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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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eigentlich hin muss. Erst nachdem sie den dritten Studenten nach dem Weg gefragt hat, steht sie vor dem Zimmer des Zellbiologen. Sie zupft noch einmal ihre Bluse zurecht und klopft. Eine imposante Erscheinung im hellblauen Hemd, farblich abgestimmten Manschettenknöpfen und einem Schlips in dezentem silbergrau öffnet die Tür. Das zurückgekämmte Haar verleiht ihm eine tatkräftige Note.
    »Teske?«, fragt er.
    »Richtig! Maria Teske von der Husumer Rundschau. Sie sind Herr … Prof. Dr. Metsky?«
    »Genau, kommen Sie doch herein und stören Sie sich nicht an der Unordnung in meinem Zimmer.«
    Die Journalistin nimmt vor dem mit Papieren überladenen Schreibtisch Platz. Der Professor holt seinen Stuhl dahinter hervor und setzt sich neben sie. Sie kramt ihr Notizbuch aus der Handtasche und überfliegt kurz ihre Fragen. Seit sie privat an dem Thema Transplantation recherchiert, hat sich ihr Schwerpunkt mehrfach geändert. Gestartet war sie mit den nicht informierten Angehörigen, die ihre Töchter und Söhne als Ersatzteillager missbraucht sahen. Danach hatte sie sich für die Empfänger selbst interessiert und war dabei auf unerklärliche Phänomene von Wesensveränderungen nach einer Herzverpflanzung gestoßen. Im Internet fand sie die Geschichte eines jungen Mädchens, das vor seiner Operation nie irgendwelche musischen Neigungen besessen hatte. Als diesem Mädchen dann das Herz eines 20-jährigen Jungen eingesetzt worden war, begann sie leidenschaftlich zu komponieren. Eine Fähigkeit, die nachweislich der Spender besessen hatte.
    Bei den normalen Schulmedizinern war sie mit diesem Phänomen gegen eine Mauer gelaufen. Die versicherten, medizinisch ließe sich kein Zusammenhang zwischen einer Transplantation und einer Wesensveränderung eines Patienten belegen. Sie erklärten es sich mit einer sogenannten Phänotophobia, einer unbegründeten Angst vor dem Verlust des Selbst, die eine Folge der Krankheit oder der schweren Operation sein könnte. Die Patienten wären außerdem zuvor einer jahrelangen psychischen Belastung ausgesetzt gewesen. Hinzu kämen die vielen Medikamente und alles zusammen könne dann vielleicht eine Art ›Organfantasie‹ auslösen.
     
    »Herr Pr. Dr. Metsky, sagt Ihnen der Begriff Organfantasie etwas?«
    »Soweit ich weiß, ist das eine Wortschöpfung aus der konservativen Schulmedizin, die damit unerklärliche Persönlichkeitsveränderungen bei Herzempfängern nach einer Transplantation begründet.«
    »Gibt es für Sie als Zellbiologen eine wissenschaftliche Erklärung dafür, dass Menschen mit einem transplantierten Herzen glauben, eine Verbindung zu dem verstorbenen Organspender zu spüren?«
    »Das Herz ist ein ganz besonderes Organ. Es ist in unserem Körper der stärkste Generator von elektromagnetischer Energie. Aus unserem Herzen kommen mehr als 5.000 Millivolt Strom, aus dem Gehirn nur 100 bis 140 Millivolt. Mit der Energie eines Herzens könnte eine kleine Glühbirne zum Leuchten gebracht werden. Dazu kommt das magnetische Feld des Herzens. Mit sensiblen Magnetometern kann dieses Feld nicht nur an jeder Stelle des Körpers gemessen werden, es lässt sich sogar noch aus 30 bis 40 Metern Entfernung orten.«
    »Und was bedeutet das konkret für eine Transplantation?«
    »Nach neuster wissenschaftlicher Erkenntnis verwandelt sich die Materie unserer Welt im feinstofflichen Bereich nur noch in dünne Luft. Schon Einstein bekam heraus, dass unser Universum nicht aus einem leeren Raum besteht, in dem sich einzelne physische Objekte befinden, sondern dass alles ein unteilbares, dynamisches Ganzes ist, in dem Materie und Energie eng miteinander verbunden sind. Die Schulmedizin hat die Rolle der Energie als Informationsträger selbst nach der Entdeckung der Quantenphysik weitgehend ignoriert. Es waren die Quantenphysiker, die spezielle Geräte entwickelten, mit deren Hilfe sich die Frequenzabstrahlungen chemischer Substanzen analysieren ließen. Damit konnte eine neurochemische und elektrochemische Kommunikation zwischen Herz und Gehirn nachgewiesen werden, die weit über die bekannte neurologische Verbindung hinausgeht. Gedanken, Gefühle, Ängste werden nicht nur im Gehirn, sondern auch im Herzen gespeichert und von dort an alle Zellen weitergegeben. Ich bin davon überzeugt, dass dieses ›zelluläre Erinnerungsvermögen‹ mit einem Spenderherz an den Körper des Empfängers weitergegeben werden kann.«
    »Kann ich kurz unterbrechen, Herr Professor«, stoppt Maria Teske den Redefluss

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