Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
Vom Netzwerk:
aufgerichtet.
    »Hubertus Giese«, beginnt Swensen das Verhör. »41 Jahre alt, am 9. Februar 1962 in Flensburg geboren. Beruf: Feldwebel beim Flugabwehrraketengeschwader 1 in Husum. Richtig?«
    »Ich schnappe euch den Mörder und Ihr wollt mich dafür einsperren? Da läuft doch wohl was falsch, oder?«
    »Ich stelle hier die Fragen, Herr Giese. Sind meine Angaben zur Person richtig?«
    »Das wissen Sie doch! Also, weswegen werde ich hier festgehalten?«
    »Sie haben einen wildfremden Mann überfallen, Herr Giese!«
    »Diese Bestie hat meine Frau umgebracht!«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Sie haben mir selbst das Foto von dieser Kreatur gezeigt. Und ich hab nicht mal drei Wochen gebraucht, bis ich ihn geschnappt hab. Ich schenk ihn euch, auch wenn er bei mir nicht so glimpflich davonkommen würde. Ein Dankeschön können Sie sich sparen. Kann ich nun endlich gehen?«
    Swensen legt zwei Fotos auf den Tisch. Das eine ist das Phantombild und das andere zeigt den jungen Mann von der Kotzenbüller Kirche.
    »Sehen Sie da einen Hauch von Ähnlichkeit?«, fragt der Hauptkommissar.
    »Na und? Fotos können täuschen!«
    »Wenn mich nicht alles täuscht, haben Sie zwei Kriminalbeamte angegriffen und einem ins Gesicht geschlagen. Und Sie haben erst von ihm abgelassen, als ich in die Luft geschossen habe.«
    »Sie hätten beinah diesen Mörder entkommen lassen. Das war reine Notwehr!«
    »Das war Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, § 113 StGB, Herr Giese! Das kann Sie sechs Monate kosten. Vielleicht wäre es gut gewesen, vor solch einer verrückten Aktion mal das ›Handbuch Staatsbürgerkunde‹ durchzublättern.«
    »Als Soldat der Bundeswehr bin ich selbst Vollstreckungsbeamter!«
    »Richtig, dummerweise hatten Sie nur keinen Befehl, Herr Feldwebel!
     
    Swensen spürt seine Knochen, als er die Treppe aus dem Keller in den ersten Stock hinaufsteigt. Im Nachhinein findet er die Idee, in einer der leeren Aufnahmezellen zu übernachten, nicht gerade überzeugend. Aber nach den Verhören war es fast 5 Uhr und er verspürte nicht die geringste Lust durch den Regen noch nach Witzwort zu kurven. Die Uhr in seinem Büro zeigt 8.14 Uhr. Er hat keine zwei Stunden in seiner Kleidung geschlafen und fühlt sich dementsprechend nicht gerade buddhistisch ausgeglichen.
    Hoffentlich muffle ich nicht schon, denkt er.
    Auf dem Schreibtisch liegt das Protokoll von dem Verhör mit Michael Moraht. Ohne großartig nachzudenken, nimmt er es in die Hand und überfliegt den Text.
     
     
    Husum, 25.09.2003
     
    Vernehmung von Michael Moraht
    (weitere Personalien bekannt)
    Herr Moraht wurde am 25.09.2003 von Hauptkommissar Jan Swensen und Oberkommissar Stephan Mielke in die Husumer Polizeiinspektion gebracht. Herr Moraht wurde in das Dienstzimmer 217 geführt. Gemeinsam mit Herrn Moraht wurde anschließend der ›Personalbogen‹ ausgefüllt. Herr Moraht erklärte sich zu einer Tonbandvernehmung bereit. Er gibt Folgendes zu Protokoll …
     
     
    Der Hauptkommissar kann immer noch nicht glauben, was sich bei dieser Vernehmung alles abgespielt hat. Einerseits schwoll Mielkes linkes Auge, der neben ihm im Verhörraum saß, immer weiter zu, andererseits saß da ein junger Mann in verschmiertem Ölzeug, der entweder hervorragend schauspielern konnte oder überhaupt keine Ahnung hatte, was die beiden Beamten von ihm wollten. Swensen holt sich die Situation noch einmal vor Augen. Er sieht, wie er das Phantombild über den Tisch zu Moraht schiebt.
     
    »Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«, fragt Swensen.
    »Wer soll das sein?«
    »Jemand, der wie Sie um Kirchen herumstreift.«
    »Nein, kenn ich nicht. Ich bin immer allein unterwegs.«
    »Was haben Sie mitten in der Nacht an der Kotzenbüller Kirche gesucht?«
    »Darüber sage ich nichts.«
    »Du verkennst offensichtlich deine Lage, Moraht«, zischt Mielke.
    »Sie sind Muggel, die Info ist für Muggel nicht vorgesehen!«
    »Muggel?«, fragt Swensen erstaunt.
    »Harry Potter? Wir haben hier keine Zeit für irgendwelchen hirnrissigen Tüttelkram aus Harry Potter«, bellt Mielke dazwischen. »Es geht hier um Mord und nicht um einen Dummejungenstreich, Freundchen! Du fängst augenblicklich an zu reden, oder es wird für dich äußerst ungemütlich, Moraht!«
    »Die Filmdose, die Sie bei sich hatten, wofür ist die?«
    »Rede endlich Moraht! Verdammt noch mal rede!«
    »Und dieses Zeug da drin, der kleine Teufelskopf mit dem offenen Maul, dieser Zettel mit Namen darauf, was hat das zu

Weitere Kostenlose Bücher