Eidernebel
stellen sich in einer Reihe auf. In der Straße sind mehrere Streifenpolizisten dabei, ein Gebäude weiträumig abzusperren und bitten die Menschen hinter die rot-weißen Plastikbänder zurückzutreten. Jean-Claude Colditz hat den Dienstwagen hinter dem SEK-Fahrzeug geparkt und steigt synchron mit Swensen aus. Sie beobachten aus circa 20 Metern Entfernung, wie der Einsatzleiter sich vor seinem Team aufbaut.
»Männer!«, tönt die markige Stimme herüber. »Das kleine Häuschen dort drüben, direkt vor unserer Nase, ist unser Einsatzort. Der Besitzer wurde festgenommenen, weil er Wanzen in einer Privatwohnung angebracht hat. Es gibt einen Schlüssel und ich werde die Haustür aufsperren. Danach gehen wir rein und ihr sichert alle Räume, klar? Klingt wie Routine, trotzdem wissen wir nicht, was uns da drinnen erwartet. Also wachsam bleiben!«
Auf ein Handzeichen stürmt das Kommando, die Schnellfeuergewehre im Anschlag, auf das Backsteingebäude zu. Vier Männer sichern die Hausecken, zwei knien sich links und rechts neben die Eingangstür. Der Einsatzleiter kommt mit dem Schlüssel, steckt ihn ins Schloss und dreht. Gleichzeitig flammen die Lampen auf den Gewehren auf, richten einen gebündelten Lichtstrahl in Schussrichtung. Die Tür geht auf und der Einsatzleiter macht einen Sprung zur Seite. Einer der knienden Beamten zieht sein Gewehr an die Brust und rollt über die Schulter in den Flur des Hauses. Mit einem Ausfallschritt folgt der zweite Mann.
Während Swensen die Szene verfolgt, sieht er im Augenwinkel einen Wagen in die Straße biegen. Am Steuer sitzt Hollmann, der Chef der Spurensicherung. Zwei weitere Fahrzeuge folgen ihm und der Hauptkommissar winkt alle heran.
Wenig später sind die Männer des Teams damit beschäftigt, Aluminiumkoffer aus den Wagen zu wuchten und weiße Overalls überzustreifen. Die beiden Männer vom Einsatzkommando treten entspannt aus der Tür, sprechen mit dem Einsatzleiter und der brüllt herüber: »Das Haus ist sauber! Sie können rein!«
Mit knappen Handbewegungen beordert er die anderen Männer zurück. Die spurten zum Einsatzwagen, steigen wortlos ein und der Motor heult auf.
»Wir ziehen ab!«, ruft der Einsatzleiter aus dem heruntergelassenen Seitenfenster und der Kastenwagen schlängelt sich an den anderen Fahrzeugen vorbei und braust davon.
Swensen geht auf Hollmann zu, der gerade die Kapuze über den Kopf zieht und seinen zerzausten Schnauzer wieder zurechtzupft.
»Du möchtest sicher gleich mit reinkommen?«, fragt er. »Das kann man an deinem Gesicht ablesen. Okay! Wenn du dich dicht hinter mir hältst.«
Hollmann stapft seinem Team hinterher und Swensen folgt ihm. Als sie an Colditz vorbeikommen, hat der das Handy am Ohr.
»Heinz, nun nerv nicht. Die Spurensicherung geht soeben erst rein. Ich melde mich, wenn ich was weiß.«
Swensen muss grinsen und wartet an der Tür, bis Hollmann ihm von innen ein Zeichen gibt. Auf dem Boden im Flur ist bereits eine Filzbahn ausgerollt. Swensen guckt in alle Zimmer und findet einen Raum, der bis an die Decke mit technischen Geräten, Bildschirmen und Computern vollgestopft ist.
»Könnt ihr euch diesen Raum zuerst vornehmen?«, bittet er Hollmann.
Der nickt und schickt zwei Männer hinein, die mit geübten Handgriffen beginnen, Eisenspäne auf die glatten Oberflächen der Schalter und Knöpfe aufzutragen. Swensen übt sich derweil in Geduld, reist mit seinen Gedanken in den Verhörraum der Polizeiinspektion.
Hinter dem Tisch hockt ein in sich zusammengesunkener Wilhelm Rösener, dessen schiefes Lächeln vermutlich nur seinen Seelenzustand verbergen soll.
»Diese winzigen Harmonoum-Wanzen und diese Diskoneantennen haben wir in Ihrer Tasche gefunden, gibt das dafür eine einleuchtende Erklärung?«, fragt Swensen scharf.
»Ich mache nichts anderes als Sie auch«, sagt Rösener mit monotoner Stimme und in seinen kleinen Augen blitzt so etwas wie Trotz auf. »Ich sorge nur für Sicherheit in der Bundesrepublik Deutschland.«
»Ein Wohltäter der Menschheit! Dass ich darauf nicht gleich gekommen bin. Dann erzählen Sie doch einmal, welche Sicherheit in den Privaträumen einer Journalistin gefährdet war?«
»Sie haben keine Ahnung, was hinter den Kulissen der deutschen Wirtschaft alles läuft. Wenn jemand darüber Bescheid weiß, dann bin ich das. Ich kenne alle Abgründe, zu denen Menschen fähig sind. Je weniger sie ahnen, dass man ihre Gespräche mithört, umso abgründiger benehmen sie sich.«
»Was hat das jetzt
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