Ehrensache
Auto?
Doch Rebus las alle Protokolle, sämtliche Notizen. Er las das Gespräch mit Gregor Jack und das
mit Ronald Steele.
Ein Detective Constable wurde zum Braidwater Golf Course geschickt, um die Geschichte mit der
Golfpartie am Mittwochnachmittag zu überprüfen. Das Gespräch mit Steele las Rebus besonders
gründlich durch. Auf die Frage nach seiner Beziehung zu Elizabeth Jack gab Steele zu, dass »sie
mir immer vorgeworfen hat, mit mir könne man keinen richtigen Spaß haben. Sie hatte vermutlich
Recht. Ich bin nicht gerade das, was man einen Partylöwen nennt. Und ich hatte nie genug
Geld. Sie mochte Leute, die mit Geld um sich werfen konnten oder die damit rumschmissen, obwohl
sie es sich nicht leisten konnten«.
War da ein Anflug von Bitterkeit? Oder bloß eine bittere Wahrheit?
All dem fügte Rebus eine weitere Frage hinzu: Hatte Elizabeth Jack Edinburgh überhaupt
verlassen?
Dann war da noch die andere Jagd, die Jagd auf William Glass. Wenn er tatsächlich nach
Queensferry gegangen war, wohin würde er sich als Nächstes begeben? Richtung Westen nach
Bathgate, Linlithgow oder Bo'ness? Oder nach Norden über den Firth of Forth? Polizeikräfte wurden
mobilisiert. Beschreibungen herausgegeben. War Liz Jack in der fraglichen Zeit überhaupt in der
Deer Lodge gewesen? Wie konnte William Glass so einfach verschwinden? Bestand eine Verbindung
zwischen dem Tod von Mrs. Jack und dem »nächtlichen Ausflug« ihres Mannes in ein Bordell in
Edinburgh?
Dieser letzte Aspekt wurde von den Zeitungen am eifrigsten verfolgt. Sie schienen Selbstmord als
Todesursache im Fall von Elizabeth Jack zu favorisieren.
Die schändliche Tat des Ehemannes... entdeckt, nachdem sie sich aufs Land zurückgezogen hatte...
auf dem Heimweg kommt sie zu dem Schluss, dass sie der Situation nicht gewachsen ist... fährt
vielleicht mit der Absicht los, ihren Freund, den Schauspieler Rab Kinnoul, zu besuchen ... doch
unterwegs nimmt ihre Verzweiflung immer mehr zu, und da sie über den Mord an der Dean Bridge
gelesen hat, beschließt sie, ihr Leben in der gleichen Weise zu beenden. Sie springt oberhalb von
Rab Kinnouls Haus in den Fluss. Ende der Geschichte.
Nur dass das nicht das Ende der Geschichte war. Aus Sicht der Zeitungen war es erst der Anfang.
Schließlich steckte in diesem Fall alles drin - ein Fernsehschauspieler, ein Abgeordneter, ein
Sexskandal, ein Todesfall. Die Verfasser von Überschriften waren total überwältigt und wussten
gar nicht, in welcher Reihenfolge sie die Fakten aufführen sollten. Frau des
Sexskandal-Abgeordneten ertrinkt in Fluss von Fernsehstar? Oder der Schmerz des Fernsehstars über
den Selbstmord der Frau des befreundeten Abgeordneten? Man sah sofort, wo das Problem lag... all
diese komplizierten Abhängigkeiten...
Und der trauernde Ehemann? Wurde von fürsorglichen Freunden und Kollegen von den Medien
abgeschirmt. Doch er stand der Polizei immer für ein Gespräch zur Verfügung, wenn irgendein
Detail geklärt werden musste. Wohingegen sein Schwiegervater den Medien so viele Interviews gab,
wie sie nur haben wollten, seine Bemerkungen der Polizei gegenüber jedoch knapp und bissig
hielt.
»Wozu wollen Sie denn mit mir reden? Finden Sie den Kerl, der es getan hat, und dann können Sie
so viel reden, wie Sie wollen. Ich will, dass das Schwein, das das getan hat, hinter Gitter
kommt! Und es sollten verdammt dicke Gitter sein, sonst könnte ich nämlich auf die Idee kommen,
sie auseinander zu biegen und den Dreckskerl höchstpersönlich zu erwürgen!«
»Wir tun, was wir können, glauben Sie mir, Sir Hugh.«
»Aber reicht das auch? Das will ich wissen!«
»Alles, was wir können...«
Ja, alles. Blieb nur eine letzte Frage: Hatte es überhaupt jemand getan? Das konnte nur Dr. Curt
beantworten.
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6. Highland Games
Rebus packte eine Reisetasche. Es handelte sich um eine große Sporttasche, die Patience Aitken
ihm gekauft hatte, nachdem sie beschlossen hatte, er müsste sportlicher werden. Sie hatten sich
gemeinsam in einem Fitnesscenter angemeldet, das ganze Zeug dafür gekauft und waren vier- oder
fünfmal zusammen in dem Club gewesen. Sie hatten Squash gespielt, sich massieren lassen, waren in
die Sauna gegangen, hatten mit dem Tauchbecken Bekanntschaft gemacht, waren geschwommen, hatten
die exklusiv ausgestattete Turnhalle überlebt, versucht zu joggen...
aber schließlich immer mehr Zeit in der Bar des Fitnesscenters verbracht, was unsinnig war, weil
die Getränke dort
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