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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Weisheit er ihnen wohl vermitteln würde, »sollten wir da
draußen schön vorsichtig sein.«
Nun merkt man ihm aber wirklich sein Alter an, dachte Rebus, während er darauf wartete, hinter
Lauderdale das Büro verlassen zu können. Die Serie Hill Street Blues war schon sehr lange
vorbei. Auf dem Flur, nachdem die Tür hinter ihnen zugegangen war, packte Lauderdale Rebus am
Arm. Seine Stimme klang wie ein nervöses Zischen.
»Sieht so aus, als wäre der Chief Super auf dem absterbenden Ast, was? Kann nicht mehr lange
dauern, bis die da oben merken, was hier los ist, und ihn vorzeitig pensionieren.« Er versuchte,
sich seine Schadenfreude nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Ja, dachte Rebus, ein oder zwei
Patzer, die für Wirbel in der Öffentlichkeit sorgten, würden reichen. Und er fragte sich... er
fragte sich, ob Lauderdale skrupellos genug wäre, mit diesem Hintergedanken einen solchen Wirbel
zu inszenieren.
Irgendjemand hatte den Zeitungen einen Tipp wegen Operation Hush Puppies gegeben. Mein
Gott, das schien schon so lange her zu sein. Hatte er nicht Chris Kemp gebeten, da ein bisschen
nachzubuddeln? Er musste unbedingt dran denken, ihn zu fragen, was er rausgekriegt hatte. Und
außerdem war noch so viel zu tun...
Er befreite gerade seinen Arm mit einer heftigen Bewegung aus Lauderdales Griff, da ging Watsons
Tür wieder auf, und Watson stand da und starrte die beiden an.
Rebus fragte sich, ob sie so schuldbewusst und verschwörerisch aussahen, wie er sich fühlte. Dann
verharrte Watsons Blick auf ihm.
»John«, sagte er, »Mr. Jack hat angerufen. Er sagt, er wäre sehr dankbar, wenn Sie bei ihm
vorbeikommen könnten. Offenbar hat er etwas mit Ihnen zu besprechen...«

Rebus drückte auf die Klingel an dem verschlossenen Tor.
Die Stimme, die aus der Sprechanlage kam, war die von Urquhart.
»Ja?«
»Inspector Rebus, ich möchte zu Mr. Jack.«
»Ja, Inspector, ich komme sofort.«
Rebus schaute durch das Gitter. Der weiße Saab stand vor dem Haus. Er schüttelte bedächtig den
Kopf. Manche Leute lernten es nie. Ein Reporter wurde von den am Straßenrand parkenden Autos
losgeschickt, um zu fragen, wer Rebus wäre. Die anderen Reporter und Fotografen hatten Zuflucht
in den Autos gesucht, wo sie Radio hörten und Zeitung lasen. Suppe oder Kaffee wurde aus
Thermosflaschen in Becher geschenkt. Sie hatten sich dauerhaft hier niedergelassen. Und sie
langweilten sich. Während Rebus wartete, pfiff ihm ein eisiger Wind um die Nase, drang durch
einen Spalt zwischen Jacke und Hemdkragen und rann ihm über den Nacken wie Eiswasser. Er
beobachtete, wie Urquhart aus dem Haus kam und offenbar versuchte, den Wirrwarr von Schlüsseln in
seiner Hand zu ordnen. Der ausgesandte Reporter stand immer noch neben Rebus und hielt sich
nervös zuckend bereit, Urquhart seine Fragen zu stellen.
»Die Mühe würde ich mir sparen, Junge«, riet ihm Rebus.
Urquhart war nun am Tor.
»Mr. Urquhart«, blubberte der Reporter los, »haben Sie zu Ihrer früheren Aussage etwas zu
ergänzen?«
»Nein«, sagte Urquhart kühl und öffnete das Tor. »Aber ich wiederhole es gerne für Sie, wenn Sie
möchten: Verschwindet!«
Und damit knallte er das Tor zu, nachdem Rebus es passiert hatte, schloss es ab und rüttelte noch
einmal kräftig an den Gitterstäben, um sich zu vergewissern, dass es auch wirklich zu war. Der
Reporter ging säuerlich lächelnd zu einem der Autos zurück.
»Sie werden ja richtig belagert«, bemerkte Rebus.
Urquhart sah aus wie jemand, der ein oder zwei Nächte zu oft nicht geschlafen hatte. »Es ist
teuflisch«, vertraute er ihm auf dem Weg zum Haus an. »Tag und Nacht sind die da draußen. Weiß
der Himmel, was die zu bekommen hoffen.«
»Ein Geständnis?«, wagte sich Rebus vor. Er wurde mit einem matten Lächeln belohnt.
»Das, Inspector, werden sie niemals bekommen.« Das Lächeln wich aus seinem Gesicht. »Aber ich
mache mir wirklich Sorgen um Gregor... wie ihn das alles mitnimmt. Er ist... nun ja, Sie werden's
ja selber sehen.«
»Irgendeine Vorstellung, weshalb er mich sprechen will?«
»Das wollte er mir nicht sagen. Inspector...« Urquhart war stehen geblieben. »Er ist ziemlich
fertig. Ich meine, er könnte alles Mögliche sagen. Ich hoffe nur, dass Sie Wahrheit von
Fantasie unterscheiden können.« Dann ging er weiter in Richtung Haus.
»Verdünnen Sie immer noch seinen Whisky?«, fragte Rebus.
Urquhart sah ihn prüfend an, dann nickte er. »Das ist aber letztlich keine Lösung,

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