Eidernebel
beschränken.«
»Und wenn nichts dabei herauskommt?«, knurrt Jacobsen.
»Dann erweitern wir den Radius. Die Möglichkeit braucht natürlich Zeit, die wir nicht haben. Der Täter kann jederzeit wieder zuschlagen. Aber am Ende geht er uns mit hoher Wahrscheinlich ins Netz. Eure Ermittlungen laufen schon zu lange ins Leere«
»Ich werde mich darum kümmern, dass das LKA Kiel uns bei der Sache unterstützt«, beruhigt Colditz, der die langen Gesichter in der Runde wahrnimmt, die noch mehr Arbeit befürchten.
»Wie ist eigentlich deine Einschätzung zu diesem unangenehmen Macho-Feldwebel?«, meldet sich Silvia Haman zu Wort. »Kann es sein, dass ein Serientäter erst andere Frauen umbringt, bevor er seine eigene Frau tötet?«
»Mir ist kein Fall dieser Art bekannt«, grübelt Helene Klein. »Wie schon erwähnt, normalerweise richtet der Serientäter seinen Hass nicht gegen den realen Verursacher. Aber so etwas kann grundsätzlich nicht ausgeschlossen werden. Mit einem DNA-Test wäre der Verdächtige jedenfalls schnell zu überprüfen.«
»Übrigens, unser Phantombild von diesem Kirchenschleicher können wir wohl vergessen«, erklärt Stephan Mielke. »Bei dem Verhör von unserem Selbstjustiz-Soldaten ist rausgekommen, dass auf Eiderstedt eine merkwürdige Clique von Menschen durch die Gegend zieht, um irgendwelche kleine Gegenstände zu finden, die andere versteckt haben. Geocaching nennt sich dieser neuste Freizeitsport aus dem Internet. Das Phantombild, das wir haben, zeigt anscheinend nur einen von diesen Spinnern.«
»Ein Fehlalarm?«, fragt Colditz ungläubig. »Du meinst, die kommen uns nur zufällig ins Gehege?«
»Das scheint so zu sein«, bestätigt Mielke. »Es gibt selbst an unseren Tatorten in Witzwort und Uelvesbüll versteckte Plastikschachteln und Döschen, die diese Typen als Cache bezeichnen.«
»Die sind doch alle im Internet zu Hause!«, regt Silvia sich auf. »Dann wissen die bestimmt auch alle, wie man ohne Mühe an K.-o.-Tropfen kommt. Wir sollten die Wohnungen dieser Geocacher durchsuchen lassen.«
»Es gibt keinen konkreten Verdacht«, greift Colditz ein. »Da wird kein Staatsanwalt mitziehen, Silvia.«
»Aber wenn die sich im Internet verabreden, können wir sie dann nicht zumindest alle zusammentreiben und durch die Mangel drehen?«, ereifert sich Jacobsen.
»Ich hab mir die offiziellen Seiten im Netz angesehen. Dieses Geocaching wird völlig anonym angeleitet. Jeder, der will, kann sich mit einem Fantasienamen in das Spiel einloggen. Gespielt wird einzeln, ohne dass irgendjemand irgendjemanden kennt. Selbst dieser Michael Moraht, den wir geschnappt haben, konnte uns nichts Großartiges sagen.«
»Herr vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun«, ereifert sich Jacobsen. »Diese Welt gebiert immer mehr Durchgeknallte.«
»Wir sollten aber schon an der Sache dranbleiben«, sagt Colditz. »Wir müssen diese Typen zumindest alle überprüfen.«
»Ich wüsste im Moment nicht, wie wir an diese Geocacher rankommen sollten. Aber ich werde mich noch einmal schlau machen.«
»Okay, dann beenden wir die Besprechung. Wichtig ist, dass die Vorbereitungen für den Gedenkgottesdienst zügig vorankommen. Moin, Moin!«
Colditz sammelt seine Unterlagen zusammen, gibt der Profilerin einen Wink und verlässt mit ihr gemeinsam den Raum. Swensen erhebt sich erst, als schon die meisten Kollegen verschwunden sind.
»Wollen wir heut Nachmittag gemeinsam nach Witzwort rüber?«, fragt Silvia Haman beim Rausgehen.
»Machen wir«, bejaht Swensen und geht langsam auf den Flur hinaus, der schon wieder menschenleer ist. Hinten, am anderen Ende, tritt ein Mann aus Püchels Büro. Erst auf den zweiten Blick erkennt der Hauptkommissar, dass es Staatsanwalt Rebinger ist. Mit forschem Schritt marschiert er auf Swensen zu. Erschreckt stellt der fest, wie stark verändert sein Äußeres ist. Das Gesicht wirkt aschfahl und sein einst so ausgeprägtes Doppelkinn ist fast verschwunden.
Der Mann hat mindestes zehn Kilo abgenommen, denkt der Kriminalist und grüßt laut: »Moin, Moin, Herr Rebinger!«
»Guten Tag, Herr Swensen«, grüßt der Staatsanwalt frostig zurück und geht ohne Blickkontakt vorbei.
Swensen stoppt vor Püchels Tür, klopft und tritt ohne abzuwarten ein.
»Mensch, Rebinger hat ja noch mehr abgenommen«, stellt er fest.
Der Polizeirat sitzt in einer Rauchwolke hinter dem Schreibtisch und zündet sich gerade eine neue Zigarette an.
»Antonia hat die Scheidung eingereicht«, sagt
Weitere Kostenlose Bücher