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Eidernebel

Eidernebel

Titel: Eidernebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wimmer Wilkenloh
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das jetzt wieder?«, reagiert Mielke verärgert und schaut Hilfe suchend zum Leiter der SOKO hinüber. »Willst du neuerdings meine Arbeit kontrollieren, Silvia?«
    »Es wäre schön, wenn wir uns weiterhin um unseren Mordfall kümmern würden«, interveniert Colditz.
    »Wahrscheinlich gab es nur zwei Vermisstenmeldungen«, mault Silvia Haman.
    »Woher willst du das wissen?«, knurrt Mielke.
    »Schluss mit den Albernheiten!«, unterbricht Colditz. »Ich hab Stephan eingeteilt, das zu prüfen. Ich will, dass ihr bei der Sache bleibt, verdammt noch mal! Ich sag das nicht noch einmal!«
    »Ich berichte kurz, was wir wissen«, setzt Mielke erneut an. »Die Gerichtsmedizin hat den Todeszeitpunkt für Samstag zwischen 23 und 24 Uhr festgelegt. Der Frau wurden Messerstiche in Bauch und Brust zugefügt. Ein vergleichbarer Tathergang, wie wir ihn gerade in der Witzworter Kirche erlebt haben. Aber das Opfer scheint sich schon vorher in den Händen des Täters befunden zu haben. Es wurde tagelang brutal geschlagen. Die Hämatome im Gesicht, an Beinen und Händen waren alle älteren Datums, und ihr Ehemann kann für die Tat definitiv ausgeschlossen werden.«
    Mielke legt eine Pause ein. Aber als niemand der Kollegen Anzeichen macht, sich zu äußern, fährt er fort: »Wie bereits erwähnt, ist die Identität des zweiten Opfers geklärt. Dorit Missler, geborene Hermann, wurde am 3. Januar 1978 in Flensburg geboren. Sie ist seit drei Jahren mit dem Postbeamten Kurt Missler verheiratet. Nach Aussagen der Nachbarn führten sie eine harmonische Ehe. Nie Streit. Auch die Eltern der Frau haben nur Gutes über den Ehemann ausgesagt.«
    »Auf den ersten Blick scheint es erst mal nichts zu geben, was die beiden ermordeten Frauen miteinander verbindet«, stellt Colditz fest. »Andrea Goldschmidt war 18 Jahre alt, Dorit Missler 25 Jahre. Andrea Goldschmidt war Schülerin, Dorit Missler Angestellte in einem Supermarkt.«
    »Das kann ich nur bestätigen«, ergänzt Silvia Haman. »Ich war bei den Eltern unseres ersten Opfers und habe ihnen das Foto vom zweiten Opfer gezeigt. Die haben die Frau noch nie gesehen, haben sie gesagt, und sie glauben auch nicht, dass ihre Tochter sie gekannt hat. Eine Freundin und der Exfreund Peter Kirch waren der gleichen Meinung. Ich fürchte, wir brauchen nicht länger um den heißen Brei herumreden. Der Täter hat seine Opfer wahllos ausgesucht, hat sie vorher wahrscheinlich gar nicht gekannt und es gibt kein persönliches Motiv wie Rache oder Eifersucht.«
    »Halt, das geht mir etwas zu schnell!«, unterbricht Colditz. »So früh dürfen wir in unseren Ermittlungen noch nichts ausschließen. Noch wissen wir nicht einmal eindeutig, ob es sich um ein und denselben Täter handelt! An den Opfern gibt kaum Spuren. Bis jetzt haben wir nur ein paar Stofffasern gefunden. Die Tatorte in der Kirche sind dagegen voll mit Spuren, unzählige Haare beispielsweise, die wir mit hoher Wahrscheinlichkeit keiner konkreten Person zuordnen können. Auch eine verdächtige Reifenspur ist nicht sehr aussagekräftig.«
    »Dafür gibt es übergeordnete Zusammenhänge. Es wurde immerhin zweimal an einem gleichen Tatort gemordet«, unterbricht Silvia Haman. »Es wurde eine ähnliche Waffe benutzt, ein Messer, es wurde brutal auf die Opfer eingestochen. Ich finde, wir können von einem Täter ausgehen, jemand der seiner Wut und seinem Hass freien Lauf lässt. Der Handlungsablauf deutet auf einen rituellen Hintergrund hin. Für mich sieht das jedenfalls verdammt nach einer Handschrift aus.«
    »Und was willst du damit konkret sagen, Silvia?«, fragt Colditz.
    »Na, wir haben doch alle schon klammheimlich daran gedacht. Es spricht einiges für einen Serientäter!«
    »Nicht so schnell mit den jungen Pferden«, unterbricht Swensen, »es gibt schließlich auch andere Möglichkeiten. Beispielsweise ein Trittbrettfahrer. Der erste Mord in Witzwort wurde von der gesamten Presse ausgeschlachtet. Vielleicht hat jemand das mit der Kirche einfach nur kopiert?«
    »Ein mordender Trittbrettfahrer?«, fragt Colditz nachdenklich. »Hast du da einen konkreten Verdacht?«
    »Nun, der erste Mord in Witzwort scheint eine spontane Tat gewesen zu sein«, erklärt Swensen. »Das Opfer ist dem Täter erst kurz vor der Tat begegnet. Der zweite Mord ist da grundlegend anders abgelaufen. Das Opfer hat sich vor dem Mord beim Täter aufgehalten und wurde geschlagen. Spricht dafür, dass er das Opfer vor der Tat gekannt hat. Vielleicht hatten beide eine heimliche

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