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Ehre sei dem Vater (German Edition)

Ehre sei dem Vater (German Edition)

Titel: Ehre sei dem Vater (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa May
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ihr innerer
Schweinehund erbärmlich um Erhörung. Doch sie widerstand tapfer der starken Versuchung,
dem lang anhaltenden, halbstündlich wiederkehrenden Klingeln des Handys ein
Ende zu setzen. Sie hatte es allmählich satt, ständig parat zu stehen, wenn er
seine, vorwiegend körperlichen, Bedürfnisse befriedigen wollte. Jawohl, er sollte
leiden!
    „Ich wusste gar nicht, dass wir so etwas wie
eine ernsthafte Beziehung haben.“, gab sie schnippisch zur Antwort. „Solange du
nicht den Mut aufbringst ganz offiziell zu mir zu stehen, fangen deine Rechte
bei der Erteilung meiner Aufgaben hier im Amt an und enden unweigerlich nach
Dienstschluss!“
    Die selbstbewusste Haltung von Alexander
Bittermann schien nun völlig in sich zusammen zu fallen. „Bitte, mein Mäuschen,
sprich nicht in diesem eiskalten Ton mit mir, wir lieben uns doch, oder etwa
nicht?“, sagte er mit samtweicher Stimme.
    „So, Liebe nennt sich das also, wenn man sich
tagsüber siezt und so tut, als würde man sich nur flüchtig aus dem Büro kennen?
Wenn der große Big-Boss aus Angst um seinen guten Ruf nicht bereit ist, auch
nur eine einzige Nacht bis zum Morgengrauen bei seiner Geliebten zu bleiben. Mäuschen , wenn ich das schon höre! Wie
passend für die kleine Sekretärin! Was muss ich nur für ein hässlicher Vogel
sein, dass man sich meiner so schämen muss. Ich hab die Schnauze voll von dir
und dieser Heimlichtuerei! Ab sofort werde ich mein Leben wieder selbst in die
Hand nehmen und meine Freizeit eigenständig, ohne Rücksicht auf dich, gestalten!“
    So, nun war es endlich heraus, und
Erleichterung sollte sich allmählich in ihr breitmachen. Doch nichts
dergleichen geschah. Im Gegenteil, der dumpfe Schmerz in der Magengrube und ihr
rasendes Herz sprachen eine andere Sprache. Hatte sie es noch vor wenigen
Minuten geschafft, ihm halbwegs emotionslos in die Augen zu sehen, war es ihr
nun nicht mehr möglich auch nur in seine Richtung zu blicken. Sie nestelte
unruhig an ihrem Ausschnitt herum und schaffte es nicht einmal mehr ruhig auf
ihrem Stuhl zu sitzen.
    Alexander beobachtete sie wortlos, nahm seine
modische Brille, mit den schmalen, rechteckigen Gläsern in seine linke Hand, um
sie gleich darauf wieder auf seinen Nasenrücken zu platzieren. Und als hätte er
mit dieser stummen Geste sein Selbstvertrauen wieder gewonnen, stand er
plötzlich auf und machte einen entschlossenen Schritt in ihre Richtung. Verena
zuckte kurz zurück und sah in diesem Moment ihre Selbstsicherheit noch weiter schwinden.
Als seine schlanke Hand mit den gepflegten langen Fingern sanft ihr Kinn
berührte, schossen ihr ohne Vorwarnung Tränen in die Augen. „Liebes“ sagte er
zärtlich, „mir ist klar, wie sehr dich unsere heimliche Beziehung verletzt,
aber bitte lass mir noch ein wenig Zeit. Ich möchte gerne den richtigen
Zeitpunkt abwarten. Niemand sollte unnötig vor den Kopf gestoßen werden.“
    „Wie lange soll ich denn noch warten? Ich
fühle mich wie eine Ehebrecherin, obwohl du längst geschieden bist!“ Verenas
Tränen liefen unablässig über ihre Wangen. Sie schniefte und schnäuzte hemmungslos
vor sich hin.
    „Du hast ja Recht, die inoffizielle Trennung
von meiner Frau liegt schon ein volles Jahr zurück, aber die endgültige
Scheidung war erst vor zwei Monaten. Ich möchte auf keinen Fall, dass in der
Gemeinde gemunkelt wird, wir beide hätten schon während meiner Ehe ein
Verhältnis gehabt. Das würde mir politisch das Genick brechen.“
    „Politik? Mehr fällt dir nicht zu deiner
Verteidigung ein? Auf dieser Stufe steh ich also in deiner Wertschätzung!“,
schluchzte sie. „Reicht es nicht, dass wir beide wissen, dass vorher nie etwas
zwischen uns gelaufen ist? Man könnte fast meinen, du hättest deine Frau verlassen und nicht umgekehrt.“
    Wieder streichelte er behutsam über ihr
Gesicht und wischte gleichzeitig die Tränen von den Wangen.
    „Du bist im Moment das Allerwichtigste in
meinem Leben. Ich habe heute Nacht nicht geschlafen, weil ich mir solche Sorgen
um dich gemacht habe. Bitte mein Schatz, verlass mich nicht! Ich habe mich soeben
unverzeihlich schlecht ausgedrückt. Du weißt doch, dass mein Sohn den Schock
über die Trennung von meiner Frau noch nicht überwunden hat, ich kann ihn im
Moment noch nicht mit einer neuen Beziehung konfrontieren. Das ist das
eigentliche Problem. Versuch das bitte zu verstehen!“
    In Verenas Inneren kämpften Vernunft und
Liebe um die Vorherrschaft. Wie gerne hätte sie ihn jetzt in die

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