratze hervor, was sie kurz enttäuscht, denn das heißt, er hat hier öfter Sex gehabt. Als sollte er nur mit ihr Sex haben oder gehabt haben, was ja gar nicht möglich ist, da sie ja nichts und schon gar nicht seine Freundin ist, aber dennoch wäre es so, wenn alles ideal wäre. Wenn die, mit denen sie schläft, es stets zum ersten Mal tun. Alles ist neu. Sie ist die Schönste. Sie ist die Königin.
«Ava», sagt Stulle, als er still neben ihr liegt.
«Stulle», sagt Ava und lächelt dabei weich in die Dunkelheit hinein. «Wie heißt du denn nun?»
«Stulle», sagt Stulle und zündet sich eine Zigarette an.
Am Morgen sieht alles anders aus. Am Morgen erwacht Ava mit Kopfschmerzen und Übelkeit in einem Zimmer voller Verkehrsgeräusche. Weiße Wände um sich herum, einen Mann neben sich liegend, gestern war gestern, und der Mann war gestern Stulle, aber heute, im Licht des Tages, ist er ein Mann. Er liegt wieder zusammengerollt und in den Mundwinkeln lächelnd. Seine Oberarme braun und mit winzigen Härchen bewachsen, der Brustkorb blass. Sie beugt sich über ihn und beobachtet seinen Atem. Wenn er schläft, ist er ein Kind und ein Mann, aber unmöglich Stulle. Sie sieht das Kondom auf dem Boden und verzieht das Gesicht. Sie hat es tatsächlich getan. Danilo fällt ihr ein. Wie Danilo schläft, lang ausgestreckt, seinen dunklen Kopf ordentlich in das Kissen gedrückt, die Decke unter die Achseln gezogen, wie ein Soldat. Sie hat schon oft über Danilo lachen müssen, darüber, wie er schläft. Aber der Gedanke gefällt ihr nicht, er ist zu liebevoll.
Ava steht auf und geht in die Küche. Sie öffnet die Schränke und findet ein Paket Kaffee, mit einer Wäscheklammer verschlossen. Sie setzt Wasser auf und schüttet Kaffee in eine Tasse. Stulle verfügt nur über eine minimale Kücheneinrichtung. Er verfügt über einen minimalen Haushalt. Er ist viel unterwegs. Er braucht nicht viel, nimmt sie an. Er hat offensichtlich keine Freundin, die in dieser Wohnung verkehrt. Keine weiblichen Details. Keine weibliche Hand, die in den männlichen Minimalismus pfuscht. Es gefällt ihr. Es passt zu ihrer momentanen Situation. Sie stellt Stulle, der nicht mehr Stulle ist, aber auch noch keinen anderen Namen bekommen hat, eine Tasse aufgegossenen Kaffee vor die schlafende Nase auf den Boden und sich selbst mit ihrer eigenen Tasse vor das geöffnete Fenster. Straßenverkehr, Hupen, ihre nackten Brüste, sie erschrickt und tritt vom Fenster zurück, um sich unsichtbar zu machen. Stulle, Nichtstulle, setzt sich auf und nimmt die Tasse mit dem Kaffee.
«Frauen», sagt er, «stehen immer erst mal auf und gucken, wo sie sind.» Er nimmt die Tasse mit dem Kaffee und schlürft und sieht wieder so hübsch aus, findet Ava. So hübsch, wie er nackt da sitzt, und die Muskeln und Sehnen und sein verstrubbeltes Haar. Ganz anders hübsch als Danilo, viel weniger zornig und weniger ordentlich.
Ava lächelt ihn an, während sie sich eine Unterhose anzieht und ihre Bluse und ihre Hose.
«Willst du gehen?», fragt Stulle.
Ava nickt.
«Bleib doch noch ein paar Minuten. Ich bin noch gar nicht wach. Ich kann auch Brötchen holen. Und Nutella.»
Ava schüttelt den Kopf. Ihr ist übel. Sie will nichts essen. Sie will nach Haus.
Es klingelt an der Tür. Stulle bleibt sitzen. Es klingelt wieder. Es klingelt.
«Es klingelt», sagt Ava.
Stulle nickt und steht auf und tappt nackend zur Tür.
«Detlef?», hört Ava eine Frau verzerrt durch eine Sprechanlage.
«Ich kann jetzt nicht, ich schlafe noch», sagt Stulle, der jetzt Detlef heißt.
«Du kannst mich doch reinlassen, ich weiß, wie du aussiehst, ich will doch nur kurz mit dir reden.»
«Nein», sagt Detlef, «es geht nicht.»
«Detlef, du kannst mich doch nicht vor der Tür stehen lassen. Du spinnst wohl.»
«Es geht nicht», sagt Detlef. «Es gibt auch nichts mehr zu reden. Tut mir leid, geh weg.»
Dann schlappt er zurück, und seine Eier und sein Schwanz
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