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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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einen Flecken Erde, der noch nie mit Blut getränkt wurde?
     
    »Meditation beruht darauf, deine dualistische Bindung aufzulösen, deinen ewigen Kampf Gut gegen Böse zu beenden«, hört Swensen die Stimme von Lama Rinpoche, während er mit seinem Polo auf die Bundesstraße 5 in Richtung Husum biegt. »Wir müssen erkennen, dass wir in jedem Moment ganz gewöhnliche Menschen sind. Es geht nicht darum, größer, reiner, spiritueller und einsichtsvoller als andere zu werden. Wir müssen lernen unsere Unvollkommenheit hinzunehmen, so wie sie wirklich ist, nämlich ganz gewöhnlich. Wer sich seiner Unvollkommenheiten entledigen will, macht sie sich zum Feind. Es ist wie mit dem Atem. Er ist nur wie er ist, ohne dass wir ihn zu gebrauchen suchen.«
     
    20 Minuten später sitzt der Hauptkommissar allein vor einer Tasse grünem Tee im Konferenzraum, versucht sich mit der Atmung zu verbinden und seine Gedanken so zu nehmen, wie sie sind. Doch es bleibt ihm nicht viel Zeit, schon geht die Tür auf. Rudolf Jacobsen ist der Erste, der in den Raum kommt und Jan Swensen ein Superman-Comicheft unter die Nase hält.
    »Schau dir das an, Jan! Superman Action Comics, Nr. 812, in einer Superqualität mit Originalunterschrift vom Autor Joe Kelly. Und nun rate mal, wie wenig ich für dieses Prachtstück hinblättern musste?«
    Der Hauptkommissar guckt sichtlich irritiert erst auf das Titelbild, das einen lederbekleideten Muskelmann auf einem futuristischen Motorrad zeigt, und anschließend auf seinen Kollegen Jacobsen, der mit einem fragenden Gesichtsausdruck auf ihn herabblickt.
    »Na, was meinst du?«, drängt Jacobsen.
    »Also ehrlich, Rudolf, woher soll ich denn das wissen. Fünf Euro?«
    »Fünf Euro! Bist du wahnsinnig! Das ist bei eBay ersteigert, nur 120 Euro.«
    »Wer hier wohl wahnsinnig ist!«, kontert Swensen.
    »Du hast einfach keinen blassen Schimmer, Jan. Das Action-Comics-Heft-Nr.1 hat zurzeit einen Wert von mindestens 150.000 Dollar. Was sagst du nun?«
    »150.000 Dollar?«, fragt Stephan Mielke ungläubig, der gerade den Raum betreten hat und sofort nach dem Heft greift. »Das Teil soll 150.000 Dollar wert sein?«
    »Vorsichtig!«, warnt Jacobsen ängstlich, während immer mehr Kollegen hereinkommen und sich hinter Mielke scharren. »Wenn du da einen Kniff rein machst, ist es gleich viel weniger Wert.«
    »Ich glaub’s nicht, 150.000 Dollar!«, kommentiert ein Flensburger Kollege die Szene.
    »Nicht dieses Heft, das ist keine 150.000 wert!«, korrigiert Jacobsen. »Ich hab von dem ersten Supermanheft gesprochen, ist im Juni 1938 in der USA erschienen. Mein Heft kostet nur 120 Euro.«
    »Für so ’n Schrott bezahlst du 120 Euro?«, fragt Silvia Haman mit hysterischem Unterton. »Ich frage mich, was deine Frau dazu sagen würde? Die muss doch glauben, dass dein Job bei der Husumer Kripo komplett überbezahlt ist.«
    »Im Gegensatz zu dir weiß meine Frau genau, wann sie den Mund halten muss«, braust Jacobsen los.
    »Und ich weiß genau, wann hier die Frühbesprechung stattfindet«, ruft Jean-Claude Colditz lauthals dazwischen. »Könnten alle Supermänner jetzt bitte …, natürlich auch unsere Superfrau, ihre Aufmerksamkeit auf unsere Mordermittlung konzentrieren?«
    Die Gruppe löst sich schlagartig auf und verteilt sich auf die Stühle, die um den Tisch herumstehen. Der Leiter der SOKO wartet geduldig, bis alle sitzen. An der Pinnwand hinter seinem Rücken sind die Fotos der zwei ermordeten Frauen mit Reißnägeln befestigt.
    »Also, Leute, bringen wir uns auf den neusten Stand«, eröffnet Colditz die Besprechung. »Seit gestern Nachmittag haben wir die Identität der Toten. Der Kollege Mielke hat einen guten Job gemacht. Sagst du was dazu, Stephan?«
    Stephan Mielke atmet so tief in die Brust, dass der Stoff seines Oberhemds anspannt. Alle Augen fliegen zum Oberkommissar hinüber, der das Interesse an seiner Person sichtlich genießt.
    »Um es kurz zu machen«, beginnt Mielke mit theatralischer Gestik, »ich hab nur die Vermisstenmeldungen von Schleswig-Holstein durchgeackert und Bingo, der zweite Anruf war ein Volltreffer. Unser Opfer heißt Dorit Missler, wohnte in Friedrichstadt und arbeitete dort in der Supermarktkette Libo. Der Ehemann hat seine Frau bereits identifiziert.«
    »Ohne deine Arbeit schmälern zu wollen, Kollege Mielke«, setzt Silvia Hamann eine ihrer beliebten Spitzen, »aber ich bin einfach neugierig, wie viele Vermisstenmeldungen denn überhaupt in unserem Revier vorlagen?«
    »Was soll

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