Eifel-Connection
ziemlich viel verkauft, billig aber solide.« Sie waren die Herren aller Feuer, kein Brandstifter dieser Welt konnte ihnen etwas vormachen.
Ich ging zu ihnen und fragte: »Können Sie sagen, ob das Feuer gelegt wurde?«
»Wer sind Sie, warum wollen Sie das wissen?«, kam es zurück.
»Verzeihung, mein Name ist Siggi Baumeister. Ich war gestern Morgen hier, noch ehe Kriminalrat Kischkewitz kam. Ich habe die getötete, alte Frau gesehen und fotografiert.«
»Sie sind das! Sie waren mit Emma hier, haben wir gehört. Wie geht es ihr?«
»Gut, danke. Handelt es sich also um Brandstiftung?«
»Mindestens zehn Liter Brandbeschleuniger, wir nehmen mit Sicherheit Superbenzin an«, murmelte der mit dem Klemmbrett freundlich. »Wie geht es denn Rodenstock?«
»Im Moment im Krankenhaus, aber trotzdem gut. Wieso denn zehn Liter Super für den alten Kram hier?«
»Na ja, hier ist jemand ermordet worden. Wenn ich alle Spuren beseitigen will, fackele ich die Hütte ab.«
»Klingt nicht sonderlich einleuchtend«, sagte ich. »Dann hätte man das gleich in der Nacht erledigen können, als die alte Frau tot war.«
»Das ist richtig«, nickte der ohne Klemmbrett. »Aber vielleicht kam der Mörder erst später auf diese Möglichkeit. Vielleicht war es jemand von den Russen in Köln. Die sind doch sauer über die kleinen Freiheiten der Prostitution in ihrem Gewerbe hier in der Eifel. Und das hier war eine kleine Freiheit. Russen mögen so etwas gar nicht. Und die Russen in Bitburg würden das auch nicht mögen. Da hätten wir schon zwei Gruppen, die klarstellen wollen: Macht hier nichts mehr ohne unseren Segen!«
»Schön«, nickte ich. »Klingt einleuchtend. Aber mich würde interessieren, wer hier die Wohnwagen aufstellt, und wer die Frauen hier stationiert. Wer ist das?«
»Ein Schweinehund«, murmelte der mit dem Klemmbrett sanft und freundlich. »Ein ziemlich beschissener Zeitgenosse. Er heißt Antek. Oder sagen wir mal, er will, dass man ihn Antek nennt. Er hat das richtig gut aufgezogen. Er stellt die Wohnwagen auf, er richtet sie ein, sofern man von Einrichtung sprechen kann. Dann tanzen die Frauen bei ihm an, kriegen den Schlüssel und schieben eine Schicht. Dann liefern sie bei ihm seinen Anteil ab, geben den Schlüssel zurück und verschwinden wieder irgendwohin. Es kann auch sein, dass er ihnen ein bisschen mehr abnimmt als seinen Anteil, weil er grundsätzlich glaubt, dass die Frauen ihn bescheißen. Es kann auch sein, dass er ihnen den Schlüssel nur gibt, wenn sie ihren Ausweis bei ihm lassen. Das nehmen wir an, das haben wir gehört. Es kann auch sein, dass sie ihn noch befriedigen müssen, wenn sie den Schlüssel wiederbringen. Wie gesagt, Antek heißt er, wohnt in Blankenheim auf der Kölner Straße, das einzige Haus mit einer Veranda vor dem Eingang. Richtig netter Kerl.« Er sagte das so, als würde er dem richtig netten Kerl mit Vergnügen eins in die Schnauze hauen.
»Kann es nicht sein, dass er das Ding selbst abgefackelt hat?«
»Oh ja, das kann durchaus sein. Aber da fehlt das Motiv, also warum sollte er das tun? Er heißt übrigens mit bürgerlichem Namen Waclav Schibulski, und er hat nicht mal Hartz IV. Es kann auch sein, dass ein zutiefst katholischer Einwohner aus den Nachbardörfern gedacht hat, dass er dem sündigen Tun Einhalt gebieten muss. Also hat er ein paar Liter Benzin als gute Investition betrachtet. Vielleicht war das auch eine wildgewordene Ehefrau, die unter dem Stress lebt, dass ihr Mann hier regelmäßig zu Gast war. Wie Sie sehen, junger Mann, gibt es jede Menge Möglichkeiten. Was ist, Paul? Können wir?«
Paul ohne Klemmbrett nickte.
»Und wer fährt die Reste hier weg?«, fragte ich.
»Das muss Antek machen, es war seine Immobilie. Sagen Sie ihm, wir geben ihm zwei Tage Zeit. Wenn er bis dahin die Reste nicht abtransportiert hat, kommen wir ihn besuchen.«
Der mit dem Klemmbrett sagte das so freundlich und leichthin, als ginge es darum, ein Wiener Schnitzel zu bestellen.
In diesem Augenblick fuhr ein ziemlich auffälliger, schwarzer, großer Audi vorbei, eines dieser Fahrzeuge, die so aussehen, als könne man sie auch als Panzer verwenden. Der Fahrer stoppte kurz, ließ den Wagen langsam weiterrollen, hatte das Fenster unten und starrte uns und die Wohnmobilreste eindringlich an. Er nickte sogar und hob grüßend eine Hand, was ich aus lauter Höflichkeit sofort erwiderte. Dann fiel mir ein, wer er war: Das war Friedhelm Werendonk, der Generalbevollmächtigte des
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