Eifel-Connection
Blackberry von Christian?«, fragte ich.
»Sie haben den Eilantrag der Rechtsanwälte dem Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz zugestellt. Frist vierundzwanzig Stunden«, antwortete Emma. »Da brauchen wir etwas Geduld. Und es droht Ninas Mutter. Sie will kommen.«
»Und ich will das gar nicht«, sagte Nina leise.
»Du kannst deiner Mutter nicht übelnehmen, dass sie sich kümmern will«, sagte ich.
»Du kennst sie nicht«, erwiderte Nina streng.
»Wir brauchen so etwas wie ein Programm«, sagte Emma. »Frage eins: Wie kommen wir an die Blonde heran? Frage zwei: Wie kommen wir an den oder die Menschen heran, die zusammen mit Christian Schaad in dem Steinbruch in Walsdorf waren?«
»In Sachen Christian brauchen wir einen Weg zu Florian Sänger. Das ist der Punkt, den ich versiebt habe. Ich bin aber überzeugt, dass Florian etwas weiß, und sich gar nicht darüber klar ist, dass er etwas weiß. Ich würde vorschlagen, dass Emma die Mutter anruft, ehe wir etwas unternehmen«, sagte ich. »In Sachen unbekannte Blondine würde ich vorschlagen, die Frau von Norbert Bleckmann zu kontaktieren. Vielleicht kann sie das Rätsel auflösen. Und dann noch etwas. Da ist etwas Merkwürdiges passiert. Friedhelm Werendonk, der zweite Mann bei Glatt, tauchte heute bei dem verbrannten Wohnmobil auf. Und zwar so, dass er offensichtlich deutlich daran interessiert war. Wir wissen, dass Glatt mit Norbert Bleckmann Geschäfte machte, aber was sucht sein Geschäftsführer bei einem abgefackelten Wohnmobil? Und vor allem: Woher weiß Glatt überhaupt davon? Dass der tote Norbert Bleckmann etwas mit diesem Wohnwagen, der Toten darin und damit mit der Blonden zu tun hatte, weiß doch nur die Mordkommission, aber niemand in der Öffentlichkeit.«
»Es kann sein, dass Glatt gar nichts davon weiß, sondern nur sein Geschäftsführer Werendonk«, wandte Emma ein.
»Sehr unwahrscheinlich«, widersprach ich. »Dem Vernehmen nach darf niemand in Glatts Imperium ein Geheimnis haben, es sei denn, er teilt es mit Herrn Glatt selbst.«
»Du musst trotzdem sofort die Mordkommission informieren«, mahnte Emma.
»Mache ich. Ich fange morgen früh bei dem Steinbruch in Walsdorf an. Wenn Christian nicht allein war, dann kann das nur jemand gesehen haben, der dort wohnt.«
Nina fasste sich plötzlich an den Bauch, bekam große Augen und sagte: »Ohhh!« Dann verzog sich ihr Gesicht wie im Schmerz.
Emma sagte hastig: »Nicht doch, Kind, nicht doch.« Sie stand so heftig auf, dass ihr Stuhl umfiel. Sie stellte sich hinter Nina, legte ihr die Arme um den Oberkörper und fragte: »Ist es das Kind?«
Nina nickte nur, sie hatte erkennbar Schmerzen.
»Schaffst du es bis zum Sofa?«, fragte Emma.
Nina nickte wieder, hatte plötzlich ein schweißnasses, bleiches Gesicht und versuchte aufzustehen.
»Moment!«, sagte ich und schob Emma zur Seite. Ich fasste Nina unter den Achseln und hob sie hoch. Das war schwierig, weil sie mir nicht helfen konnte, sie hatte in diesem Augenblick keine Kraft.
»Nimm die Beine«, sagte ich hastig zu Emma.
Wir trugen sie zum Sofa, wobei sie dauernd in Furcht und Schmerz wimmerte und sich den Bauch hielt.
»Ich rufe den Notarzt«, sagte Emma polternd. »Ruhe in der Kompanie, den Sohn vom Christian schaffen wir auch noch.« Dann grinste sie angriffslustig, und Nina stieß einen sehr hellen Laut aus, was ganz ähnlich klang wie ein fernes Trompetensignal.
Ich hatte nichts mehr zu tun, außer aufgeregt zu sein.
Emma erledigte derweil die gesamte Logistik in höchster Konzentration, bis sie verkündete: »Der Notarzt kommt, er wird entscheiden.« Dann kniete sie sich vor das Sofa und hielt der Schwangeren die Hand, wobei sie höchst kindliche Laute von sich gab, als habe die junge Frau Mumps oder eine Mandelentzündung.
Der Notarzt kam mit grellem Blaulicht, aber ohne Sirene nach einer halben Stunde vorgefahren und ging die Situation kühl und sachlich an. Er war ein hagerer Mann um die Vierzig mit aschblondem Haar. Er schickte mich und Emma kurzerhand aus dem Raum und widmete sich Nina.
Derweil stand ich mit Emma vor der Haustür, wir rauchten, und sie flüsterte: »Hoffentlich geht das nicht schief.«
»Vielleicht ist es besser, sie fährt heim und hält sich raus aus dieser Sache hier«, murmelte ich.
»Das ist doch blasse Theorie«, korrigierte sie mich arrogant. »Wenn sie allein ist, sind ihre Fantasien doch viel heftiger.«
»Ich habe in der letzten Zeit so wenig Kinder gekriegt«, wehrte ich ab. »Ich
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