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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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würde sie gerade ihre... Schicht beginnen.« Er kaute an den Worten wie an etwas
Ungenießbaren. Aber er wagte es nicht, sie auszuspucken, sondern kaute immer weiter, angestrengt
bemüht, nicht zu schlucken... Er schluckte.
»Also bin ich hingegangen, und sie war da. Der Anrufer hatte die Wahrheit gesagt. Ich versuchte
gerade, mit ihr zu reden, als die Polizei hereinkam. Aber es war außerdem eine Falle. Die Presse
war da...«
Rebus erinnerte sich an die Frau im Bett, wie sie mit den Beinen gestrampelt hatte, wie sie für
die Fotografen ihr T- Shirt hochgehoben hatte...
»Warum haben Sie damals nichts davon gesagt, Gregor?«
Jack lachte schrill. »Das war ja schon alles schlimm genug. Hätte es die Sache vielleicht besser
gemacht, wenn ich allen erzählt hätte, dass meine Schwester eine Nutte ist?«
»Und warum erzählen Sie es mir jetzt?«
Seine Stimme war ganz ruhig. »Es sieht so aus, Inspector, als hätte ich ein paar Probleme. Ich
versuche lediglich abzuwerfen, was ich nicht brauche.«
»Sie müssen also gewusst haben, Sir... Sie müssen die ganze Zeit gewusst haben, dass es
irgendjemand darauf abgesehen hat, Sie ganz tief stürzen zu sehen.«
Jack lächelte. »O ja.«
»Und haben Sie eine Ahnung, wer? Ich meine, irgendwelche Feinde?«
Wieder dieses Lächeln. »Ich bin Abgeordneter, Inspector. Es ist ein Wunder, dass ich überhaupt Freunde habe.«
»Ach ja, die Meute . Könnte einer von denen...?«
»Inspector, ich habe mir das Hirn zermartert und bin einer Lösung keinen einzigen Schritt näher
gekommen.« Er sah Rebus an. »Ehrlich.«
»Sie haben die Stimme des Anrufers nicht erkannt?«
»Sie war sehr stark gedämpft. Schroff. Vermutlich ein Mann, aber es hätte ehrlich gesagt auch
eine Frau gewesen sein können.«
»Na schön, dann kommen wir zu Ihrer Schwester. Erzählen Sie mir von ihr.«
Das war schnell erzählt. Sie war jung von zu Hause fortgegangen und hatte nie mehr von sich hören
lassen.
Vage Gerüchte über London und eine Heirat waren im Laufe der Jahre nach Norden gelangt, aber mehr
nicht. Und dann der Telefonanruf...
»Woher konnte der Anrufer davon wissen? Wie könnte er es herausgefunden haben?«
»Das ist in der Tat eine gute Frage, denn ich habe nie jemandem von Gail erzählt.«
»Aber Ihre Schulfreunde müssten sich doch an sie erinnern?«
»Vage, vielleicht. Aber ich bezweifle, dass sich jemand wirklich an sie erinnert. Sie war in der
Schule zwei Klassen unter uns.«
»Halten Sie es für möglich, dass sie hierher zurückkam, um sich zu rächen?«
Jack breitete die Hände aus. »Rächen, wofür?«
»Nun gut, sagen wir Neid.«
»Warum hat sie sich dann nicht einfach gemeldet?«
Das war auch eine gute Frage. Rebus musste versuchen, sich mit ihr in Verbindung zu setzen,
sofern sie noch in der Gegend war. »Sie haben seitdem nichts mehr von ihr gehört?«
»Vorher nicht und nachher auch nicht.«
»Warum wollten Sie sie denn überhaupt sehen, Gregor?«
»Erstens, weil es mich wirklich interessierte.« Er verstummte.
»Und zweitens?«
»Zweitens... ich weiß nicht, vielleicht um sie von dem abzubringen, was sie tat.«
»Im Interesse Ihrer Schwester oder in Ihrem eigenen?«
Jack lächelte. »Sie haben natürlich Recht. Schlecht fürs Image, wenn man eine Schwester hat, die
auf den Strich geht.«
»Es gibt schlimmere Formen der Prostitution als Hurerei.«
Jack nickte beeindruckt. »Sehr tiefsinnig, Inspector. Darf ich das in einer meiner Reden
verwenden? Obwohl ich vermutlich nicht mehr viele halten werde. Egal, wie man's dreht, meine
Karriere ist den Bach runter.«
»Man sollte niemals aufgeben, Sir. Denken Sie an Robert the Bruce, der auch nicht aufgegeben hat
im Kampf gegen die Engländer.«
»Die Anekdote mit der Spinne meinen Sie? Ich hasse Spinnen. Liz hasst sie auch.« Er hielt inne.
» Hasste sie.«
Rebus wollte das Gespräch beschleunigen. Jack hat zu viel Whisky getrunken. »Darf ich was zu
dieser letzten Party in der Deer Lodge fragen?«
»Was denn?«
»Zunächst mal, wer war alles da?«
Die Anforderung an sein Gedächtnis schien Jack zu ernüchtern. Nicht dass er dem, was Barney Byars
Rebus bereits erzählt hatte, viel hinzufügen konnte. Es war ein gemütlicher Plauderabend gewesen
mit reichlich Alkohol, gefolgt am nächsten Morgen von einer Wanderung auf einen Berg in der Nähe,
Mittagessen - im Heather Hoose - und dann zurück nach Hause. Das Einzige, was Jack bedauerte,
war, dass er Helen Greig eingeladen hatte.
»Ich glaube nicht, dass sie den besten

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