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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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großen Schluck, dann rieb er mit der Kante des Glases über
seinen rot entzündeten Finger.
»Ich möchte mit Ihnen reden, Inspector Rebus.«
Rebus setzte sich und sank und sank... »Ja, Sir?«
»Ich möchte ein paar Dinge über mich erzählen... und vielleicht indirekt auch über Liz.«
Eine weitere vorbereitete Rede, eine weitere, gut durchdachte Eröffnung. Dabei waren nur sie
beide im Raum; Urquhart hatte gesagt, er würde eine Kanne Kaffee machen. Rebus, der immer noch
nervös von der Besprechung bei Watson war, hatte um Tee gebeten. Helen Greig war anscheinend zu
Hause. Ihre Mutter war krank - »mal wieder«, wie Urquhart bemerkte, bevor er Richtung Küche
abmarschierte. Treu ergebene Frauen: Helen Greig und Cath Kinnoul. Hündisch ergeben. Und
Elizabeth Jack?
Die trieb's wohl eher wie eine läufige Hündin... Furchtbar, so etwas von jemandem zu denken!
Besonders von Toten, besonders von einer Frau, der er nie begegnet war! Einer Frau, der es Spaß
machte, sich an einen Bettpfosten fesseln zu lassen, um ein bisschen...
»Es hat nichts zu tun mit... ach, ich weiß nicht, vielleicht ja doch.« Jack dachte einen
Augenblick nach. »Wissen Sie, Inspector, ich werde das Gefühl nicht los, dass Liz vielleicht
diese Geschichten über mich gelesen hat, sich darüber aufgeregt hat, und dann irgendwas
Unüberlegtes... oder deshalb nicht zurückgekommen ist... und vielleicht ...« Er sprang auf, ging
zum Fenster und starrte mit leerem Blick hinaus. »Was ich eigentlich sagen will: Wenn es nun
meine Schuld ist?«
»Schuld, Sir?«
»Schuld an Liz'... Ermordung. Wenn wir zusammen gewesen wären, wenn wir hier zusammen
gewesen wären, dann wäre das vielleicht nie passiert. Es wäre einfach nicht passiert.
Verstehen Sie, was ich meine?«
»Es hat keinen Sinn, sich etwas vorzuwerfen, Sir...«
Jack fuhr zu ihm herum. »Aber genau das ist es, ich werfe es mir vor.«
»Setzen Sie sich doch wieder, Mr. Jack...«
»Sagen Sie Gregor, bitte.«
»Okay... Gregor. Und jetzt setzen Sie sich bitte und versuchen Sie, sich zu beruhigen.«
Jack gehorchte. Der Verlust eines geliebten Menschen wirkte sich auf jeden Menschen anders aus.
Schwache wurden stark und Starke schwach. Ronald Steele warf mit Büchern um sich, Gregor Jack
wurde... erbärmlich. Er kratzte sich schon wieder am Finger. »Aber das alles ist doch pure
Ironie«, fauchte er.
»Wie meinen Sie das?« Rebus hoffte, der Tee würde endlich gebracht werden. Vielleicht würde Jack
sich in Urquharts Gegenwart zusammenreißen.
»Diese Sache mit dem Bordell«, sagte Jack und fixierte Rebus mit seinem Blick. »Damit fing doch
alles an. Und der einzige Grund, weshalb ich dort war...«
Rebus beugte sich vor. » Weshalb waren Sie dort, Gregor?«
Gregor Jack zögerte, schluckte, holte tief Luft und schien zu überlegen, ob er antworten sollte
oder nicht.
»Um meine Schwester zu sehen.«
Im Zimmer herrschte so tiefes Schweigen, dass Rebus seine Armbanduhr ticken hören konnte. Dann
flog die Tür auf.
»Tee«, sagte Ian Urquhart und kam ins Zimmer.
Rebus, der eben noch so sehnsüchtig auf Urquharts Erscheinen gewartet hatte, konnte nun kaum
erwarten, den Mann wieder loszuwerden. Er stand auf und ging zum Kaminsims. Die Karte von der
»Meute« stand noch da, doch nun war sie von über einem Dutzend Beileidskarten umgeben - einige
von anderen Abgeordneten, einige von Verwandten und Freunden, einige aus der
Öffentlichkeit.
Urquhart schien die gespannte Atmosphäre im Raum zu spüren. Er stellte das Tablett auf einen
Tisch und ging, ohne ein Wort zu sagen, wieder hinaus. Die Tür war kaum zugegangen, da sagte
Rebus: »Was soll das heißen, Ihre Schwester?«
»Genau das. Meine Schwester arbeitete in diesem Bordell. Das heißt, ich vermutete es, jemand
hatte es mir gesagt. Ich dachte, das ist vielleicht ein Scherz, ein schlechter Scherz. Vielleicht
eine Falle, um mich in ein Bordell zu locken. Eine Falle und ein Trick. Ich habe lange und
intensiv darüber nachgedacht, bevor ich dorthin gegangen bin, aber ich bin trotzdem gegangen. Er
schien sich seiner Sache zu sicher.«
»Wer?«
»Der Anrufer. Ich bekam häufiger so merkwürdige Anrufe...« Ach ja, danach hatte Rebus ihn auch
fragen wollen. »Jedes Mal, wenn ich ans Telefon kam, hatte der Anrufer bereits aufgelegt. Doch
eines Abends war ich direkt am Apparat, und da sagte er zu mir: Ihre Schwester arbeitet in
einem Bordell in der New Town. Er gab mir die Adresse und sagte, wenn ich gegen Mitternacht
käme,

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