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Ehre sei dem Vater (German Edition)

Ehre sei dem Vater (German Edition)

Titel: Ehre sei dem Vater (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa May
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vertraut, und du missbrauchst
mein Vertrauen auf diese schändliche Weise.“
    „Woher weißt du ….? Ich hab es nur für ihn
getan, wirklich!“ Sie zeigte auf ihren Bruder, der inzwischen näher gekommen war.
    „Dafür wirst du im Gefängnis landen, das ist
dir wohl klar?“ Hertha brach unvermutet in Tränen aus. Sie verbarg ihr Gesicht
hinter ihren knochigen Händen. „Ich weiß, dass ich euch nie eine gute Mutter
war, aber dass du mir deswegen so etwas antust, hätte ich niemals im Leben für
möglich ………….“
    Beinahe flüsternd fiel ihr Eva ins Wort: „ Dir , was habe ich dir denn schon damit angetan? Was juckt es dich schon, wenn ich
hinter schwedische Gardinen muss?“
    David verstand überhaupt nichts mehr. Die
Bruchstücke der sonderbaren „Unterhaltung“, die er bisher aufgeschnappt hatte, beunruhigten
ihn. Er versuchte, schlichtend in das Streitgespräch einzugreifen, vor allem,
da es ja auch um ihn zu gehen schien, aber keine der beiden Frauen schenkte ihm
Beachtung.
    „Du hast die Ehre unserer Familie in den
Dreck gezerrt und das Andenken deines Vaters beschmutzt!“, ächzte Hertha noch
immer unter Tränen. Unbeholfen stand sie vor ihrer Tochter und rang sichtlich
nach Fassung. Plötzlich schienen sie die verdreckten Gummistiefel doch zu
stören. Sie bückte sich schwerfällig zu ihren Füßen und entledigte sich leise
fluchend der schmierigen Treter. Wortlos nahm sie auf einem Korbsessel an der
hellen Fensterfront Platz. Davids Blick wanderte von einer Frau zur anderen.
Für gewöhnlich hätte Eva einen gröberen Wutanfall bekommen, wenn sich jemand
mit schmutziger Arbeitskleidung auf die weißen Leinenauflagen der Rattansessel setzte, aber nun reagierte sie auch darauf
nicht.
    „Was soll das mit unserem Vater zu tun haben?“
Evas Stimme war brüchig, sie zitterte. Beschämt wich sie den neugierigen
Blicken ihres Bruders aus.
    „Er war als Mensch und als Anwalt immer auf
der Seite des Gesetzes... . Als er mir Seidls Geheimnis anvertraute, tat er das
in gutem Gewissen, dass es unsere vier Wände niemals verlassen würde. Wie
konntest du nur …..“
    „Der alte Seidl hat es nicht anders verdient,
mit seiner lächerlichen Scheinheiligkeit!“ Eva war wieder etwas lauter
geworden. „Du hast dich doch damals selbst maßlos darüber aufgeregt, dass er
Julian des Hauses verwiesen hatte, sonst hättest du mir die alte Geschichte
doch niemals erzählt. Und ich habe mein Versprechen gehalten, ich habe es
niemals jemandem gesagt ……“
    David versuchte rasch die kurze Sprechpause,
die nach Evas letzten Worten entstanden war zu nutzen: „Wollt ihr mich nicht
langsam aufklären?“, fragte er ungeduldig.
    „Später!“, vertröstete ihn seine Mutter.
    „…..Später“, wiederholte Eva leise wie in
Trance.
    Für eine Weile herrschte Schweigen im Raum,
bis die Ältere dieses wieder durchbrach. „Sie waren heute bei mir, die
Ermittler. Von mir wissen sie nichts, aber die sind ziemlich sicher, dass es
einer von uns gewesen sein muss. Es wird nicht mehr sehr lange dauern, bis sie
vor eurer Tür stehen.“ Erschöpft ließ sich Hertha in den Korbsessel
zurückfallen. Eva suchte mit ihrer linken Hand an der Lehne Halt. Ihr Gesicht
war nun beinahe noch fahler als das ihrer Mutter. Schweigend ergriff Hertha die
Hand ihrer Tochter.

Auf dem Weg nach Hause wurde nicht
gesprochen. Die Spannung zwischen den drei Insassen des Wagens war trotz der
Erleichterung, dass die Ungewissheit nun endlich vorbei war, greifbar. Vor
wenigen Minuten hatten sich Julian und sein Vater zum ersten Mal seit sieben
Jahren die Hand zur Begrüßung gereicht. Die flüchtige Umarmung, mit der er
Barbara empfangen hatte, wäre für Julian wohl übertrieben gewesen, wenn man das
Verhältnis zwischen den beiden Männern bedachte.
    „Wir haben uns viel zu erzählen“, hatte Franz
mit unerwartet mildem Tonfall zu Julian gesagt und es hatte auf ihn beinahe wie
eine Entschuldigung gewirkt. Julian hatte viel mehr mit einer weiteren Anklage
und mit Zurückweisung gerechnet und war nicht zuletzt auch deswegen sprachlos. Nun
beobachtete er seinen Vater, der völlig überraschend darauf bestanden hatte, im
Fond des Wagens zu sitzen, durch den Seitenspiegel und hoffte, dabei nicht von
ihm ertappt zu werden. Schon allein die Tatsache, dass er vorne saß und Franz hinten war schon eine recht sonderbare Konstellation.
Er hatte ihn als überaus dominante Erscheinung in Erinnerung, der keinen, aber
auch gar keinen noch so winzigen

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