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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Aber
er wusste, dass das nicht allein von der Heizung kam. Wo sollte das hinführen? In was
schlitterte er da hinein?
»Oh.« Diesmal ohne Fragezeichen, aber sehr verhalten.
»Ich verstehe.«
»Mr. Jack, gibt es irgendetwas, das Sie gern loswerden möchten?«
»Ja, Inspector, ich glaube schon.«
Vorsichtig: »Möchten Sie, dass ich vorbeikomme?«
»Ja.«
»Na schön. Ich bin so schnell wie möglich da. Unternehmen Sie nichts, okay?«
Keine Antwort.
»Alles in Ordnung, Mr. Jack?«
»Ja.«
Aber Gregor Jack klang nicht überzeugend.
Natürlich sprang Rebus' Auto nicht an. Die Geräusche, die es von sich gab, klangen immer mehr wie
das letzte röchelnde Lachen eines Lungenkranken.
»Probleme?«, schallte es von der anderen Seite des Parkplatzes, von wo aus Brian Holmes, der
gerade in sein Auto steigen wollte, ihm zuwinkte. Rebus knallte die Autotür zu und ging mit
raschen Schritten zu Holmes hinüber, dessen Metro in diesem Moment mit dem ersten Drehen des
Zündschlüssels ansprang.
»Fahren Sie nach Hause?«
»Ja.« Er deutete mit dem Kopf auf das dem Untergang geweihten Auto von Rebus. »Hört sich nicht so
an, als kämen Sie in nächster Zeit nach Hause. Soll ich Sie mitnehmen?«
»Zufälligerweise ja, Brian. Und Sie können gleich mitkommen, wenn Sie möchten.«
»Wie bitte?«
Rebus versuchte erfolglos, die Beifahrertür zu öffnen.
Holmes zögerte einen Augenblick, bevor er sie entriegelte.
»Ich bin heute Abend mit Kochen dran«, sagte er. »Nell wird fuchsteufelswild, wenn ich zu spät
komme...«
Rebus setzte sich auf den Beifahrersitz und legte den Sicherheitsgurt um.
»Ich erklär Ihnen die Sache auf dem Weg.«
»Auf dem Weg wohin?«
»Nicht weit von Ihnen. Sie kommen nicht zu spät, ehrlich. Ich lass einen Wagen kommen, der mich
zurück in die Stadt bringt. Aber ich hätte Sie gern dabei.«
Holmes war nicht langsam; vorsichtig, ja - aber niemals langsam. »Sie meinen den Abgeordneten«,
sagte er. »Was hat er denn diesmal ausgefressen?«
»Das wage ich mir gar nicht vorzustellen, Brian. Glauben Sie mir, ich wage es mir gar nicht
vorzustellen.« Diesmal patrouillierten keine Presseleute vor dem Tor, und das Tor war auch nicht
abgeschlossen. Der Wagen war in die Garage gestellt worden, sodass die Einfahrt frei war. Sie
ließen Holmes' Auto draußen auf der Hauptstraße stehen.
»Nicht schlecht«, bemerkte Holmes beim Anblick des Hauses.
»Warten Sie nur, bis Sie die Inneneinrichtung sehen. Es ist wie eine Filmkulisse, Ingmar Bergman
oder so.«
Holmes schüttelte den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht fassen«, sagte er, »dass Sie gestern
hierher gefahren und einfach da reingeplatzt sind...«
»Reingeplatzt ist etwas übertrieben, Brian. Jetzt hören Sie mal zu. Ich werd ein paar Worte mit
Jack reden. Sie schnüffeln ein bisschen herum, ob hier irgendwas faul riecht.«
»Sie meinen im wörtlichen Sinne faul?«
»Ich erwarte nicht, dass wir verwesende Leichen in den Blumenbeeten finden, falls Sie das meinen.
Nein, halten Sie einfach Augen und Ohren auf.«
»Und die Nase frei?«
»Ja, wenn Sie kein Taschentuch dabei haben.«
Sie trennten sich. Rebus ging zur Haustür, Holmes um das Haus herum Richtung Garage. Rebus
klingelte an der Tür. Es war kurz vor sechs. Helen Greig würde sicher auf dem Weg nach Hause
sein.
Doch Helen Greig öffnete ihm die Tür.
»Hallo«, sagte sie. »Kommen Sie herein. Gregor ist im Wohnzimmer. Sie kennen ja den Weg.«
»Sicher. Er hält Sie ganz schön auf Trab, was?« Rebus zeigte auf das Zifferblatt seiner
Armbanduhr.
»O ja«, sagte sie lächelnd, »er ist ein richtiger Sklaventreiber.«
Ein boshaftes Bild kam Rebus in den Sinn: Jack in Ledermontur und Helen Greig an der Leine... Er
blinzelte heftig, um es wieder loszuwerden. »Was macht er für einen Eindruck?«
»Wer? Gregor?« Sie lachte leise. »Es scheint ihm gut zu gehen, den Umständen entsprechend.
Warum?«
»Nur so.«
Sie dachte einen Augenblick nach, schien etwas sagen zu wollen, doch dann fiel ihr wohl ihre
Stellung wieder ein.
»Darf ich Ihnen was anbieten?«
»Nein danke.«
»Also dann bis später.« Und weg war sie, an der geschwungenen Treppe vorbei auf dem Weg zurück in
ihr Büro im hinteren Teil des Hauses. Verdammt, er hatte Holmes nichts von ihr gesagt. Wenn
Holmes nun durch das Bürofenster schaute... Egal. Wenn er einen Schrei hörte, wüsste er, was
passiert war. Er öffnete die Tür zum Wohnzimmer.
Gregor Jack war allein. Allein und hörte Musik. Ziemlich leise, doch Rebus erkannte

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