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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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Püchel mit gedämpfter Stimme. »Das behältst du aber für dich. Ich glaub Ulrich ist sowieso ziemlich sauer auf dich, weil er denkt, dass deine Ermittlungen im letzten Jahr zu seiner Ehekrise geführt haben.«
    »Ja, ja«, stellt Swensen fest, »der Überbringer der schlechten Nachricht wurde früher sogar geköpft.«
    »Du bist aber nicht hier, um mit mir über Rebinger zu sprechen, oder?«
    »Nein, ich bin wegen diesem Phantombild des angeblichen Mörders hier, das sie heute in der Husumer Rundschau veröffentlicht haben. Ich fürchte ich bin indirekt nicht ganz unschuldig daran.«
    »Ich hab es doch vorhin schon geahnt«, braust Püchel auf. »Ich kenn doch meine Pappenheimer.«
    »Das sagtest du bereits«, unterbricht der Hauptkommissar und denkt: Mach jetzt keinen Tamtam, Heinz Püchel, während ein Impuls im selben Moment seinen aufkeimenden Ärger beschwichtigt. Ihm fallen die Worte der Metta-Meditation ein: ›Mögest du glückselig, friedvoll und frei von Leiden sein.‹
     
    *
     
    Theodor Bigdowski ist in blendender Stimmung. Der Grund für diesen eher ungewöhnlichen Gemütszustand des Chefredakteurs war ein Anruf aus der Kieler Zentrale der Zeitung. Geschäftsführer Manfred Mauruschat hatte ihn zu der erfreulich gesteigerten Auflage beglückwünscht, die seit der Berichterstattung über die Kirchenmorde auf Eiderstedt zu verzeichnen ist. Die Husumer Rundschau wäre im Moment das Zugpferd, hatte Mauruschat gelobt, das selbst die Verkaufszahlen der anderen Regionalzeitungen aus dem Verlag mit nach oben zieht. Besonders der Artikel über den Libo-Discounter und die ermordeten Frauen, die dort einen Betriebsrat gründen wollten, werde von der Leserschaft aufmerksam verfolgt, was an den massenhaften Zuschriften zu erkennen sei. Deshalb hätte man in Kiel beschlossen, der Husumer Rundschau die volle juristische Rückendeckung für die geplante Serie über diese Frau mit dem fremden Herzen und ihr Phantombild zu geben.
    Mit den Worten »Weiter so, Theodor« hatte Mauruschat das Gespräch beendet und seitdem fühlt sich der Chefredakteur beinahe, als hätte er gerade den Ritterschlag erhalten. Euphorisch greift er nach der heutigen Ausgabe, hält die Titelseite am ausgestreckten Arm vor seine Augen und liest die Schlagzeile zum zigsten Mal: ›Ist das der Mörder von Reimersbude?‹
    Nicht auszudenken, rumort es in ihm, wenn ich meiner anfänglichen Aversion gegen diese abgedriftete Story von Maria nachgegeben hätte. Im Grunde kann es mir doch scheißegal sein, ob diese Herzdame irgendwelche hellsichtigen Fähigkeiten verspürt und ihr der Mörder von Reimersbude im Traum erscheint oder nicht. Es ist einfach eine aberwitzige Story, Herz und Schmerz gewürzt mit Mord, was will man mehr? Unsere Leserschaft reißt uns jede Auflage mit diesem ungeklärten Mordfall aus den Händen, da bin ich mir sicher.
    Theodor Bigdowski summt aufgekratzt vor sich hin, legt die Zeitung zurück auf den Schreibtisch und sieht dabei durch die Glasfront seines Büros drei Männer den Redaktionsraum betreten. Die drei stehen etwas unbeholfen vor den meist besetzten Schreibtischen, hinter denen sich Redakteure und Redakteurinnen in ihre Arbeit vergraben haben. Niemand scheint die Fremdlinge wahrzunehmen, bis einer von ihnen laut in den Raum ruft: »Frau Teske, können wir kurz mit Ihnen reden?«
    Die Stimme, die der Chefredakteur selbst noch in seinem Raum hören kann, lässt seine Alarmglocke läuten.
    Das ist doch dieser Hauptkommissar, denkt er, stürmt aus seinem Büro und erkennt, dass seine Vorahnung noch drastischer dahergekommen ist. Neben dem Hauptkommissar Swensen steht ein mittelgroßer, durchtrainierter Mann mit fast schulterlangen braunen Haaren. Dahinter ein Bekannter aus dem Schützenverein, Staatsanwalt Dr. Ulrich Rebinger. Maria Teske sitzt verdeckt hinter ihrem Monitor, sieht den Chefredakteur an und hebt fragend eine Augenbraue, ob sie sich zeigen soll.
    »Welch eine Überraschung!«, sagt Bigdowski mit süßlichem Unterton, während er der Journalistin mit der Hand zu verstehen gibt, dort zu bleiben, wo sie ist. »Was führt dich in meine bescheidenen Gefilde, Ulrich?«
    »Jetzt zieh hier bitte keine Show ab, Theodor«, kontert der Staatsanwalt unterkühlt. »Wenn aus deinen Gefilden immer bescheidene Töne zu vernehmen wären, müsste ich mich nicht persönlich hierher bemühen.«
    »Da muss dich aber etwas unheimlich wurmen, wenn du gleich zwei Mann Verstärkung dabei hast.«
    »Diese beiden Männer müssen mit

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