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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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willst, Waldemar, aber könnte es nicht sein, dass die Dame allen Grund hatte,
möglichst rasch zu verschwinden?« Krokowski steckte den Notizblock wieder ein, starrte
ins Leere und ließ den Zeigefinger der linken Hand über das Kinn gleiten. »Vergessen
wir nicht, wer dieser Morell ist. Nämlich ein Journalist.«
    »Und sie
eine Informantin, meinst du?«
    »Spricht
etwas dagegen?«
    »Wenn du
mich so fragst – nein. Davon abgesehen, dass uns die Beweise fehlen.«
    »Und was
ist mit dem Ort, an dem das Treffen stattgefunden hat?«, ereiferte sich Krokowski,
offenbar ganz in seinem Element. »Abgelegener als das Mausoleum geht es ja wirklich
nicht. Du verstehst, was ich damit sagen will, Waldemar?«
    Naujocks
nickte. »Wieso sich die Mühe machen, durch den halben Schlosspark zu stiefeln, wenn
man sich ebenso gut im Hinterzimmer eines Cafés treffen könnte.«
    »Genau.
Was bedeutet, dass die Informationen, die es an den Mann zu bringen galt, überaus
brisanter Natur waren.«
    »So brisant,
dass der oder die Täter bereit waren, über Leichen zu gehen.«
    »Ich sehe,
wir sind uns einig.« In Gedanken beim Tathergang, verfiel Krokowski ins Brüten.
»Fragt sich, was so wichtig ist, dass man beschließt, eine derart ruchlose Tat zu
begehen.«
    »Darüber,
mein lieber Kroko, können wir derzeit nur spekulieren.« Naujocks atmete tief durch.
»Ich denke, es ist das Beste, auf dem Boden der Tatsachen … Mensch, Paule, was schleppst
du denn mit dir rum?«
    Paul Gersdorf,
Naujocks’ rechte Hand, strahlte über das ganze Gesicht und hielt seinem Vorgesetzten
ein Plastiksäckchen vor die Nase, bei dessen Anblick sich seine Miene schlagartig
erhellte. »Ein Walkie-Talkie!«, verkündete er mit stolzgeschwellter Brust und reichte
seinen Fund an Naujocks weiter. »Nicht übel, oder?«
    »Darf man
fragen, wo Sie das Sprechfunkgerät gefunden haben, Gersdorf?«
    Der Kriminalassistent,
ein Sunnyboy Anfang 20, der fortwährend zu lächeln schien, gab bereitwillig Auskunft
und ließ seiner Antwort eine wahre Flut an technischen Details folgen. Dies nahm
mehr Zeit in Anspruch, als Krokowski lieb war, weshalb er nur mit einem Ohr hinhörte
und sich den Ablauf der Tat erneut vorzustellen versuchte.
    Am Ende
war es Naujocks, der ihn wieder in die Gegenwart zurückholte. »Sag mal, hörst du
uns eigentlich zu, Kroko?«, hörte er den Leiter der Spurensicherung sagen, worauf
ihm nichts übrig blieb, als sich wortreich zu entschuldigen. »Sieht so aus, als
seien wir einen Schritt weiter, oder?«
    »Kompliment,
Waldemar – und ein Hoch auf deinen Kollegen.«
    »Die Freude
ist ganz auf meiner Seite. Jetzt müssen wir nur noch diesen Morell aufspüren, und
dann … warum so nachdenklich, Kroko?«
    Morell,
Theodor Morell. Woher kannte er bloß diesen Namen?
    »Ist dir
klar, dass wir es mit einem organisierten Komplott zu tun haben?«
    »Wofür hältst
du mich eigentlich, Kroko?«, entrüstete sich Naujocks und schüttelte den Kopf. »Darauf
wäre ich auch von alleine gekommen.«
    »Tut mir
leid, Waldemar, ich wollte dich nicht …«
    »Klarer
Fall von generalstabsmäßiger Planung, keine Frage. Das Mordopfer wird auf dem Weg
hierher beschattet, unter Umständen bereits im Hotel. Dann, als feststeht, dass
Luise Nettelbeck ihr Rendezvous einhalten wird, ergeht der Befehl, sie umzu… sie
aus dem Weg zu räumen, wollte ich sagen. Ein Schicksal, dem sich ihr Kavalier namens
Morell …«
    Na endlich.
Wurde auch langsam Zeit. Krokowski atmete auf.
    Und starrte
geistesabwesend in die Ferne.
    »… durch
Flucht entzog. Darf man erfahren, worüber sich der Herr Kommissar den Kopf zerbricht?«
    »Darfst
du, Waldemar, darfst du!«, versicherte Krokowski und sah Naujocks mit nachdenklicher
Miene an. »Eins kann ich dir sagen – wenn Tom davon erfährt, wird es ihn glatt vom
…«
    »Stuhl katapultieren!«,
vollendete Naujocks todernst. Und bohrte: »Warum so nachdenklich, Herr Kommissar?«

6
     
    Berlin-Tiergarten (Hansa-Viertel),
Holsteiner Ufer │ 14:20 h
     
    »So geht man mit seiner Mutter nicht
um, Tom. Und das weißt du auch.«
    Um Lea den
Wind aus den Segeln zu nehmen, verzichtete Sydow darauf, ihr die in seinen Augen
passende Antwort zu geben, drosselte das Tempo und parkte seinen Aston Martin vor
dem Haus, in dem sich die Kanzlei von Tante Lus Anwalt befand. Dies war nicht die
Zeit für Diskussionen, schon gar nicht, wenn sie sich um das gestörte Verhältnis
zu seiner Mutter drehten. Der Abschied von Tante Lu war ihm unter die Haut

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